Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

Manchen Anbietern ist das schon bewusst. „Ein wichtiger Punkt, den wir in Gesprächen mit Depot-A-Managern anspre- chen, ist, dass wir auch einen institutionel- len Hintergrund haben“, erklärt Kristina Mentzel, Leiterin Vertrieb und Kunden- management bei der UniCredit-Tochter Wealthcap. „Wir wissen, welche Portfolio- beimischungen bei den Banken für das Depot A in Frage kommen und welche Reportings die Banken benötigen.“ Bei den alternativen Anlagen, die sie ihrer Klientel anbietet, liefert Wealthcap beim Quartals- reporting auch die bankenspezifischen Kennzahlen nach Basel III und CRR. „Für die Risikosteuerung der Banken liefern wir Kennzahlen wie den VaR. Zudem erhalten die Banken alle Kennzahlen, die sie für die Berechnung ihres Eigenmittelbedarfs benö- tigen. Ihr Kollege Sebastian Göricke, Ex- perte für Strukturierung und regulatorische Anforderungen an Produktgestaltung bei Wealthcap, ergänzt: „Bei Real Assets repor- ten wir sowohl auf Ebene des AIF als auch auf Ebene jeder einzelnen Objektgesell- schaft.“ Wealthcap weiß, wie wichtig das für die Banken ist. „Die Durchschau bis auf das letzte darunter liegende Asset soll vor- aussichtlich ab Sommer 2021 der bevorzug- te Weg sein. Wenn das nicht möglich ist, kann die Bank das zugrunde legen, was der Fonds maximal dürfte. Damit käme man typischerweise auf deutlich höhere Eigen- kapitalanforderungen“, weiß Mentzel. Offenlegungspflichten Hier dürften europäische Asset Manager im Vorteil gegenüber ihren Wettbewerbern aus den USA sein, denn das spezielle Ban- ken-Reporting lohnt sich nur, wenn man es für mehrere Kunden skalieren kann. Neben Liquidität und Eigenmitteln rücken für die Banken auch zunehmend Nachhaltigkeitsthemen in den Fokus. Die Offenlegungsverordnung, die am 10. März 2021 in Kraft getreten ist, gilt für Banken genauso wie für andere Investoren. Sie müssen demnächst ihre nichtfinanzielle Berichterstattung um Umweltdaten und Umweltrisiken ergänzen. Linke sieht das so: „Man will zwar keine neue Risikokategorie ESG etablieren. Aber Banken müssen sich jetzt Gedanken ma- chen, wie sich ESG-Risiken auf die klassi- schen Risikokategorien auswirken können, also auf Marktpreis-, Ausfall- und die ope- rationellen Risiken. Sie werden jetzt also ESG-Risiken in die klassischen Risikokate- gorien übersetzen.“ Master-KVGen hätten damit die Herausforderung, diese Kriterien nachvollziehbar abzubilden. ANKE DEMBOWSKI Drei Fragen an Berenike Wiener zum Thema Nachhaltigkeit Auch Banken müssen sich zum Thema Nachhaltigkeit positionieren und darüber berichten. D ie Evangelische Bank (EB) in Kas- sel ist die größte deutsche Kirchen- bank und befasst sich daher schon länger mit Nachhaltigkeitsfragen. Berenike Wiener verantwortet dort als Direktorin Strategie und Head of CSR / Sustainable Finance die operative Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie. 1. Warum gehört Nachhaltigkeit zum Risi- komanagement bei der Kapitalanlage? Berenike Wiener: Die Evangelische Bank ist eine langfristig orientierte Bank. Das gilt in Bezug auf unsere Kundenbeziehungen ge- nauso wie im Umgang mit der Kapitalan- lage. Wir sind überzeugt, dass Entschei- dungen, die Informationen über einen län- geren Zeitraum einbeziehen, die besseren sind. Nehmen wir zum Beispiel Klima- und Umweltfaktoren. Erst in einigen Jah- ren – in fünf, zehn oder 20 – werden wir die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesellschaft und die Wirtschaft als „Hard Facts“ greifen können. Schon heute müssen wir aber bei Investitionsentschei- dungen mögliche Auswirkungen des Kli- mawandels auf Unternehmen abschätzen können. Umweltrisiken könnten zu finan- ziellen Risiken für das Depot A werden. 2. Würde es nicht ausreichen, bestimmte Branchen wie fossile Brennstoffe in der Kapitalanlage auszuschließen? Berenike Wiener: Heutzutage sicherlich nicht mehr. Derartige Negativkriterien sind rückwärtsgewandt. Gerade für das aktive Management eines Portfolios sind auch Faktoren der Zukunft entscheidend. Das Portfoliomanagement sollte sich die Frage stellen, ob sich die Unternehmen, in die sie investiert sind, auf einem Transfor- mationspfad hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise befinden oder Klima- ziele im Sinne des Pariser Klimaabkom- mens gesetzt haben. Auch aktiv geführte Unternehmensdialoge, also Engagement, ermöglichen zukunftsgerichtete Bewer- tungen. 3. Inwieweit ist Engagement als Teil des Risikomanagements zu verstehen? Berenike Wiener: Der Bereich Engagement umfasst die Stimmrechtsausübung und den Dialog mit relevanten Unternehmen. Wir haben 2019 eine Engagement-Strate- gie verabschiedet, die unseren klaren Pro- zess für Unternehmensdialoge beschreibt. Relevante Verstöße bei sozialen und öko- logischen Aspekten oder aktuelle Kontro- versen bei Unternehmen nehmen wir zum Anlass, mit dem Management in einen Dialog zu treten. Uns ist wichtig zu erfah- ren, wie das Unternehmen Verstöße in der Zukunft verhindert und welche Strategien im Umgang mit Kontroversen bestehen. Diese Informationen helfen uns, zukünfti- ge Gefahren einzuschätzen. » Verstöße nehmen wir zum Anlass, mit dem Management des Unter- nehmens in den Dialog zu treten. « Berenike Wiener, Direktorin Strategie und Head of CSR / Sustainable Finance der Evangelischen Bank (EB) N o. 1/2021 | www.institutional-money.com 263 S T E U E R & R E C H T | DE POT A UND BANK ENR EGUL I E RUNG

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