Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

Förderung kleiner und mittlerer Unterneh- men (KMU). Auf den ersten Blick sah alles so gut aus. Und dennoch: Über mehrere Jahre enthielt die Liste der ELTIFs nur etwa ein Dutzend Produkte. Interesse ist erwacht Seit Kurzem kommt nun aber doch Bewegung in das Thema. Während der europäische Fondsverband Efama am 26. Januar 2021 noch von 28 ELTIFs mit einem Volumen von weniger als zwei Mil- liarden Euro berichtete, finden sich einen Monat später – am 28. Februar 2021 – auf der ESMA-Homepage bereits 112 ELTIFs auf der Liste. Offenbar stößt das Produkt besonders in Italien auf Interesse. Dort sind allein 85 ELTIFs domiziliert, gefolgt von Luxemburg mit 14, Frankreich mit elf und Spanien mit zwei. Branchenexperten erklären sich den ELTIF-Boom in Italien durch die Beliebt- heit von PIR (piano individuale di rispar- mio), nach denen die Italiener ganz verrückt sind. PIR sind steuergeförderte Private- Equity-Sparpläne, mit denen hauptsächlich in die italienische Wirtschaft investiert wird, überwiegend in KMU. Italiener dürfen jähr- lich bis zu 30.000 Euro und insgesamt bis zu 150.000 Euro in einem PIR anlegen, ohne dafür Steuern zahlen zu müssen. ELTIFs eignen sich hier als Vehikel. Auch in anderen europäischen Ländern sind die Aktivitäten rund um ELTIFs gestie- gen. Ein Grund dafür sind geplante Nach- besserungen am Produkt und an den Rah- menbedingungen, getrieben vom starken politischen Willen, den ELTIF zum Erfolg zu führen. In Deutschland ist die Begeisterung für ELTIFs aber eher verhalten: „Bislang hat der ELTIF die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllt. Die geringe Nachfrage liegt auch daran, dass es in Deutschland Produk- te gibt, die den Anlegerinteressen offenbar besser entsprechen“, sagt etwa Tim Kreutz- mann, Abteilungsdirektor Recht beim deut- schen Fondsverband BVI. Er fährt fort: „Im Wettbewerb in Deutschland hat der ELTIF kaum Vorzüge gegenüber den anderen KAGB-regulierten Produkten, insbesondere Spezialfonds für professionelle Anleger. Offenbar können die Fondsgesellschaften mit dem Katalog des KAGB sehr gut ope- rieren. Ein ELTIF sollte insofern ergänzend diejenigen Anlagenischen besetzen, für die es keine Produkte in Deutschland gibt.“ Ähnlich reserviert äußert sich Dr. Sofia Harrschar, Leiterin des Bereichs Alterna- tives bei Universal Investment: „Da wir Kunden grundsätzlich alle geeigneten In- vestmentvehikel anbieten möchten, haben wir uns auch intensiv mit dem ELTIF be- schäftigt. Bislang war das Interesse institu- tioneller Anleger daran aber sehr gering. Die Idee, langfristige Investitionen in Infra- strukturprojekte, Immobilien sowie börsen- notierte und nichtbörsennotierte KMU zu fördern, war sicherlich richtig, die Umset- zung aber nicht ideal. Die ESMA hat kürz- lich eine Reihe von Änderungen vorge- Langfristige Infrastrukturinvestments, so die Hoffnung der EU-Kommission, sollten in Europa mithilfe von ELTIFs fianziert werden. Aber in den fünf Jahren, in denen ELTIFs möglich sind, kam dieses Marktsegment nicht wirklich in Schwung. Erst in jüngster Zeit scheint der Bann gebrochen zu sein; die Zahl der Produkte steigt nun deutlich. N o. 1/2021 | www.institutional-money.com 267 S T E U E R & R E C H T | L ANGF R I S T I GE I NVE S TMENT FONDS | E LT I F

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