Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

einer negativen Aktienkursentwicklung kon- frontiert waren. Das änderte sich nach dem Rangel Amendment, das verhinderte, dass US-Firmen Steuergutschriften für in Süd- afrika entrichtete Steuern erhielten. Damit verschwanden die negativen Auswirkungen. Event-Studien wurden auch im Zusam- menhang mit Umweltrisiken durchgeführt. Mehrere Arbeiten befassen sich mit dem durch einen Tsunami ausgelösten Atom- unfall in Fukushima im März 2011, wovon mehrere Kernkraftwerksgesellschaften be- troffen waren, da mehrere Länder und Investoren im Zuge dessen begannen, die Risiken von Atomkraft neu einzuschätzen. Zu nennen sind hier insbesondere die Studie „Contagion Effects in the Electric Utility Industry Following the Fukushima Nuclear Accident“ von Basse Mama und Bassen von 2013 sowie jene von Lopatta und Kas- pereit aus dem Folgejahr mit dem Titel „The Cross-Section of Returns, Benchmark Model Parameters and Idiosynkratic Volati- lity of Nuclear Energy Firms after Fukushi- ma Daiichi“. In beiden Papers wird festge- halten, dass sich die Betreiber von Kern- kraftreaktoren weltweit signifikant negati- ven Aktienrenditen gegenübersahen und verschiedene Regierungen sich von der Kernenergie abwendeten. Die Analyse des Autorentrios trägt zur wissenschaftlichen Literatur über die Kapitalmarktauswirkun- gen von Divestments im fossilen Energie- bereich als ein Weg bei, die Risiken des Kli- mawandels anzusprechen. Die Arbeit von Dordi und Weber von 2019 analysiert ver- schiedene Divestment-Kampagnen und die darauffolgenden Reaktionen an den Kapital- märkten, gemessen an den Aktienrenditen eines Portfolios fossiler Energietitel. Dordi und Weber fanden Belege für abnormale negative Renditen in zeitlichem Zusammen- hang mit den Kampagnen-Events. Analog dazu prognostizieren Bassen, Buchholz und Kaspereit negative Aktienmarktreaktionen bei Kohletiteln nach BlackRocks Ankündi- gung, sich aus diesen zurückzuziehen. Drei Hypothesen Die Autoren erwarten erstens signifikant negative Renditen von Kohleaktien um den Tag der Ankündigung des BlackRock- Rückzugs. Dafür spricht, dass Hartzmark und Sussman 2019 in „Do Investors Value Sustainability? A Natural Experiment Exa- mining Ranking and Fund Flows“ berichte- ten, dass die Ankündigung des Rückzugs aus fossiler Energie bei großen institutionel- len Investoren das Bewusstsein erhöht und dazu führen kann, dass andere Kapital- marktteilnehmer ihr Engagement in fossile Energie zu überdenken beginnen. Da Black- Rocks Gewinne von den Asset-Manage- ment-Gebühren ganz wesentlich abhängen, erwarten die Autoren, dass ein solcher Schritt von der Börse honoriert wird. Das führt zur zweiten Hypothese, der zufolge BlackRocks Rückzug für dessen Aktionäre wertsteigernd wirkt. Dabei nehmen die Au- toren an, dass der Asset-Management-Gi- gant schon vor der Ankündigung des Rück- zugs aus thermischen Kohleinvestments ge- wisse Adjustierungen seiner Positionen vor- genommen hat, besonders in Bezug auf jene Gesellschaften, die anfällig für negative ab- normale Renditen nach der Ankündigung sind. Dies kann damit gerechtfertigt werden, Im Mittelpunkt des Briefs von Larry Fink, Chief Executive Officer von BlackRock, an die CEOs steht zu Jahresanfang 2021 der globale Übergang zu einer klimaneutralen „Netto-Null“-Wirtschaft – und was dieser Wandel für Unternehmen und Investoren bedeutet. Im Januar 2020 schrieb er unter anderem, dass bei BlackRock das ESG-Risiko bei aktiven Stra- tegien reduziert werde. So habe sein Unternehmen damit begonnen, börsennotierte Wertpapiere von Unternehmen, die mehr als 25 Prozent ihrer Umsätze aus der Kohleproduktion erwirtschaften, aus diskretio- nären aktiven Anlageportfolios zu eliminieren. Das hat die Wissenschaft auf den Plan gerufen, die Aus- wirkungen solcher Ankündigungen zu untersuchen. 214 N o. 1/2021 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | KOHL E I NVE S TMENT S FOTO : © CHR I S TOP H HEMME R I CH

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