Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

E inmal ganz abgesehen von den Auswirkungen einer Pandemie, die die gesamte Branche in Unruhe versetzt hat, kam für einen Asset Manager wie Franklin Templeton im vergangenen Jahr noch einiges an Belastungen oben- drauf. Zum einen hatte die Gesellschaft weiterhin mit erheblichen Mittelabflüs- sen zu kämpfen, vor allem bei früheren Bestsellern wie dem Templeton Global Bond und dem Templeton Global Total Return. Zum anderen musste die Mega- übernahme von Legg Mason gestemmt werden. Nicht gerade ein günstiges Umfeld, in dem Jenny Johnson, seit Anfang 2020 neue Vorstandschefin der Kalifornier, das Ruder übernommen hat. Wir haben sie zum Interview gebeten. Frau Johnson, am Tag unseres Gesprächs sind Sie seit genau einem Jahr in Ihrer Rol- le als neue Vorstandschefin und Präsidentin von Franklin Resources, der Muttergesell- schaft von Franklin Templeton. Wie fällt Ihr erstes Fazit aus? Jenny Johnson: Im Juli 2020 haben wir die Übernahme von Legg Mason und seinen spezialisierten Investmentmanagern abge- schlossen, und seitdem hat sich die strategi- sche Logik für diesen starken Zusammen- schluss noch weiter verstärkt. Der Zusam- menschluss hat beträchtliche Wachstum- schancen freigesetzt dank der Skaleneffekte, der Vielfalt von Mitarbeitern und Anlage- strategien und aufgrund der neuen Ausge- wogenheit bei Vertriebskanälen und Regio- nen. Wir haben erhebliche Fortschritte bei der Zusammenführung unserer Teams ge- macht, und unsere Cross-Selling-Initiativen haben sich bereits ausgezahlt. Und auch wenn wir sicher an der einen oder anderen Stelle noch werden nachjustieren müssen, kann ich aus heutiger Sicht sagen, dass es nicht nur genau die richtige Entscheidung gewesen ist, die Integration läuft auch we- sentlich reibungsloser ab, als wir uns das vorgestellt hatten. Inwiefern ist die Akquisition „reibungsloser als gedacht“ verlaufen? Jenny Johnson: Zu Beginn unserer Überle- gungen in Bezug auf mögliche Übernahmen sind wir ursprünglich davon ausgegangen, dass wir uns an unterschiedlichen Stellen würden verstärken müssen, indem wir feh- lende Teile durch den Zukauf einzelner klei- nerer Gesellschaften würden ergänzen müssen. Erst als wir Legg Mason und dessen Struktur genauer unter die Lupe genommen haben, stand relativ schnell fest, dass es sozusagen der optimale Fit sein würde. Zum einen gab es extrem geringe Überschneidungen zwischen den beiden Gesellschaften, zum anderen lieferte Legg Mason die fehlenden Puzzleteile, nach denen wir gesucht haben. Darüber hinaus waren wir in der glücklichen Lage, dass wir den Ab- schluss der Transaktion zwei Monate früher als erwartet bekannt geben konnten – und das vor dem Hintergrund einer welt- weiten Pandemie und der „Working from Home“-Situation. Andererseits zweifelt mancher Branchen- kenner an der Sinnhaftigkeit und Effizienz von Zusammenschlüssen einer solchen Grö- ßenordnung. Die Erfahrung zeigt zudem, dass es eine ganze Weile braucht, bis even- tuelle Überkapazitäten abgebaut sind bezie- hungsweise doppelt oder eventuell mehr- fach besetzte Einheiten und Strukturen wirk- lich integriert sind. Jenny Johnson: Natürlich werden auch in unserem Fall an der einen oder anderen Stelle noch Anpassungen notwendig sein. Nach dem bisherigen Verlauf der Akquisi- tion kann ich aber sagen, dass solche Be- denken, wie Sie sie formulieren, auf uns nicht zutreffen. Im Verlauf unserer Firmen- geschichte haben wir bereits eine ganze » VOLLKOMMEN NEU Im vergangenen Jahr hat Franklin Templeton den früheren Wettbewerber Legg Mason zum Kaufpreis von 4,5 Milliarden US-Dollar erworben. Eine Megaübernahme. Wir haben mit der neuen Vorstandschefin Jenny Johnson über ihre Pläne gesprochen. » Die strategische Logik für den Zusammenschluss mit Legg Mason hat sich seitdem noch weiter verstärkt. « Jenny Johnson, Franklin Templeton 60 N o. 1/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | J ENNY JOHNSON | F RANK L I N T EMP L E TON FOTO : © ROB E RT HOU S E R

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