Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

W enn man, wie Steve Jobs gezeigt hat, Dinge wie den iPod, das iPhone und das iPad erfindet, besitzt man nach wenigen Jahren das wert- vollste Unternehmen der Welt. Wenn man, wie dies die deutsche Autoindus- trie erlebt, zu lange an einem fast 150 Jahre alten Fahrzeugkonzept festhält, wird man von einem wagemutigen Süd- afrikaner namens Elon Musk vorge- führt. Ehrgeiz und Erfindungsreichtum einzelner weniger Menschen sind der Treiber unseres Wirtschaftssystems, ihr Instrument ist die Innovation. Diese Erkenntnis macht das Thema auch für die Wissenschaft zum Forschungsgegen- stand. Wie wirken sich staatliche Innova- tionsfördermaßnahmen aus oder wie wich- tig ist der Schutz geistigen Eigentums für die Innovationskraft eines Landes? Das sind Fragen, die von Akademikern untersucht werden, um einerseits das Phänomen Inno- vation besser zu verstehen und andererseits staatlichen Lenkern zu helfen, die richtigen Maßnahmen zu setzen, um die Wettbe- werbschancen ihrer Länder zu verbessern. Ebenso bedeutsam wie Faktoren, die die Innovationskraft stärken, sind dabei solche, die sie behindern. Eine solche Einflussgröße hat ein internationales Forscherteam unter die Lupe genommen: Renhui Fu von der Shanghai Jiao Tong University, Arthur Kraft von der Londoner Cass Business School, Xuan Tian, Professor an der Tsinghua Uni- versity in Peking, Huai Zhang, der in Sin- gapur forscht, sowie Luo Zuo, der an der Cornell University in New York lehrt, woll- Berichtsfrequenz und Innovationen. Die Regulierung der Frequenz, mit der börsennotierte Firmen Bericht erstatten müssen, hat auch Auswirkungen auf die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen im Bereich der so entscheidenden Innovationen. » Die Verpflichtung, quartalsweise zu berichten, belastet die Innovations- fähigkeit der Unternehmen. « Dr. Renhui Fu, Associate Professor am Department of Accounting an der Shanghai Jiao Tong University Innovationsbremse Erbsenzählen Zwei Eventstudien Untersuchungen von Aktienrenditeverläufen um zwei verschiedene Stichtage von besonderer Bedeutung (Events) 1. EVENT: Verlautbarung der Quartalsberichtspflicht durch die SEC am 15. September 1969 Berichtsfrequenz Quarterly Rendite- Kumulierte abnormale Rendite [0, 2] halbjährlich Reporters differenz -0,010* 0,002 -0,012** Durchschnitt (-1,75) (1,21) (-2,23) Anzahl der Beobachtungen 80 908 2. EVENT: Trumps Tweet, auf Halbjahresberichte zurückzugehen, vom 17. August 2018 Innovative Nicht innovative Rendite- Kumulierte abnormale Rendite [0, 2] Unternehmen Unternehmen differenz 0,006*** 0,003*** 0,003** Durchschnitt (5,46) (8,01) (2,29) Anzahl der Beobachtungen 1.023 6.397 Oben: Die kumulierte abnormale Rendite vom Tag vor bis zum Tag nach der SEC-Verlautbarung [0, 2] beträgt bei den halbjährlich berichtenden Firmen im Schnitt –1 Prozent und ist mit einer Konfidenz von 90 Prozent signifikant. Die Reaktion der bereits quartalsweise Berichtenden ist mit durchschnittlich +0,2 Prozent nicht signifikant. Wohl ist es aber die Differenz der abnormalen Rendite zwischen den beiden Gruppen. Die Konfidenz liegt hier bei 95 Prozent. Unten: Innovative Firmen (viele Patentanmeldungen) zeigen in den Tagen um Trumps Tweet eine hochsignifikante kumulierte abnormale Rendite von im Schnitt 0,6 Prozent, jene der nicht innovativen Firmen von 0,3 Prozent. Die signifikante Differenz der abnormalen Renditen zwischen den beiden Gruppen beträgt 0,3 Prozent bei einer Konfidenz von ebenfalls 95 Prozent. In beiden Fällen gilt: t-Werte in Klammern; Konfidenzintervalle von 90/95/99 % jeweils mit */**/*** markiert. Quelle: Studie 78 N o. 1/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | BE R I CHT S F R EQUENZ UND I NNOVAT I ONEN FOTO : © S HANGHA I J I AO TONG UN I V E R S I T Y, T UNED I N | S TOCK . ADOB E . COM

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