Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

schon mager geworden. Wir sehen uns auch Logistikimmobilien an, die vielleicht einen nicht ganz so guten Mietvertrag haben, aber in einer so optimalen Lage sind, dass wir uns bei der nächsten Vermietung keine gro- ßen Sorgen machen müssen. Ein Mietver- trag hat immer auch ein Ende, aber die Lage bleibt!“, weiß Staiger. Er investiert daher auch in Cityrandlagen, wo die BEOS mit ihren Beständen an ehemaligen Industrieim- mobilien traditionell gut positioniert ist. „Das mag für größere Entwickler nicht so interessant sein, aber für uns schon. Wir passen die Objekte dann den neuen Herausforderungen an.“ Stellt sich die Frage, wie es nach Been- digung der Covid-19-Pandemie weiter- geht, ob der E-Business-Boom ungebro- chen voranschreitet. „Ich gehe davon aus, dass die Leute nach der Pandemie wieder mehr in die Shops gehen; das hat mit Con- venience und mit Einkaufsfreude zu tun. Aber auch wenn das Bestellvolumen zu- rückgeht, wird der Multi-Channel-Vertrieb weiter laufen“, ist Neumeier überzeugt. Zuwachs sieht er nicht nur im Bereich E-Commerce, sondern bei allem, was mit der Baubranche zu tun hat. „Auch alles, was Lifestyle ist, läuft“, so Neumeier, „ebenso Logistikdienstleister wie Kuriere, Express- dienstleister, Umschlagbasen. Die gesamte Kontraktlogistik hat zugenommen. Ich schätze, dass mittlerweile 50 Prozent der Logistikabwicklung an Dienstleister outge- sourct sind.“ Ohne gut funktionierende Logistik seien natürlich auch die groß ange- legten Corona-Impfkampagnen nicht mög- lich, aber vom Volumen her liegt das im homöopathischen Bereich. „Aber vielleicht kann die Logistikbranche damit etwas für ihr Image tun“, lacht er, „denn jeder braucht uns, aber kommunal will uns keiner.“ Herausforderungen Erfahrung benötigt man in diesem Segment natürlich auch. Die traditio- nellen Herausforderungen bei Logis- tikimmobilien liegen in den Berei- chen Grundstück, Baurecht, Ver- kehrsanbindung und Lärmschutz. „Auch Bodenbelastungen können ein Risiko darstellen. Hier haben wir durch die langjährige Erfahrung mit Industriearealen viel Expertise“, meint Staiger. Die neuen Herausfor- derungen liegen in der voranschreitenden Automatisierung der Logistik. „Das ver- wischt zunehmend den Unterschied zu rei- nen Industrieimmobilien, und Sie müssen auf einmal neue Themen wie eine ausrei- chende Stromversorgung mit beachten.“ Notwendige Umbauarbeiten bei einem Mie- terwechsel stellen offenbar keine allzu große Herausforderung dar. „In 90 Prozent der Fäl- le ist eine Logistikimmobilie schnell an die Bedürfnisse des Nachnutzers angepasst“, er- klärt Neumeier. „Eine Palettenregalanlage auszubauen, dauert eine Woche. Und auch gröbere Anpassungen sind in diesem Seg- ment nach zwei bis vier Wochen erledigt.“ Büro bleibt Noch mehr als bei Logistikimmobilien fragt man sich auch im Bürosegment, ob und wie es nach der Pandemie wohl weiter- gehen wird. Hier gibt es eine Reihe von Fra- gezeichen. Bleibt der Homeoffice-Trend oder gehen die Menschen wieder täglich ins Büro? Wird Büroraum weiterhin in den hohen Quadratmeterflächen nachgefragt? Wird das Büro der Zukunft anders als tradi- tionelle Büroflure? „In der ersten Welle der Pandemie haben viele Investoren offenbar kurz die Luft an- gehalten; da gab es für zwei bis drei Monate nur sehr wenige Transaktionen. Aber schon Ende des zweiten und im dritten Quartal 2020 hat sich alles wieder eingespielt. Die Transaktionen wachsen wieder stetig“, er- klärt Vespermann. Er beobachte, dass Immo- bilieninvestoren jetzt noch differenzierter vorgehen als vor der Pandemie. „Bei Büro hätte man ein absinkendes Interesse erwar- tet, was sich aber nicht bewahrheitet hat. Büro ist eher neutral, Transaktionen sehen wir hier weiterhin.“ Ähnliches beobachtet auch Ludger Wib- beke, Geschäftsführer Real Assets bei der Service-KVG Hansainvest, die auf ihrer Plattform rund 40 Asset Manager mit einem Volumen von zirka 50 Milliarden Euro be- treut: „Der erste Reflex zu Beginn der Pan- demie war: Bloß raus aus dem Büro, die Menschen arbeiten jetzt alle zu Hause! Mitt- lerweile haben die Nutzer aber erkannt, dass sie nach wie vor Büros benötigen; sie stellen Die größten Immobilieninvestoren in Europa Gleich vier Versicherungshäuser finden sich in den Top Ten. Rang Name des Investors Volumen (AuM in Mio. Euro) 1 AXA Investment Managers – Real Assets 56,598 2 Swiss Life Asset Managers 55,700 3 Unibail-Rodamco-Westfield 49,400 4 CBRE Global Investors 49,300 5 The Blackstone Group 45,700 6 Credit Suisse Asset Management Global Real Estate 45,427 7 Vonovia 44,240 8 Allianz Real Estate 43,100 9 Standard Life Investments 42,160 10 Patrizia AG 40,185 Auch wenn andere Investorengruppen wie z. B. Stiftungen, Kirchen und Pensionskassen höhere prozentuale Immobilienquoten aufweisen als die Versicherungen, sind bei Versicherungshäusern die absoluten Summen beträchtlich. Quelle: PropertyEU » Logistikimmobilien sind ein knappes Gut geworden. Investoren sollten sich präzise positionieren. « Kuno Neumeier, CEO von Logivest, München 246 N o. 1/2021 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | IMMOB I L I EN FOTO : © LOG I V E S T | MA RCU S SCH L A F

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