Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

Anne Pferschy:  Zum einen haben wir uns schlanker aufgestellt, und zwar sowohl was die Verwaltung der Stiftung als auch unsere Fördertätigkeit angeht. Wir sind schon vor Jahren eine Kooperation mit der bereits 1998 von Amanda und Erich Neumayer ge- gründeten Neumayer Stiftung eingegangen. Gemäß deren Vision, Menschen zu achten, zu stärken und zu stützen, damit sie an der Gesellschaft teilhaben können, vergibt diese seit 2010 ebenfalls Stipendien an begabte Schülerinnen und Schüler. Unsere Auswahl- verfahren führen wir seither gemeinsam mit dieser im baden-württembergischen Gun- delfingen ansässigen Stiftung durch. Diese Kooperation hat es uns ermöglicht, nicht nur die Zahl der Einladungen zum Aus- wahlverfahren bei 45 zu belassen, wir mussten auch nicht die Zahl der 15 jährlich vergebenen Stipendien reduzieren. Dirk Rüttgers: Ich nenne es das Zinsdilemma der Stiftungen. Wie schon erwähnt, stehen heute die meisten gemeinnützigen Einrich- tungen vor der Situation, dass die Zinser- träge der Nominalanlagen, die sie in ihren Portfolios halten, nicht mehr ausreichen, um den Stiftungszweck zu erfüllen. Dieses Di- lemma haben im Übrigen nicht nur Stiftun- gen, das haben auch Kommunen, Pensions- kassen und Lebensversicherungen in glei- cher oder ähnlicher Weise. Welche Antwort haben Sie, Herr Dr. Rüttgers? Immerhin verwalten Sie in Ihrer Funktion als Vorstandschef einer Vermö- gensverwaltung wie der Do Investment AG ein Anlagevolumen von rund einer Milliar- de Euro, wenn ich es richtig einschätze. Dirk Rüttgers: Die Antwort einer Stiftung auf diese Frage kann aus meiner Sicht nur lau- ten, mehr in Sachwerte zu investieren. Dazu werden all die eben genannten Anlegergrup- pen durch eine Niedrigzinspolitik der No- tenbanken weltweit geradezu gezwungen. Was vor zehn oder 15 Jahren noch nicht denkbar gewesen wäre, ist heute die nackte Realität für Organisationen und Unterneh- men wie die eben Genannten. Was sind denn Alternativen? Dirk Rüttgers: Eine Alternative wären High Yield Bonds oder Anleihen aus Schwellen- ländern. Im Prinzip wäre das für manchen Anleger eine durchaus ertragreiche und sinnvolle Ergänzung eines Portfolios, das bei vielen der genannten institutionellen Investoren immer noch von klassischen Investment-Grade-Anleihen dominiert wird. Allerdings hat die Coronakrise gezeigt, dass gerade Assetklassen wie Hochzinsanleihen oder Emerging Markets Bonds große Schwankungen zeigen können. Die Draw- downs, die wir im März des vergangenen Jahres während der starken Korrektur an den Aktienmärkten erlebt haben, waren ähnlich auch bei einer Reihe von High- Yield-Anleihen und Rentenpapieren aus Schwellenländern zu beobachten. Wäre man als Investor dann nicht gleich in Aktien besser aufgehoben gewesen? Dirk Rüttgers: Das ist genau die Frage, die sich einem Investor gestellt hat. Im Prinzip hätte sich mit Aktien kaum etwas an seinem Kursrisiko geändert. Aber immerhin hätte er neben einem gewissen Inflationsschutz nicht nur die Aussicht auf einen laufenden Ertrag durch entsprechende Dividendenzah- lungen. Er wäre zudem in einem operativen Unternehmen investiert statt in einer Anlei- » In Zeiten, da die Zinsen bei sechs oder sieben Prozent lagen, war es kein Problem, aus den Anleihenerträgen die Stipendien zu finanzieren und unsere Verwaltungskosten abzudecken. « Anne Pferschy, Dornier Stiftung 54 N o. 1/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | ANNE P F E R S CHY + D I RK RÜT TGE R S | DORN I E R S T I F TUNG FOTO : © ANDR E A S GE B E RT

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