Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

ich bei der AMP erworben habe.“ Sie er- zählt, dass sie weitere Anwartschaften mit diesem Konto relativ leicht konsolidieren oder das Ganze auf einen neuen Pensions- fonds übertragen hätte können. Hierbei helfe sogar das Finanzamt, die verschie- denen Ansprüche zu finden, denn es gibt ein zentrales Register über unverfallbare Anwartschaften. „Natürlich geht eine Über- tragung einfacher mit Beitragszusagen, da man keine Barwerte mit gegebenenfalls unterschiedlichen Rechnungsgrundlagen ermitteln muss. Hier in Deutschland habe ich noch mehrere Einzeltöpfe von ver- schiedenen Arbeitgebern“, erklärt Mahnert. Man merkt, wie abwegig ihr dieser Ge- danke vorkommt, der in Europa noch Rea- lität ist. Sie erklärt, wie das persönliche Altersvor- sorgekonto in Down Under funktioniert: „Es ist als Altersversorgung geschlüsselt, das heißt, vor 60 kommen Sie nicht an Ihr Geld, dafür wachsen die Erträge steuer- begünstigt an. Dabei dürfen Sie selbst die Assetklassen, Strategien und die entspre- chenden Dienstleister wählen, wobei diese Wahlfreiheit nicht unkritisch zu sehen ist“, warnt sie. Viele Menschen kämen damit nicht klar, weshalb die großen, branchen- weiten Pensionsfonds – viele davon Non- Profit-Einrichtungen – standardisierte Anla- gestrategien anbieten. Garantien gibt es beim australischen System nicht. „Über den Zeitraum eines Berufslebens sind die Bei- träge ja de facto gesichert, das ergibt sich einfach aus der Langfristigkeit“, denkt Mahnert praktisch. Gefragt, was man in der deutschen Altersvorsorge vom Ausland lernen könnte: „Wir können hierzulande viel von den Sys- temen in Australien, den Niederlanden oder in der Schweiz lernen. In erster Linie müss- te man hier das System entrümpeln; das deutsche System ist zu komplex und klein- teilig! An der reinen Beitragszusage führt meines Erachtens langfristig kein Weg vor- bei, auch wenn sie aktuell ein Schatten- dasein führt. Da war man in Austra- lien konsequenter.“ Dann spricht sie noch ein umstrit- tenes Wort aus: Obligatorium! „Die Schweiz und Australien haben es mit einem Obligatorium geschafft, die bAV auf eine sehr breite Basis zu stellen. Natürlich ist das ein Eingriff in die Freiheit der Menschen, weil sie die Beiträ- ge, die sie selbst aufbringen müssen, bezie- hungsweise das Gehalt, auf das sie verzich- ten, auch anderswo gut gebrauchen könn- ten. Aber man kann die Zeit später nicht mehr nachholen. Diese Einsicht hat man als junger Mensch nicht unbedingt!“ Sie schränkt aber ein: „Bei einer schlechten (kostenintensiven) Durchführung der bAV wäre ich dagegen. Aber wenn die bAV gut gemacht ist, schafft man aus meiner Erfah- rung mit einem Obligatorium höheren Wohlstand für breite Bevölkerungsteile.“ Teilhabegedanke Von der Politik wünscht sie sich gute Rahmenbedingungen. „Den Rest soll man den Altersvorsorgeeinrichtungen und der Wirtschaft überlassen. Der Staat soll Impul- se setzen, aber darf nicht alles vereinnah- men und komplexe Regelungen schaffen. Beispielsweise brauchen wir mehr inländi- sche Anlagemöglichkeiten, etwa in Infra- struktur, damit die Menschen das Gefühl haben, dass sie und nicht nur andere an der wirtschaftlichen Entwicklung teilhaben.“ Das sei in Australien gelungen. „Dort weiß jeder Bescheid über seine Superannuation, sie ist Gesprächsthema beim Barbecue. Da fragt man schon mal: Wie ist deine Super- annuation?“ ANKE DEMBOWSKI » An der reinen Beitragszusage führt meines Erachtens langfristig kein Weg vorbei. « Sabine Mahnert, Abteilungsleiterin Kapitalanlagen, EZVK, Darmstadt Sabine Mahnert wohnt an der Bergstraße, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Entspannen kann sie bei Gartenarbeit. 240 N o. 1/2021 | www.institutional-money.com P O R T R Ä T | S AB I NE MAHNE R T | E ZVK FOTO : © B R I G I T T E P F E I F F E R , P R I VAT

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