Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

Jenny Johnson: Ich stimme Ihnen insofern zu, als das ESG-Thema in Europa sehr viel früher an Bedeutung gewonnen hat als in den USA oder auch in Asien. Aus diesem Grund haben US-Fondsmanager, die sich ausschließlich auf ihren Heimatmarkt kon- zentrieren, die Relevanz von Nachhaltigkeit im Investmentgeschäft sicher häufig unter- schätzt. Wir sind an einem Punkt, an dem wir eine Dynamik in allen Märkten sehen und wo sich der Fokus der Branche auf ESG beinahe täglich verstärkt. Das ist bei uns nicht anders. Wir haben ein langjähriges Engagement in diesem Bereich und sind aufgrund unserer Wurzeln im fundamenta- len Research, wo ESG schon immer rele- vant war, in einer guten Position, um davon zu profitieren. Und wir engagieren uns be- züglich der Standardisierung. So sind wir beispielsweise dem in San Francisco ansäs- sigen Sustainability Accounting Standards Board beigetreten, einer Non-Profit-Orga- nisation, die entsprechende Standards für die Berichterstattung über die Auswirkun- gen von Umwelt-, Sozial- und Governance- Faktoren auf die finanzielle Performance von Unternehmen entwickelt hat. Bleibt natürlich die Frage, ob Ihre Gesell- schaft und vor allem Ihre Investmentteams auch in Bezug auf die interne Aufstellung auf eine notwendigerweise stärkere Berück- sichtigung von ESG-Kriterien im Invest- mentprozess vorbereitet sind. Jenny Johnson: Natürlich können auch wir uns sicherlich noch verbessern, was die Ausstattung in dieser Hinsicht angeht. Aber insgesamt fühlen wir uns durchaus gut gerüstet, was die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten im Management unserer Fonds angeht. Eine unserer Schlüs- selstrategien für eine effektive Integration besteht darin, dass der Prozess von den Investmentteams selbst verantwortet und durchgeführt wird, die am besten in der Lage sind, ESG-Informationen bei einer Anlageentscheidung in einen Kontext zu setzen. Jedes unserer Investmentteams hat Zugang zu spezialisierten ESG-Daten sowie zu dedizierten internen ESG-Spezialisten. So sind die Investmentteams in der Lage, die relevantesten ESG-Faktoren in ihrem Prozess effektiv zu berücksichtigen. Nicht zu unterschätzen ist, dass wir durch unser aktives Management und „Engagement“ bei Unternehmen oft etwas weiter in die Zu- kunft blicken und die langfristige Entwick- lung einer Anlage ein Stück weit besser vor- hersagen können. Und wie sieht es auf der Produktseite von Franklin Templeton aus? Jenny Johnson: Auf die mit Sicherheit auch künftig weiter stark steigende Nachfrage nach ESG-Strategien gerade seitens insti- tutioneller Anleger sind wir meiner Auf- fassung nach gut vorbereitet. Eine Reihe unserer Fonds erfüllen die Kriterien der Artikel acht und neun der EU-Offenle- gungsverordnung SFDR. So haben wir vor einigen Jahren einen aktiv gemanagten ETF für den immer wichtiger werdenden Green- Bond-Sektor aufgelegt und sind mit einer Impact-Strategie mit Fokus auf europäische soziale Infrastruktur, die sich an institu- tionelle Anleger richtet, recht erfolgreich. Und wir sehen großes Interesse an unserem „Paris-aligned ETF“-Angebot, das die Kri- terien des Pariser Klimaabkommens erfüllt. Damit waren wir einer der ersten Asset Manager, die solche Produkte auf den Markt gebracht haben, was ich für zukunfts- weisend halte. Wir danken für das Gespräch. HANS HEUSER » Auch wir können uns sicherlich noch verbessern, was den ESG-Aspekt betrifft. « Jenny Johnson, Franklin Templeton 68 N o. 1/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | J ENNY JOHNSON | F RANK L I N T EMP L E TON FOTO : © ROB E RT HOU S E R

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