Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

S ie schafft es, die betriebliche Al- tersvorsorge als etwas Natürli- ches rüberzubringen, für das man sich interessiert und über das man gern plaudert. Im deutschsprachi- gen Raum wird das Thema oft als komplexes Gebiet angesehen, das mit vielen Fußangeln gespickt ist. Diese unbefangene, prakti- sche Herangehensweise ist vielleicht darauf zurückzuführen, dass Sabine Mahnert, seit Januar 2020 Abteilungs- leiterin Kapitalanlagen für die Evangeli- sche Zusatzversorgungskasse (EZVK), in Australien aufgewachsen ist. „Meine Eltern sind dorthin ausgewan- dert, als ich zwei Jahre alt war. Daher bin ich in Australien zur Schule und zur Uni gegangen“, erklärt Mahnert. Wäh- rend hierzulande wohl die meisten, die in der bAV arbeiten, erst während ihrer Laufbahn mit diesem Thema in Berüh- rung kamen, fing sie schon als Studentin Feuer: „1988, als ich mich im Studium befand, wurde in Australien die obligatori- sche bAV für tarifgebundene Berufe einge- führt. Ich habe das als ein riesiges Wachs- tumsfeld angesehen und wollte unbedingt dabei sein“, äußert sich Mahnert noch heute mit Begeisterung. Sie erzählt, dass es 1988 zu einem Deal zwischen den Gewerkschaften und der Regierung kam: „Damals war die Inflation hoch – ich erhielt 17 Prozent Zinsen per an- num auf meinem Festgeldkonto –, und die Gewerkschaften forderten Lohnsteigerun- gen, die aber die Inflation weiter befeuert hätten. Man einigte sich auf eine Lohnerhö- hung von drei Prozent, die vollständig in die bAV geleitet wurde. Damit kam die austra- lische bAV in die breite Bevölkerung.“ Mahnert war dann tatsächlich dabei: 1990, nach ihrem Studium, begann sie ihre Karriere im Corporate Superannuation De- partment der Australian Mutual Provident Society, der jetzigen AMP Ltd. „Wir waren ein junges Team und haben vieles aufbauen müssen. Wir hatten Anlageklassen in den Portfolios, die für deutsche Einrichtungen noch exotisch sind, etwa Land- wirtschaft. Damals habe ich auch die Auswirkungen des Aktiencrashs von 1987 auf fondsgebundene Pensions- pläne gesehen und gelernt, wie man mit Glättungsme- chanismen die Schwankun- gen von Anwartschaften in beitragsorien- tierten Plänen abmildern kann“, erzählt sie. Auch als sie nach Europa zog, blieb sie dem Thema bAV treu. Sie arbeitete als Senior Investment Consultant bei Willis Towers Watson und leitete die European Pensions Group bei Morgan Stanley in Frankfurt und die Pension-and-Insu- rance-Services-Einheit bei Goldman Sachs. Außerdem arbeitete sie bei der Arbeitsgemeinschaft für betriebli- che Altersversorgung e. V. (aba) und war dort bis 2020 Mitglied des Fachausschusses Kapital- anlage und Regulatorik. Daten zur EZVK Dann zog es Mahnert auf die Anlegerseite. Seit gut einem Jahr leitet sie das zehnköpfige Kapi- talanlagenteam bei der EZVK. Dort sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diakonie und Arbeitgeber der evangelischen Kirche zusatzversichert – derzeit Mit praktikablen Ideen aus Australien im Kopf kümmert sich Sabine Mahnert seit Januar 2020 um das 10,5 Milliarden schwere Kapitalanlagenportfolio der Evangelischen Zusatzversorgungskasse (EZVK) in Darmstadt. „Wie ist deine Super annuation ?“ » Das deutsche System ist zu komplex und kleinteilig. « Sabine Mahnert, Abteilungsleiterin Kapitalanlagen, Evangelische Zusatz- versorgungskasse (EZVK), Darmstadt Sabine Mahnert frei assoziierend zu … … australischen Superannuation Funds: „Sie sind eine Erfolgsgeschichte und haben wesentlich zur Entwicklung der Infrastruktur Australiens in den letzten zwanzig Jahren beigetragen.“ … Nachhaltigkeit: „Ich möchte einen Beitrag dazu leisten, dass die Menschen ihre Altersversorgung in einer lebenswerten Welt genießen können.“ … Niedrigzinsumfeld: „Das wird uns wohl noch einige Zeit begleiten; wir müssen alternative Formen von sicheren Erträgen finden.“ … Work Life Balance: „Ist für alle wichtig: Männer, Frauen und die gesamte Gesellschaft. Mit ausgegli- chenen Menschen zusammenzuarbeiten macht auch mehr Spaß.“ … Selbstverantwortung in der Altersvorsorge: „Ist gut für Menschen, die sich auskennen. Viele brauchen aber Unterstützung, und da hilft es, wenn die bAV leicht zugänglich und verständlich ist.“ … Frauen und Finanzen: „Es gibt gute Frauen in der Finanzwelt, leider noch zu wenige. Eine Frau als Finanzministerin würde ich sehr begrüßen.“ … risikobehafteten Anlagen in der Altersvorsorge: „Das Erlangen von Wohlstand ist nur möglich, wenn man Risiken eingeht beziehungsweise in Risikokapital investiert. In der bAV kann man diese Risiken viel besser streuen als in der privaten Vorsorge.“ … Gartenarbeit und Natur: „Lässt mich entspannen und macht mir klar, wie wichtig Biodiversität für unsere Lebensgrundlage ist.“ 234 N o. 1/2021 | www.institutional-money.com P O R T R Ä T | S AB I NE MAHNE R T | E ZVK FOTO : © B R I G I T T E P F E I F F E R

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