Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

„Das ist hier keine Spendenübergabe“ Was die UNGC-Repräsentantin von Greenwashing, Gießkannen und Mut zur Ehrlichkeit hält. D aniela Knieling ist seit 2008 bei respACT – austrian business council for sustainable development und seit 2011 Ge- schäftsführerin des Vereins. Sie ist in Österreich Chair & Network Repre- sentative der Institutional Money Partnerorganisation United Nations Global Compact (UNGC) und des World Business Council for Sus- tainable Development (WBCSD) . Mit Institutional Money hat sie über Impact, die SDGs (Sustainable Deve- lopment Goals) und die Ernsthaftig- keit von sozialem und nachhaltigem Engagement gesprochen. Frau Knieling, ESG und Impact erle- ben als Themen gerade eine Art Boom. Aus Ihrer Sicht: Ist das eine Modeerscheinung oder ein nachhalti- ger Trend? Daniela Knieling: Definitiv Zweiteres, nicht zuletzt weil sich die Jungen so intensiv mit dem Thema auseinander- setzen. Diese neue Generation ist und wird ganz anders ausgebildet als wir. Das merkt man an den fachlichen Diskussionen. Da kommt einem wahrscheinlich schnell Greta Thunberg in den Sinn, die ja auch nicht ganz unumstritten ist. Daniela Knieling: Einen Greta-Effekt gibt es sicherlich. Was man ihr auf je- den Fall zugute halten muss, ist, dass sie mit ihrem Ansatz Dinge erreicht hat, die viele Wissenschaftler nicht erreichen konnten: einen globalen Diskurs über glo- bale Risiken loszutreten und auch eine entsprechende Auseinandersetzung mit dem Thema auszulösen. Das war sicher- lich enorm wichtig. Gerade bei den SDGs (Social Development Goals) der Vereinten Nationen kann man das beobachten. Da hat es vor zehn Jahren sicher nicht die Überzeugung unter den Leuten gegeben, die heute besteht. Man geht bei Förderun- gen und Investitionen, aber auch beim Engagement der Unternehmen selbst weg vom Gießkannenprinzip. Man scheint er- kannt zu haben, dass ernsthaftes Engage- ment für CSR (Corporate Social Respon- sibility) keine Spendenübergabe sein kann, sondern ein ernsthafter finanzieller und operativer Prozess ist. Bei ESG und Impact besteht das Risiko von Green- und Bluewashing – also Nach- haltigkeit als Marketingtool … Daniela Knieling: Ich persönlich würde davor warnen, das Thema nicht ernst zu nehmen. Die Reputationsforschung zeigt ganz genau auf, dass ein Skandal reicht, um ganze Karrieren oder Ge- schäftsmodelle zu stürzen. Was sind für Sie Kriterien, ob es ein Unternehmen mit Nachhaltigkeit ernst meint? Daniela Knieling: Also was mich per- sönlich immer beeindruckt, ist Mut zur Ehrlichkeit: offen sagen und zugeben, wenn man ein gewisses Ziel nicht erreicht hat und warum. Das zeigt den Stakeholdern und Investo- ren dass man es ernst meint, dass man sich wirklich mit der Umsetzung von Zielen auseinandersetzt. Denn dass man nicht jedes Ziel erreichen kann, ist klar. Das Scheitern gehört dazu. Wenn jemand nur vom Erreich- ten erzählt und manche Themen ganz offensichtlich auslässt, darf man hell- hörig werden. Insgesamt ist ja die quantitative Be- messung von Impact ein Problem. Seit März gibt es die neuen Offenlegungs- regeln der EU. Was darf man sich davon erwarten? Daniela Knieling: Hier geht es um die Messung von nachhaltigen Trends in der Finanzwirtschaft, die Implemen- tierung von CSR-Richtlinien und um eine ambitionierte Weiterentwicklung der bestehenden EU-Definitionen – das ist schon eine Aussage. Bekanntlich stecken wir mitten in einer Pandemie. Haben Sie das Gefühl, dass Nachhaltigkeitsthemen in den Hintergrund getreten sind? Daniela Knieling: Nein, die Themen sind ja trotzdem noch da, insbesondere da Menschen in Armut von der Pandemie deutlich stärker betroffen sind. Außerdem hat sich gezeigt, dass diejenigen Unter- nehmen, die sich mit Nachhaltigkeit be- schäftigt haben, besser durch die Krise kommen. Also, ein klares Nein: Für die SDGs und Impact gibt es keine Pande- mie-Pausetaste. » Wenn jemand nur vom Erreichten erzählt und manche Themen ganz offensichtlich auslässt, darf man hellhörig werden. « Daniela Knieling, Geschäftsführerin respACT; in Österreich Chair & Network Representative United Nations Global Compact (UNGC) 210 N o. 1/2021 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | IMPAC T I NVE S T I NG AWARD | M4C FOTO : © GEORG W I L K E

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