Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

Dirk Rüttgers: Auf keinen Fall! Einen klaren Multi-Asset-Ansatz setzen wir in einer ganzen Reihe von stark diversifizierten Portfolios um, in denen wir neben Aktien auch unterschiedliche Segmente des Ren- tensektors sowie Gold und alternative Anla- gen einsetzen. Wir arbeiten zudem seit etwa zwei Jahren gemeinsam mit der Oekom Research AG daran, unsere Portfolios im Rahmen bestimmter ESG-Kriterien nach- haltig auszurichten. Ein klarer Schwerpunkt unserer Gesellschaft, ich würde sogar von unserem USP sprechen, sind Sachwertan- lagen im Agrarbereich. Dafür kennt man unsere Gesellschaft im Markt. Wobei natürlich gerade ein Investment in den Nahrungsmittelsektor sofort die Kritiker auf den Plan ruft, die dahinter die Spekula- tion mit Soft Commodities vermuten. Dirk Rüttgers: Solcherlei Kritik ist ja in vielen Fällen auch durchaus angebracht. Aus die- sem Grund muss man natürlich wissen und verstehen, erstens wie man und zweitens worin man investiert. Das fängt schon bei der Auswahl der Länder an, in die man investiert. Viele Länder kommen für uns schon unter ESG-Gesichtspunkten, in dem Fall unter dem Aspekt der Governance, nicht in Frage – sei es, weil Korruption in einem Land an der Tagesordnung ist oder wenn wie etwa in Brasilien riesige Regen- waldflächen abgeholzt werden mit dem Ziel, Agrarland daraus zu machen. Das sind Themen, mit denen wollen wir erst gar nicht konfrontiert werden. Wo investiert Ihre Gesellschaft? Dirk Rüttgers: In Uruguay zum Beispiel. Natürlich gehört das Land noch zu den Emerging Markets. Aber Uruguay wird unter Compliance-Gesichtspunkten beim Thema Governance in den globalen Ran- kings durchaus hoch bewertet. Im Prinzip setzt sich dort das Grasland der argentini- schen Pampa fort. Daher gab es in Uruguay nie große Waldflächen, das Land war schon immer von Grünland, Weideland und Ackerflächen bedeckt. Deswegen ist man hier erst gar nicht mit der Frage konfron- tiert, ob man mit einem Investment in Agrarflächen in Uruguay in irgendeiner Form gegen entsprechende Nachhaltigkeits- prinzipien verstößt. Ähnlich verhält es sich mit einem Land wie Rumänien. Als wir 2006 beschlossen haben, auch dort in Agrarland zu investieren, war das Land Nettoimporteur von Getreide. Unsere ersten großen Flächen, die wir im Westen Rumä- niens nahe an der ungarischen Grenze gekauft haben, waren reines Grasland. Heu- te sind viele Flächen hochentwickeltes Ackerland. Rumänien ist inzwischen der zweitgrößte Exporteur von Getreide in der Europäischen Union. Das Land hat zwar nur 3,5 Millionen Einwohner, versorgt aber 40 Millionen Menschen mit Nahrungs- mitteln, darunter große Teile der Arabischen Halbinsel. Ein Viertel der Weizenernte, die die Ägypter importieren, stammt aus Rumä- nien. Bei unseren Investments achten wir zudem nicht nur darauf, dass die erworbe- nen Flächen auch nachhaltig bewirtschaftet werden. Wir sorgen darüber hinaus für faire und langfristige Pachtverträge mit den dort ansässigen Farmern, die eine Laufzeit von zehn oder 15 Jahren haben. Außerdem haben wir noch nie auch nur einen Hektar unserer Agrarflächen verkauft. So wollen wir am Ende erst gar nicht in den Verdacht » Wir sind in einem Prozess zu überlegen, ob wir unsere Sachwertquote durch landwirtschaftliche Investments nicht etwas erhöhen können. « Anne Pferschy, Dornier Stiftung Anne Pferschy Anne Pferschy ist die jüngste Tochter von Silvius Dornier, Nach- komme des Flugzeug- konstrukteurs Claude Dornier. Nach ihrer Schulzeit im Internat Salem, wo sie das International Baccalau- reate erwarb, studierte sie Management an der London School of Economics und anschließend Jura in Berlin und München. Sie gehört dem Stiftungsrat der Esther und Silvius Dornier Stiftung zur Förderung begabter Schüler mit Sitz in München an. N o. 1/2021 | www.institutional-money.com 57 T H E O R I E & P R A X I S | ANNE P F E R S CHY + D I RK RÜT TGE R S | DORN I E R S T I F TUNG

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