Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

arbeiten die Investmentkomitees oft mit Consultants zusammen, deren Funktion sich im Sinne von „Headhuntern“ interpretieren lässt. In der Regel gibt es eine öffentliche Ausschreibung (Request for Proposal), woraufhin Antworten externer Manager ein- gehen. Diese „Bewerbungen“ werden dann anhand harter Faktoren (vergangene relative Performance, Kostenquote) sowie weicher Faktoren (Personalrisiken, Konsistenz der Investmentphilosophie, Einzigartigkeit) eva- luiert. Auf diese Weise wird eine finale Lis- te jener wenigen Manager erstellt, die infra- ge kommen. Diese werden dann besucht beziehungsweise zu Präsentationen eingela- den, um sich ein persönliches Bild machen zu können. Am Ende trifft das Investment- komitee eine Auswahlempfehlung. Insge- samt kann der Prozess mehr oder weniger transparent ablaufen. Häufig werden Infor- mationen auch auf parallelen Kanälen wie etwa Konferenzen ausgetauscht, wie die Autoren betonen. Im Hauptteil der Studie wird empirisch untersucht, wie die institutio- nellen Großanleger (Plansponsoren) konkret aus dem großen Pool verfügbarer Manager auswählen. Dazu analysierten die Forscher rund 2.000 Großanleger, die im Untersu- chungszeitraum zwischen 2002 und 2017 mehr als 1,6 Billionen US-Dollar an 775 verschiedene Manager vergaben. Betrachtet werden nur Aktien- und Anleihenmandate, da hier standardisierte Anlageinstrumente und Benchmarks zur Evaluation verfügbar sind. Opportunitätsgruppe In ihren Untersuchungen berücksichtigen die Autoren einen entscheidenden Aspekt: Um die Auswahlmechanismen wirklich zu verstehen, sollten nicht nur die später tat- sächlich selektierten, sondern auch alle nicht ausgewählten Manager in die Analyse einbezogen werden. Auf diese Weise lassen sich die entstandenen Opportunitätskosten beurteilen. Entsprechend wird für jedes Mandat eine Opportunitätsgruppe nicht aus- gewählter, aber zum jeweiligen Zeitpunkt verfügbarer Manager erstellt, die ebenso hätten zum Zuge kommen können. Konkret sind das Manager, die aktiv entsprechende Produkte des jeweiligen Anlagestils in der gleichen geografischen Region angeboten haben. In den meisten Fällen lag deren Gesamtzahl zwischen 30 und 100. Return Chasing und Connections Die Untersuchungen zeigen, dass die ver- gangenen Renditen eines Managers deutli- chen Einfluss darauf haben, ob er ausge- wählt wird. Die Wahrscheinlichkeit erhöht sich vom 25. zum 75. Perzentil der Perfor- manceverteilung des gleichen Anlagestils um 30 (Aktienmandate) beziehungsweise 15 Prozent (Anleihenmandate). Die Autoren schreiben, dass eine Auswahl auf Basis ver- gangener Performance durchaus rational wäre, wenn man von einer Renditepersis- Das Delegieren von Vermögensverwaltungsmandaten ist keine leichte Übung. Als institutioneller Anleger hat man den Ehrgeiz, die „besten“ Manager für das anvertraute Kapital auszuwählen. Eine Auswahl mit starkem Fokus auf bisherige Ergebnisse kann jedoch kontraproduktiv sein. N o. 1/2021 | www.institutional-money.com 143 T H E O R I E & P R A X I S | MANAGE RAUSWAHL

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