Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

S pätestens mit der Diskussion um die Implementierung von Nachhaltigkeitskriterien in die Strategien eines insti- tutionellen Investors wie auch in die Fondsportfolios von Asset Managern hat die schon lange unter der Antonymie „Aktiv versus passiv“ schwelende Dis- kussion um die Frage, ob die Strategie eines Anlegers sinnvoller mit einem aktiv gemanagten Ansatz oder einem passiven Instrument umzusetzen ist, neue Nah- rung erhalten. Wir haben dazu die Ex- perten von drei renommierten Consul- tants zu einer Gesprächsrunde gebeten, bei der Institutional Money von Ferdinand Haas, ehemaliger Leiter des Produktbe- reichs der DWS, als ausgewiesenem Ex- perten in dieser Frage unterstützt wurde. Teilgenommen haben an dem Roundtable- gespräch, das aufgrund der Corona-Situa- tion nicht an einem runden Tisch, sondern über ein Web-Meeting geführt wurde: Jochen Kleeberg, Geschäftsführer von alpha portfolio advisors, Herwig Kinzler, Ge- schäftsführer von RMC Risk Management Consulting, und Tobias Bockholt, Head of Investments bei Willis Towers Watson. Hans Heuser: Unsere Ausgangsfrage für die- se Diskussion lautet: Wo kann sich aktives Management noch lohnen? Oder muss es sogar heißen: Kann sich aktives Manage- ment überhaupt lohnen? Herr Dr. Kleeberg, möchten Sie vielleicht den Auftakt machen? Jochen Kleeberg: Wenn man über aktives Management spricht, ist es sinnvoll, sich kurz dem als „Fundamentales Gesetz des aktiven Managements“ bekannten Konzept zu widmen. Mit diesem Ansatz wurde ver- sucht, die Frage zu beantworten, wie Alpha überhaupt entstehen kann. Letztlich sind drei Komponenten bestimmend: Die erste ist der sogenannte Informationskoeffizient, also die Korrelation der Prognosen mit den realisierten Renditen. Er beschreibt also die Prognosegüte. Die zweite ist die Zahl der unabhängigen Prognosen, und die dritte ist der gewählte Tracking Error. Aus diesen drei die Performance bestimmenden Fakto- ren lässt sich nun ableiten, unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen aktives Management funktionieren kann. Also: In welchen Segmenten des Marktes ist die Prognosegüte ausreichend hoch? Und die Antwort lautet oftmals, dass eine hohe Pro- gnosegüte vor allem dort auftritt, wo nicht so viele andere Marktteilnehmer hin- schauen, weil man nur da auch wirklich etwas entdecken kann. Ich vergleiche das immer mit einem dunklen Raum. Wenn ich mit einer Taschenlampe in diesen dunklen Raum gehe, dann sehe ich etwas, was andere nicht sehen. Ist der Raum aber schon von Beginn an hell, entdecke ich zwar auch Dinge, aber die haben auch andere schon gesehen. Hans Heuser: Wollen Sie damit sagen, dass man einen Markt braucht, in dem es auch wirklich noch etwas zu ent- decken gibt? Jochen Kleeberg: Man könnte auch sagen, es braucht einen Markt, der sich durch eine geringere Analystenabdeckung aus- zeichnet, der vielleicht zusätzlich noch ein gewisses Maß an Komplexität aufweist. Außerdem braucht man eine hinreichende Zahl an möglichen Prognoseobjekten. Denn aktives Management lohnt sich vor allem da, wo ich ein breites Anlageuniversum nut- zen kann, und weniger dort, wo ich nur we- nige Prognoseobjekte vorfinde. Und drit- tens: Wenn ich diese beiden Komponenten habe, muss ich entsprechende Prognosen auch in Portfoliostrukturen übersetzen, die hinreichend von der Benchmark abweichen, um potenziell vorhandenes Alphas wirklich realisieren zu können. Herwig Kinzler: Grundsätzlich teile ich die An- sicht von Dr. Kleeberg. Aber man könnte auch noch anders an die Beantwortung der Ausgangsfrage herangehen. Aktives Ma- nagement kann sich auch dann lohnen, wenn In welchen Märkten und unter welchen Voraussetzungen bieten aktive Strategien noch einen Vorteil gegenüber einer passiven Indexnachbildung? Dieser Frage sind wir gemeinsam mit den Vertretern von drei renommierten Consultants nachgegangen. F OTO : © ВАДИМ ПАСТУХ | A DOB E . S TOC K . COM » LOHNT SICH AKTIV » Das würde dann bedeuten, man sollte eigentlich nach einem exzellenten Asset Manager mit möglichst miserablem Vertrieb suchen. « Ferdinand Haas, Institutional Money 156 N o. 1/2020 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : ROUNDTABL E | CONSULTANT

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