Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

ten wissen, ob und wie sich die Regulierung bezüglich der Berichtshäufigkeit auf die Innovationskraft von Unternehmen aus- wirkt. Innovation bedeutet Abweichung von Althergebrachtem, von Routineabläufen, bedeutet die Erkundung neuer Lösungswe- ge für bekannte Probleme, ist oft eine Quer- schnittsmaterie und stellt vor unkalkulier- bare Schwierigkeiten. Dazu kommt eine hohe Wahrscheinlichkeit des Scheiterns – man denke nur an Merck und Sanofi, die sich aus der Coronaimpfstoffforschung ohne positives Resultat zurückziehen mussten. Um die Motivation für Innovationen wirk- sam zu fördern, müssen Manager vor kurz- fristigem externem Druck geschützt und Fehlschläge toleriert werden, hielt Gustavo Manso 2011 in „Motivating Innovation“ fest. Eine häufigere Berichtspflicht nach außen erhöht wahrscheinlich den kurzfris- tigen Druck der Kapitalmärkte und drängt Manager in eine Position, wo das Nichter- reichen kurzfristiger Ertragsziele weniger toleriert wird. Eine hochfrequente Berichts- pflicht verleite daher Manager dazu, sich auf die kurzfristige Gewinnsituation zu fo- kussieren und weniger Wert auf Innovation zu legen, anstatt langfristig wertsteigernd zu agieren. Diese Hypothese wird durch einige theoretische Arbeiten unterstützt und steht in engem Zusammenhang mit Berichts- häufigkeit und Investitionen. So haben etwa Kraft, Vashishtha und Venkatachalam 2018 in „Frequent Financial Reporting und Ma- nagerial Myopia“ festgehalten, dass an den US-Börsen gelistete Firmen ihre Investi- tionstätigkeit nach einem Anstieg der Be- richtshäufigkeit verringern. Für Großbri- tannien und Singapur fanden andere Kapi- talmarktforscherteams hingegen keinerlei Hinweis auf einen solchen Zusammenhang. Der Ansatz von Fu, Kraft, Tian, Zhang und Zuo fokussiert sich auf Innovationen und unterscheidet sich von den genannten Arbeiten auf zweierlei Weise. Erstens haben Innovationen im Unterschied zu klassischen Investitionen, die die Unternehmensgewin- ne nur graduell in Form von Abschreibun- gen belasten, einen langfristigen Charakter, sie sind riskant und stellen ein idiosynkrati- sches Investment in immaterielle Vermö- genswerte und Innovationsausgaben etwa im Bereich Forschung und Entwicklung dar, die sich unmittelbar negativ auf den Ge- winn vor Steuern auswirken. Gemäß den GAAP (U.S. Generally Accepted Accoun- ting Principles) werden nämlich fast alle Ausgaben für Forschung und Entwicklung sofort in Abzug gebracht. Dieser Charakter der Aufwendungen für Innovation macht sie anfällig für kurzfristigen Druck infolge häu- figer Berichtslegung und kann dann zu unternehmerischer Kurzsichtigkeit führen, indem man solche Ausgaben besser unter- lässt. Zweitens kann das Autorenquintett so- wohl die Quantität als auch die Qualität der Innovationen eines Unternehmens am Inno- vations-Output, abzulesen an den Patent- informationen, messen. Interessanterweise gibt es auch wissen- schaftliche Literatur, in der die Ansicht vertreten wird, dass eine engmaschigere Eine häufige und genauere Berichterstattenung über die Geschäftsentwicklung börsennotierter Unternehmen ist aus der Sicht der Investoren unverzichtbar, allerdings bezahlt man auch für diese höhere Transparenz einen Preis: Die Innovationskraft nimmt ab. N o. 1/2021 | www.institutional-money.com 79 T H E O R I E & P R A X I S | BE R I CHT S F R EQUENZ UND I NNOVAT I ONEN

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