Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

kommen, mit Land oder Nahrungsmitteln zu spekulieren. Warum schrecken denn Ihrer Ansicht nach immer noch viele institutionelle Investoren vor einem Agrarinvestment zurück? Dirk Rüttgers: Auch mir erschließt sich nicht, warum die Quote, die institutionelle Inves- toren in den Agrarsektor investieren, bei nahezu null liegt. Meines Wissens ist es in Deutschland nur die Münchener Rück, die in solche Flächen investiert. Manchmal hat man den Eindruck, dass der Privatkunde in dieser Hinsicht dem Thema schon sehr viel aufgeschlossener gegenübersteht. Bei den meisten Pensionskassen, Versicherern oder Stiftungen ist da noch sehr viel Aufklä- rungsarbeit nötig. Dabei ist die Assetklasse der Agraranlagen gerade in Zeiten extrem niedriger Zinsen eine aus meiner Sicht hervorragende Ergänzung zu den Invest- ments von Großanlegern. Sie meinen aufgrund der Erträge, die man damit erzielen kann? Dirk Rüttgers: Es sind nicht nur die Ertrags- möglichkeiten, die ein solches Investment eröffnet. Auch die Volatilität der Erträge bewegt sich in einem durchaus vertretbaren Rahmen. Anne Pferschy: Unter anderem deshalb sind wir zuversichtlich, dass wir uns mit der Stiftungsaufsicht darauf einigen werden können, dass wir den Anteil unserer risiko- tragenden Assets, den Herr Dr. Rüttgers eben mit rund 40 Prozent beziffert hat, durch Sachinvestments in Agrarflächen durchaus noch etwas erhöhen werden können. Dirk Rüttgers: Am Ende haben viele der gro- ßen amerikanischen Stiftungen wie Harvard oder Yale, aber auch Pensionsfonds oder Versicherungen nicht umsonst die Mög- lichkeiten, die ein Agrarinvestment bietet, längst erkannt. Diese großen US-Investoren legen schon lange mit Anteilen von fünf bis zehn Prozent ihrer Asset Allocation in Farmland oder Ackerflächen an. Aber noch einmal zurück zu den Ertrags- möglichkeiten, die man als institutioneller Investor erwarten kann. Wie hoch sind die Renditen, die man mit einem Investment in Agrarflächen in Rumänien oder Uruguay erzielen kann? Dirk Rüttgers: Wir investieren wie gesagt seit 2006 in Rumänien und haben in dieser Zeit eine Durchschnittsrendite von sieben bis acht, in manchen Jahren sogar neun Prozent erzielt. Die setzt sich in der Regel zusam- men aus etwa zwei bis drei Prozent, die wir aus der Pachtrendite generieren, zwischen fünf und sechs Prozent Rendite entstehen aus der Wertsteigerung der Bodenflächen. Und in Uruguay? Dirk Rüttgers: Die politische Situation ist eine etwas andere. Zwar gilt auch Rumänien nach wie vor als Schwellenland. Aber es ist Teil der Europäischen Union. Deshalb er- halten die Pächter entsprechende Subventio- nen, so wie sie auch in Deutschland oder in Frankreich üblich sind. Dieses warme Kopfkissen gibt es in Lateinamerika nicht. In Uruguay erhält ein Pächter keine Sub- ventionen. Er muss sehr viel stärker markt- wirtschaftlich operieren, hat dafür aber den Vorteil, dass er jährlich zwei Ernten ein- fahren kann. Das dortige Klima lässt es zu, dass neben der Sommerfrucht im November auch eine Winterfrucht geerntet werden kann. Das kann in guten Jahren zu extrem hohen, in schlechten Jahren zu extrem nied- rigen Erträgen führen. Daher ist die Volati- lität in Uruguay etwas höher als in Konti- nentaleuropa. Aber auch hier rechnen wir im Schnitt mit jährlichen Renditen von sie- ben bis neun Prozent, die sich zu etwa drei Prozent aus der Pachtrendite speisen. Deshalb erschließt sich mir erst recht nicht, warum gerade institutionelle Anleger immer noch zögern, in einen Sektor wie Agrarflä- chen zu investieren, der sich dadurch aus- zeichnet, dass er sich schon in Krisenzeiten wie während der Finanzkrise in den Jahren 2007 und 2008 als sehr stabil erwiesen hat. Wir danken für das Gespräch. HANS HEUSER » Mir erschließt sich nicht, warum die Quote, die institutionelle Investoren in den Agrarsektor investieren, bei nahezu null liegt. « Dirk Rüttgers, Dornier Stiftung 58 N o. 1/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | ANNE P F E R S CHY + D I RK RÜT TGE R S | DORN I E R S T I F TUNG FOTO : © ANDR E A S GE B E RT

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