Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

lungen aus 45 Ländern, der 3,8 Millionen Firmenmonatsbeobachtungen und 222 Ren- diteanomalien über einen Beobachtungszeit- raum von 25 Jahren enthielt. Im Vorfeld wurden zwei konkurrierende Hypothesen aufgestellt: 1. Sophisticated Analysts: Analysten richten ihre Empfehlungen im Durchschnitt so aus, dass sie mit bekannten Rendite- anomalien übereinstimmen. 2. Biased Analysts: Die Empfehlungen der Analysten stehen nicht im Zusammen- hang mit bekannten Anomalien oder widersprechen ihnen sogar. Unter der Annahme erfahrener Analysten (erste Hypothese) würden entsprechende Mispricings der Anomalien reduziert, was auch eventuelle Überrenditen erklären wür- de. Anders unter der Annahme verzerrter Analysteneinschätzungen (zweite Hypothe- se): Hier könnten sich die Anomalien noch verstärken. Das würde bedeuten, dass Ana- lysten zu Fehlbewertungen von Aktien bei- tragen. Im Ergebnis wurden zunächst frühe- re Studien zum US-Markt bestätigt. Demnach besteht dort kein Zusammen- hang zu künftigen Überrenditen und Ana- lysten bevorzugen im Konsens gegenüber bekannten Anomalien überbewertete Aktien. Überraschend ist jedoch die Erkenntnis, dass dies abseits der US-Märkte nicht gilt. Die Forscher schreiben, dass die Empfeh- lungen von Analysten an den übrigen Märk- ten insgesamt profitabel sind. Analysten scheinen die Fehlbewertung in internatio- nalen Märkten nicht zu verstärken, da sie günstigere Empfehlungen für (mit Anoma- lien assoziierte) unterbewertete Aktien ab- geben, und Inkonsistenzen zwischen Emp- fehlungen und zusammengesetzten Anoma- lie-Rängen führen zu niedrigeren, nicht zu höheren abnormalen Renditen. Die dazu im Paper definierte Long-Short- Strategie erzielte demnach eine statistisch signifikante monatliche Rendite von 0,48 Prozent (bzw. 0,58 Prozent bei gleichge- wichteter Berechnung). Für den US-Markt ergab sich auf Basis der gleichen Strategie dagegen eine Rendite von praktisch null. Nun stellt sich die Frage, worauf die unterschiedlichen Ergebnisse für die USA und den Rest der Welt zurückzuführen sind. Die Autoren untersuchen anhand geeigneter Indikatoren zwei Dimensionen, in denen sich die einzelnen Länder unterscheiden: den Entwicklungsgrad der Finanzmärkte so- wie die Kategorie der allgemeinen Landes- kultur. Die analysierten Daten sind mit ins- gesamt 23 Developed und 22 Emerging Markets sehr umfangreich. Die Untersuchungen decken ein grund- sätzliches Muster auf: Die Analystenemp- fehlungen bieten in Ländern mit weniger entwickelten Märkten sowie in weniger individualistischen Ländern einen höheren Mehrwert. Das erklärt auch, weshalb die Als Adressat von Aktienanalysen stellt man sich zwangsläufig die Fragen: Was sind die Motive für die Erstellung der Analyse, und wie fähig ist die Person, die sie erstellt hat? Jüngste Forschungsarbeiten liefern dazu neue, beachtenswerte Erkenntnisse. N o. 1/2021 | www.institutional-money.com 137 T H E O R I E & P R A X I S | ANA LY S T ENEMP F EHLUNGEN

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