Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

erklärt Ingrid Edmund, Senior Portfolioma- nagerin bei Columbia Threadneedle. „Wir erzielen damit nicht einfach nur Mietein- nahmen, sondern wir haben die operative Kontrolle, indem wir es selbst betreiben.“ Spezielles Know-how erforderlich Mit ihrer European-Sustainable-Infra- structure-Strategie hat Columbia Thread- needle im Mai 2020 zwei Drittel einer ehe- maligen Mine in Norwegen erworben, die unmittelbar an einem Fjord liegt und jetzt das Lefdal Mine Datacenter (LMD) beher- bergt. „Die Lage ist günstig, denn die größte Herausforderung beim Betreiben eines Datencenters ist die Energieversorgung, die unter anderem für die Kühlung tausender Server benötigt wird“, erklärt Edmund. Bei diesem Datenzentrum wird der Strom aus erneuerbaren Energiequellen genutzt, und die Kühlung erfolgt über das kalte Nord- seewasser, das aus den Tiefen des Fjords gepumpt wird. „In Frankfurt werden bereits Rechenzentren betrieben, die die Abwärme ihrer Wasserdirektkühlsysteme zum Behei- zen ihrer Büroräume nutzen“, schreibt CBRE Research. Der enorme Energiebedarf macht Datenzentren unter Nachhaltigkeits- aspekten, die zunehmend in den Vorder- grund rücken, diffizil. Hier ist wohl künftig noch einiges an Entwicklung zu erwarten. „Für den Betrieb, aber auch zur reinen Investition in Datencenter ist Spezial- Know-how erforderlich“, erklärt Alex Lund aus der Research-&-Strategy-Abteilung von M&G Real Estate, „aber für Core-Assets winken hier vier bis sechs Prozent Brutto- rendite.“ Er verweist darauf, dass die Inves- torennachfrage zuletzt stärker gestiegen ist als die Zahl der Datenzentren: „Obwohl das Wachstumspotenzial sehr groß ist, handelt es sich derzeit letztlich noch um eine ziem- lich kleine Nische. Der Markteinstieg und das Management sind komplex“, gibt Lund zu bedenken. Die Komplexität besteht etwa darin, dass es sehr unterschiedliche Anforderungen gibt. „Bestimmte Datenzentren werden unmittelbar in zentralen Citylagen benötigt, wenn es auf eine möglichst niedrige Latenz ankommt. Das ist beispielsweise bei An- wendungen für die Börse, zum Streamen von Filmen und fürs Gaming der Fall“, er- klärt Edmund. Andere Datenzentren können auch an abgelegenen Orten, wo Grund und Boden deutlich billiger sind, liegen, wenn es zum Beispiel um das sichere Speichern großer Datenmengen geht. Bisher liegt der Schwerpunkt der europäi- schen Datenzentren in den sogenannten FLAP-Märkten, die besonders gut an die globalen Glasfasernetze angebunden sind: Frankfurt, London, Amsterdam und Paris. Als potenzielle Aufsteiger werden Dublin, Zürich und Mailand gehandelt. In Deutsch- land hält Foof auch Bremen, Hamburg und Berlin für aussichtsreiche Städte. „Aller- dings ist Frankfurt derzeit der mit Abstand wichtigste Markt bei Rechenzentren im Bereich Colocation und Cloud. In der Stadt sind eine Vielzahl von Rechenzentrumsbe- treibern präsent“, weiß Dada, „gleichzeitig ist Frankfurt der größte Internetknoten der Welt. Die durch die Glasfaserleitungen des Internetknotens DE-CIX übertragene Daten- menge erreicht mittlerweile durchschnittlich mehr als neun Terabit pro Sekunde.“ Maschine mit Hülle Neben der Standortwahl und dem Ener- giebedarf sind die hohen Investitionskosten eine Herausforderung. „Baukosten für Datenzentren liegen deutlich höher als bei Retail, Logistik oder Büro“, berichtet Dada. „Wir rechnen etwa 20 Prozent der Kosten für Dach und Fach und 80 Prozent für die TGA, die technische Gebäudeausstattung.“ Es handelt sich also eher um eine Maschine mit Hülle. Entsprechend wird die Größe eines Rechenzentrums in Megawatt ange- geben. „Der Durchschnitt der Rechenzen- tren in Deutschland hat etwa 35 Megawatt. Damit liegt man schon deutlich im dreistel- ligen Millionenbereich, bis zu einer Milliar- de“, gibt Foof eine Größenordnung für die notwendigen Investitionssummen. „In Deutschland haben wir rund 600 Megawatt an Datencentern, und dieses Jahr werden wir die Gigawatt-Grenze durchbrechen.“ Die Laufzeit eines Rechenzentrums zu prognostizieren ist schwierig, wobei von einem langfristigen Bedarf auszugehen ist. Allerdings schreitet die Technik weiter fort, und welchen Lauf sie nehmen wird, ist nicht immer sicher. „Die Haupttechnik wie Generatoren und Kühlung hält etwa zehn Mit der European-Sustainable- Infrastructure-Strategie hat Columbia Threadneedle im Mai 2020 das Lefdal Mine Datacenter (LMD) erworben, das in einer ehemaligen Mine in Norwegen liegt. Das Datenzentrum wurde von der Industriellenfamilie Friedhelm-Loh-Gruppe 2017 in Betrieb genommen. Derzeit wird es mit zehn Megawatt betrieben und hat großzügiges Erweiterungspotenzial. N o. 1/2021 | www.institutional-money.com 253 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | D I G I TA L E I NF RA S T RUK TUR

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