Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

Börse gesucht, um den Deal zu finanzieren. Die Zweckgesellschaft nimmt dann oft den Namen des übernommenen Unternehmens an und wird zu einem „Glamour Stock“. Die Proponenten erhalten nach dem Merger ihren Anteil – meist für vier platzierte Aktien eine eigene und somit einen Anteil von 20 Prozent an der gelisteten Gesellschaft. Oft sind mit diesen Aktien auch 0,33 Warrants verbunden, sodass die Investoren der ersten Stunde (darunter oftmals Hedgefonds) und die Proponenten einen Hebel besitzen, der sich bei guter zukünftiger Geschäftsent- wicklung oder – wie heute oft zu beobach- ten – angesichts des fulminanten Publi- kumsinteresses bald nach dieser Form des Reverse Merger IPOs zu Geld machen lässt. Hedgefonds bleiben meist nicht allzu lang an Bord und ziehen es vor, sich mit einem hübschen Anfangsgewinn wieder zu verab- schieden und das gleiche Spiel woanders von vorn zu beginnen. Nur Gewinner? Auf den ersten Blick sieht es tatsächlich so aus, als ob es nur Profiteure von SPACs- Gründungen und ihren Deals gäbe: Dem Investor wird erzählt, dass er im Gegensatz zum klassischen IPO, wo die um ein Listing ansuchende Firma ein langes und teures Prozedere über sich ergehen lassen muss und das Unternehmen schon relativ teuer und in seiner Entwicklung weit fortgeschrit- ten ist, in einem früheren Stadium zu einer Beteiligungschance kommt. SPACs sind also zwischen Private Equity und klassi- schen IPOs angesiedelt. Zudem sei der Investor ja insoweit abgesichert, als die noch nicht investierten Barmittel rendite- bringend in US-Staatsanleihen investiert werden und für den Fall, dass kein Deal innerhalb der im Prospekt festgehaltenen Frist unter Zustimmung der SPAC-Aktio- näre finalisiert wird, verzinst zurückgezahlt werden. Somit sei ein solches Investment mit einer Gratis-Call-Option bei Kapital- rückzahlung zu vergleichen. Dem Start-up im fortgeschrittenen Sta- dium, das trotzdem meist noch Verluste schreibt, wird erklärt, dass es an frisches Kapital plus Börsennotiz kommt, ohne den längeren und mühseligen Weg eines klassi- schen IPOs gehen zu müssen. Zudem kön- nen beim Merger schon recht sportliche Be- wertungen fixiert werden. Dazu kommen ein stark gestiegener Bekanntheitsgrad der Aktie in Investorenkreisen plus Medienab- deckung sowie die Möglichkeit, Aktien zu verkaufen, aber auch über Kapitalerhö- hungen an neue Mittel über die Börse zu gelangen. Den Investmentbanken und Beratern gefällt diese unorthodoxe Form des IPOs, da hier dank der hohen Stückzahlen ordent- lich Gebühren für sie abfallen. Last but not least, sind die Initiatoren zu nennen, die am Ende des Tages mit einem 20-Prozent- Anteil an der fusionierten Firma via Grün- deraktien dastehen, für die sie nichts bezahlt haben. So können aus Millionären Multi- millionäre und aus Multimillionären Mil- liardäre werden. Obacht Visualisiert man den Ablauf des Kon- zepts, wird klar, warum eine SPAC für alle Beteiligten, aber nicht unbedingt für die Investoren ein Super-Deal ist. Denn grob gesagt erhalten sie nur 70 Cent für den investierten Dollar: 20 Prozent gehen an die Proponenten, die den Fusionspartner gefun- den haben, und die restlichen zehn Prozent Der aktuelle Höhenflug des Themas „Special Purpose Acquisition Companies“ könnte auch das Interesse institutioneller Anleger wecken, allerdings zeigt ein genauer Blick, dass diese jüngste „Mode“ der Finanzwelt weder wirklich neu noch aus Anlegersicht wirklich attraktiv ist. N o. 1/2021 | www.institutional-money.com 227 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | S PAC S

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