Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

einem jungen Menschen sehr viel zu geben vermag. All das formt die Schülerinnen und Schüler in einer sehr wichtigen Phase ihrer eigenen Persönlichkeitsentwicklung. Wie muss man sich denn den Auswahlpro- zess vorstellen, um als Stipendiat aufgenom- men zu werden? Anne Pferschy: Einmal im Jahr findet unsere zweitägige Auswahltagung statt, zu der wir 45 Bewerber in eines unserer vier Partner- Internate einladen. Schon diese beiden Tage sind eine besondere Erfahrung, weil die potenziellen Stipendiaten sich zwei Tage lang in einer völlig fremden Umgebung und einer fremden Gemeinschaft in einen an die Studienstiftung des deutschen Volkes ange- lehnten Auswahlprozess begeben, der sehr vielseitig gestaltet wird. Nicht zuletzt sollten die Bewerber natürlich ein gutes Zeugnis mitbringen, aber das allein reicht für die Aufnahme nicht aus. Die Stiftung will vor allem solche junge Menschen fördern, die nicht nur an schulischen Leistungen inter- essiert sind, sondern auch ihre sozialen und naturwissenschaftlichen sowie ihre künst- lerischen oder sportlichen Talente entdecken und ausbauen wollen. Auf welche Weise finanziert sich die Stif- tung? Anne Pferschy: Unsere Stiftung ist eine relativ kleine, feine Einheit. In Zeiten, da die Zin- sen für langfristige Staatsanleihen bei sechs oder sieben Prozent lagen, war die Größe der Stiftung insofern kein Problem, als aus den Erträgen unserer Kapitalanlagen nicht nur die Stipendien finanziert, sondern auch unsere Verwaltungskosten abgedeckt wer- den konnten. In einer Zeit extrem niedriger Zinsen stellt uns das natürlich vor ein Pro- blem. Dirk Rüttgers: Vor diesem Problem stehen na- türlich auch andere, zum Teil sehr viel ältere und größere Stiftungen. Gerade für eine kleinere Stiftung spielen die Kosten eine wesentliche Rolle. Daher kann sich die Dor- nier Stiftung glücklich schätzen, dass ihr Stifter bereit ist, große Teile der administra- tiven Verwaltungskosten zu übernehmen. Zumal auch ein beträchtlicher Teil der Ver- waltung selbst vom Family Office der Fami- lie Dornier mit übernommen wird. Wenn die Stiftung nicht auf diesen Verwaltungs- apparat zurückgreifen könnte, wäre es fast schon nicht mehr möglich, sie angesichts dieser Größenordnung fortzuführen. Anne Pferschy: Generell gäbe es die Möglich- keit, sehr viel stärker in höher rentierliche Anlagen wie Aktien oder Immobilien zu in- vestieren. Speziell auf die Dornier Stiftung bezogen, ist das aber nicht ganz so einfach. Zum einen sind wir in dieser Hinsicht durch die Vorgaben der Stiftungsaufsicht limitiert. Zum anderen begrenzt unser eigener An- spruch unsere Auswahlmöglichkeiten in Bezug auf die Asset Allocation. Die Dornier Stiftung ist schon deshalb auf Langfristig- keit und Kapitalerhalt ausgelegt, weil wir uns natürlich keine starken Schwankungen erlauben können. Unsere Schüler werden in der Regel mindestens drei Jahre lang durch ihr Stipendium gefördert, von ihrem Eintritt ins Internat bis hin zu ihrem Abschluss durch die Abiturprüfung. Deshalb wäre es natürlich fatal, wenn wir nach einem Jahr der Förderung erklären müssten, dass die Aktienmärkte leider einen kleinen Rück- setzer hinnehmen mussten und dass wir dadurch leider unsere Stipendien nicht weiter fortführen können. Wie lösen Sie das Problem? » Das Zinsdilemma haben nicht nur Stiftungen, das haben auch Kommunen, Pensionskassen und Lebensversicherungen. « Dirk Rüttgers, Dornier Stiftung 52 N o. 1/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | ANNE P F E R S CHY + D I RK RÜT TGE R S | DORN I E R S T I F TUNG FOTO : © ANDR E A S GE B E RT

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