Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

Berichtspflicht aus zumindest zwei Gründen innovationsfördernd wirkt. So kann häufi- geres Berichten und damit die dadurch gesteigerte Transparenz den Zugang eines Unternehmens zu den Finanzierungsbedin- gungen verbessern, indem die Eigenkapital- kosten sinken. Diesen Schluss zogen Fu, Kraft und Zhang 2012 in „Financial Repor- ting Frequency, Information Asymmetry, and the Cost of Equity“. Geringere Eigen- kapitalkosten bedeuten bessere Finan- zierungsbedingungen und damit mehr Investitionen in Innovation, was sich in signifikanten materiellen und immate- riellen Vermögensgütern niederschlägt. Auch bedeutet eine höherfrequentes Berichtswesen ein Monitoring des Un- ternehmens durch den Kapitalmarkt und ein Disziplinierungsinstrument für das Management, das abgeneigt ist, in lang- fristige Projekte zu investieren. Moral- Hazard-Modelle behaupten, dass Manager ohne angemessene Disziplinierung dazu tendieren, suboptimal in kurzfristige Projek- te investieren, um schnellere und sichere Returns zu generieren. Oftmaliges Repor- ting sorgt dafür, dass verschiedene Kapital- marktgruppen wie Analysten, Short-Seller und Regulatoren das Unternehmen unter die Lupe nehmen, und auch dafür, dass das - Management motiviert wird, langfristig und dadurch wertsteigernd zu investieren. Im Einklang mit dieser Ansicht steht das Ergebnis der Arbeit von Balakrishnan und Ertan von 2018 mit dem Titel „Banks’ Financial Reporting Frequency and Asset Quality“, in der zum Ausdruck kommt, dass sich die Qualität der Kreditportfolios mit der steigenden Reporting-Frequenz verbes- sert. Diese Gemengelage unterschiedlicher Befunde über die Existenz, Richtung und wirtschaftliche Größe der Effekte einer Reporting-Frequenz auf die Innovation von Unternehmen bedeutet eine Menge unbe- antworteter empirischer Fragen. Häufiges Berichten kann aber auch große Außeneffekte für Firmen der Peergroup haben. Zum einen verringert eine höhere Berichtsfrequenz möglicherweise die Infor- mationsasymmetrie und hilft den Mitbe- werbern, Investmentopportunitäten zu iden- tifizieren oder Agency-Friktionen zu verrin- gern. Dieses Öffentlichmachen von Infor- mationen wird wahrscheinlich einen positi- ven Effekt auf die Innovationsfreudigkeit der Wettbewerber ausüben. Zum anderen kann das kurzsichtige Verhalten einer häufig berichtenden Firma kurzfristigen Perfor- mancedruck auf die Mitbewerber erzeugen und Innovation verhindern. Deshalb liegt der Netto-Außeneffekt einer höheren Be- richtsfrequenz anfangs im Dunkeln. Eventstudien Die fünf Autoren stellen in ihrer Unter- suchung auf die Änderungen in der Be- richtsfrequenz in den USA ab. Dabei wer- den die Daten von Firmen, die sich mit einer Änderung der Berichtshäufigkeit aus- einandersetzen mussten, mit ihrer Bran- chen-Peergroup verglichen, wo es zu keiner Änderung in der Frequenz der Berichter- stattung gekommen ist. Die DES erfordert eine jährliche Berichterstattung börsen- notierter Unternehmen seit 1934, erhöhte die Frequenz auf halbjährliche Rechnungs- legung im Jahr 1955 und fixierte schließ- lich 1970 die Einführung von Quartals- berichten. Zwei Event-Studien (siehe gleichnamige Tabelle) führten die Autoren durch, um die Auswirkung der Frequenz der Berichterstattung auf den Firmenwert zu messen. Die Hypothese lautet: Wenn ei- ne häufigere Berichterstattung dafür sorgt, dass das Management kurzsichtiger agiert, muss der Firmenwert fallen. Untersucht man ein dreitägiges Zeitfenster rund um den 15. September 1969 – das Datum der Bekanntgabe der SEC, auf quartalsweises Reporting umzusteigen, und das erste Event –, so lässt sich eine signifikant nega- tive Rendite von einem Prozent für Firmen mit halbjährlicher Berichtsfrequenz nach- weisen, nicht aber für solche Unternehmen, die bereits früher das quartalsweise Repor- ting eingeführt hatten. Daraus lässt sich folgern, dass die Implementierung des vier- teljährlichen Reportings für die halbjährlich Berichtenden mit Nettokosten verbunden ist, was erklärt, warum diese Firmen nicht freiwillig auf eine quartalsweise Bericht- erstattung umgestellt hatten. Während also die Verpflichtung zur quar- » Häufiges Berichten führt offenbar zu Kurzsichtigkeit des Managements betreffend Innovationen. « Arthur Kraft, Lektor an der Cass Business School der City University of London Verteilung der Stichprobe Unterschiedliche Berichtsanforderungen in drei Zeitabschnitten Zeitabschnitte Fallzahlen Frequenz = jährlich = halbjährlich = 3-mal jährlich = quartalsweise Total (%) 1951–1954 501 7,78 % 22,55 % 2,99 % 66,67 % 5,06 % 1955–1969 5.929 1,08 % 10,47 % 1,84 % 86,61 % 59,86 % 1970–1973 3.474 0,55 % 1,64 % 1,21 % 96,60 % 35,08 % Gesamt 9.904 1,23 % 7,99 % 1,68 % 89,11 % 100,00 % Anzahl der gelisteten US-Firmen 1.117 58 189 128 1.089 Während des 1. Zeitfensters mussten Firmen einmal pro Jahr berichten, jedoch berichteten 22,55 Prozent bereits zweimal pro Jahr, 2,99 Prozent dreimal (Umstellung von halbjährlich auf quartalsweise) und 66,67 Prozent quartalsweise. Von 1955 bis 1969 waren Halbjahresberichte bereits verpflichtend, und 86,61 Prozent berichteten hier im Quartalsrhythmus. Von 1970 bis 1973, als die Berichtsfrequenz auf viermal pro Jahr erhöht wurde, gaben schon 96,60 Prozent der Firmen Quartalsberichte ab. Quelle: Studie 80 N o. 1/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | BE R I CHT S F R EQUENZ UND I NNOVAT I ONEN FOTO : © CA S S BU S I NE S S SCHOOL

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=