Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

Klimarisiken Auf Kohle basierende Geschäftsmodelle stehen bereits seit Längerem auf tönernen Füßen und haben im Westen in Bezug auf ihre gesellschaftliche Akzeptanz zunehmend Schwierigkeiten. Kohleverbrennung zur Stromgewinnung gilt als großer Beitrag zum Global Warming, wie die IEA 2019 im „Global Energy and CO 2 Status Report“ festhielt. Bereits zuvor haben sich große Vermögensverwalter wie etwa die Allianz 2018 und Staatsfonds wie jener Norwegens 2015 zum Kohleausstieg bekannt. Grund- sätzlich gibt es mehrere Arten, wie Investo- ren Klimarisiken adressieren können. Zum einen können sie im Rahmen von Engage- ment entweder bei privaten Treffen oder auch auf der Hauptversammlung Klimarisi- ken ansprechen, zum anderen gibt es die Möglichkeit, durch Divestment ein starkes Zeichen zu setzen. Das Autorentrio hält sich zugute, das erste Team von Kapitalmarkt- wissenschaftlern zu sein, die sich eingehend mit der Auswirkung von Divestments eines börsennotierten Asset Managers auseinan- dersetzen, der implizit argumentiert, dass mit Engagement bei bestimmten Sektoren wie thermischer Kohle nichts zu erreichen sei. Die vorliegende Studie ist als Ergän- zung der Arbeit von Dordi und Weber mit dem Titel „The Impact of Divestment Announcements on the Share Price of Fos- sil Fuel Stocks“ zu sehen, die 2019 publi- ziert wurde. Hier wurden die Ankündigun- gen von Stiftungen, Kampagnen oder Staatsfonds untersucht, die von der breiten Öffentlichkeit beobachtet werden. Bassen, Buchholz und Kaspereit hingegen gehen davon aus, dass institutionelle Investoren andere Beweggründe haben als private Asset-Eigentümer, sich aus bestimmten Ver- mögenswerten zurückzuziehen., und zwar aufgrund ihrer Treuhänderfunktion und des Eigeninteresses. Dazu kommt, dass Nach- haltigkeit im Finanzbereich seit dem Pariser Abkommen 2015, mit dem die Erderwär- mung beschränkt werden soll, an Bedeu- tung zweifellos gewonnen hat, die Stichpro- be von Dordi und Weber aber kurz danach bereits endet. Nachdem das Erscheinungs- datum von Larry Finks Brief 2020 von BlackRock frei gewählt wurde, geht das Autorentrio von der Annahme aus, dass BlackRock seine Anpassungsschritte in puncto thermischer Kohleinvestments der- gestalt vorgenommen hat, dass die Fonds- anleger vor den Folgen der Veräußerung möglichst geschützt bleiben. Frühere Studien Die Konsequenzen der Veräußerung be- stimmter Vermögenswerte aufgrund öffent- lichen und politischen Drucks wurden erst- mals im Zusammenhang mit Firmen dis- kutiert, die Geschäfte mit dem Apartheid- Regime in Südafrika machten. Event-Stu- dien dazu legen den Schluss nahe, dass Fir- men, die bekanntgaben, sich aus Südafrika zurückzuziehen, während der ersten Jahre des Rückzugs aus dem Land am Kap mit Dass sich große Investoren vom Investmentthema „Kohle“ abwenden, hat sowohl auf diese Industrie als auch auf die Vermögensverwalter selbst Auswirkungen. Eine aktuelle Studie beleuchtet die Zusammenhänge. N o. 1/2021 | www.institutional-money.com 213 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | KOHL E I NVE S TMENT S

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