Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

Schwerpunkt wird durch Industrial und Logistik ergänzt. Wir sind außerdem weiter stark im Bereich Gesundheitsimmobilien und Wohnungsbau vertreten.“ Überhaupt sei das Segment Health Care ein zukunfts- trächtiges Wachstumsfeld in der Assetklasse Immobilien. Einige Investoren gewichten die Bereiche Retail und Hotel derzeit unter, um hier auch Immobiliensegmente zu nennen, die zurzeit nicht als rosig angesehen werden. „Retail ist aktuell tatsächlich schwierig“, stimmt Lund von M&G zu. Das höchste Risiko sieht er derzeit in Einkaufszentren. „Diejenigen in drittklassigen Lagen stehen vor den größten Herausforderungen, und eine Umwidmung ist schwer. Um ein Shoppingzentrum zu beleben, brauchen Sie schon ein gutes Händ- chen, zum Beispiel mit Kinos, Restaurants oder anderen Erlebnismöglichkeiten.“ Für Retailimmobilien in Citylagen ist er optimis- tischer. „Hier ist natürlich der Tourismus ein wichtiger Treiber, auch die wachsende asia- tische Mittelschicht. Aber irgendwann wer- den die Leute wieder international reisen dürfen“, so Lund. Am Käufermarkt wird’s eng Letztendlich scheint Logistik aktuell alles zu toppen. Hier hat das zuletzt zunehmende Interesse dazu geführt, dass am Markt für Logistikimmobilien eine starke Nachfrage herrscht. „Seit einigen Jahren sehen wir eine äußerst positive Entwicklung, was das Logistikimmobilien-Geschehen betrifft“, erklärt Kuno Neumeier, CEO des Logistikimmobilienspezialisten Logi- vest. „Wir bieten Logistikimmobi- lienberatung an und haben unseren Mitarbeiterstand in Deutschland mitt- lerweile auf 90 Mitarbeiter ausge- baut, weil der Markt rasant wächst. Allein im letzten Jahr haben wir Investoren und Eigentümer bei der Entwicklung von 7.500 Gewerbege- bieten unterstützt. Die Nachfrage bei Logistikimmobilien ist deutlich grö- ßer als das Angebot, sodass wir in- zwischen öfter auf der Suche nach Objekten als nach weiteren Investo- ren sind“, ergänzt Neumeier. Interessierten Investoren rät er, sich mit einer klaren Strategie zu positionieren. „Wenn jemand sagt, wir kaufen opportunistisch und haben ein erfahrenes Property und Asset Management im eigenen Haus oder wir können auch schwierigere Portfolios be- arbeiten, oder wir sind auf einen bestimmten Teilbereich innerhalb der Logistik konzen- triert, etwa auf temperaturgeführte Immo- bilien, dann wissen wir: Dieser Investor ver- steht das Produkt“, erklärt Neumeier. „Dann können wir auch gut zum Verkäufer gehen und mit beiden Seiten die Chancen und Risiken besprechen.“ Bei Industrie- und Logistikimmobilien ist es nämlich üblich, dass der Verkäufer mitreden will, in welche Hände er sein Objekt gibt. Für die hohe Nachfrage sieht Neumeier drei Gründe: „Die etablierten Logistikimmo- bilieninvestoren haben neuerdings Gegen- wind durch asiatische Investoren, denn diese versuchen seit einiger Zeit, in den europäi- schen Logistikimmobilienmarkt einzustei- gen, insbesondere in den deutschen. Hinzu kommen Investoren, die bisher eher Büro und Einzelhandel im Fokus hatten und sich aufgrund der Coronakrise nun in Richtung der stabilen Assetklasse Logistikimmobilien orientieren. Und drittens gewinnt das Thema E-Commerce – nicht erst seit Corona – immer mehr an Bedeutung und sorgt damit für einen höheren Bedarf an geeigneten Logistikimmobilien.“ Noch hohe Renditen Die hohe Nachfrage in diesem Bereich schlägt bereits auf die Renditen durch. „In den letzten Monaten sind Deals gelaufen, die in den Preisen teilweise schon überhitzt waren. Die Eintrittsgelder für jemanden, der neu in den Markt kommt, sind ziemlich hoch. Asiatische Investoren zahlen oft so hohe Preise, dass die etablierten Investoren in diesem Segment jetzt zum Teil ausstei- gen“, beobachtet Neumeier. Ähnliches stellt auch Wibbeke fest: „Diese Investoren wei- chen dann auf Logistikimmobilien in ande- ren Ländern aus, beispielsweise in Spanien oder in den USA.“ Lund schaut sich auch in den nordischen Ländern um: „Dort haben Sie einen reifen E-Commerce-Markt und eine wohlhabende Bevölkerung. Bei Logistik in Skandinavien werden wir noch fündig“, so Lund. In der Breite des Logistikmarktes bestätigt auch Staiger eine Yield Compression: „Für am Markt eingekaufte 1a-Immobilien mit Topmietern muss man die Renditeerwartun- gen bereits deutlich nach unten schrauben. Die Faktoren, die aktuell gezahlt werden, bewegen sich in den oberen Zwanzigern, was Renditen von unter 3,5 Prozent bedeu- tet.“ Doch man kann auch darüber liegen: „Wenn wir Projekte selbst entwickeln oder die Grundstücke selbst erschließen, sind auch Renditen im Bereich von vier Prozent und darüber möglich“, berichtet Staiger. Sein letzter großer Fonds, der European Industrial & Logistic, in dem sich auch größere Liegenschaften und Multi-Tenant- Liegenschaften befinden, erzielte im Mix durchschnittlich 4,5 Prozent per annum. Staiger verrät, worauf er bei Logistikim- mobilien achtet: „Wie gerade dargelegt, sind bei absoluten Topobjekten die Renditen Welche Sektoren Investoren 2021 bevorzugen Insbesondere bei den Asiaten und den Nordamerikanern stehen Industrie- und Logistikimmobilien ganz oben auf der Wunschliste. Allerdings ist auch das Segment Büro nicht so unbeliebt, wie man angesichts des gestiegenen Interesses an Homeoffice zunächst dachte. Auch Wohnimmobilien sind begehrt. Retail hingegen ist in der Gunst der Anleger aktuell weit abgeschlagen. Quelle: INREV: Investment Intentions Survey 2021 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Andere Studenten- wohnungen Gesundheits- immobilien Einzelhandel Entwicklungen Wohnen Industrie/ Logistik Büro Nordamerika Asien-Pazifik Europa Bevorzugte Sektoren, je nach Domizil des Investors Prozent der Antwortenden 244 N o. 1/2021 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | IMMOB I L I EN

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=