Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

Auch wenn immer mehr Investoren Fak- tor-ETFs verwenden, noch werden diese in der Regel als Beimischung gekauft. Gemes- sen am Faktorportfolio machen diese Index- fonds lediglich 14 Prozent aus. Dabei zeigt sich, das vor allem kleinere Institutionelle wie Pensionsfonds und -kassen stärker auf Faktor-ETFs setzen (im Fall von Defined- Benefits-(DB)-Plänen: 17 %; Defined Con- tribution (DC): 24 %), während die in der Regel größeren Adressen aus dem Versiche- rungssektor (11 %) oder gar Staatsfonds (9 %) offenbar auf andere Tools vertrauen beziehungsweise Faktorstrategien aufgrund ausreichend vorhandener Manpower und bestehenden Know-hows im Haus selber umsetzen. Motive der Anleger Betreffend die Frage nach den Kaufgrün- den bei Faktor-ETFs wertete die Studie auf der einen Seite die Antworten jener Inves- toren, die Faktor-ETFs im Rahmen einer aktiven beziehungsweise individualisierten Faktorprämienimplementierung einsetzen, und auf der anderen Seite die Antworten jener Anleger, die Faktor-ETFs im Rahmen einer passiven Herangehensweise kaufen, getrennt aus. Dabei zeigen sich Unterschie- de, aber auch Überlappungen. Passiv-An- hänger nannten als Kaufmotive eine einfache Anwendung (80 %) und niedrige Kosten (70 %). Jene Anleger, die ETFs gezielt im Rahmen einer akti- ven/individualisierten Faktor- strategie einsetzen, nannten an erster Stelle die Liquidität (75 %) als Vorteil, gefolgt von den Kosten (52 %) (siehe Gra- fik „Gründe für eine ETF-Ver- wendung“). Laut dem Paper sind einige der aktiv agierenden Investoren auf ETFs umgestiegen, nach- dem sie faktorbasierte Ansätze zuvor über Swaps oder andere über eine Investmentbank ge- handelte Derivate umgesetzt ha- ben. Als Wechselgründe nann- ten die Investoren in den Inter- views Argumente wie höhere Liquidität und Flexibilität sowie den Wunsch, Gegenparteirisiken zu reduzieren. „Bei einigen In- vestoren liegt die Umschichtung in ETFs – weg von Derivaten – an zusätz- lichen Transparenzanforderungen aufgrund neuer oder strengerer ESG-Vorgaben“, er- klärt Elsässer. Vor dem Hintergrund, dass bei Profianle- gern sowohl faktorbasiertes Investieren als auch ESG-Anlagen parallel zueinander an Bedeutung gewinnen, erforschte die Studie, wie Investoren beide Themen auf Portfolio- ebene kombinieren. Wenn man (unabhängig von Faktorinvestments) Nachhaltigkeit iso- liert betrachtet, befolgen 84 Prozent aller interviewten Institutionellen ESG-Richtli- nien. Investoren erhoffen sich damit grund- sätzlich eine Reduktion von Investment-, aber auch Reputationsrisiken sowie im Idealfall höhere Renditen. Darüber hinaus verpflichtet der Druck der „Stakeholder“ – insbesondere in Europa – Investoren zu mehr Nachhaltigkeit. Demgegenüber be- rücksichtigen auf Ebene der expliziten Fak- torportfolios nur 59 Prozent der Investoren ESG-Überlegungen. 24 Prozent der Groß- anleger erwägen, dies künftig tun zu wollen, 17 Prozent deklarierten sich hingegen als Verweigerer. Befragt nach den positiven Effekten einer Kombination von ESG und Factor Investing erklären rund 64 Prozent der Institutionellen, dass sich beide Ansätze gegenseitig begünstigen. Darüber hinaus er- möglicht eine Berücksichtigung von ESG- Kriterien in Faktormodellen ein besseres Risikomanagement (90 % Zustimmung). Zusätzlich wurden Investoren befragt, ob sie bestehende ESG-Mandate einer Faktor- analyse unterzogen haben. Dies bejahten in der aktuellen Umfrage 58 Prozent der Insti- tutionellen und damit deutlich mehr als ein Jahr zuvor, als dies nur 34 Prozent taten. Faktor plus ESG Die Kombination von ESG und Factor Investing ist aber nicht leicht. „ESG- und Faktor- ansätze werden zunehmend mit- einander verknüpft, was einige Investoren, die diese zuvor unab- hängig voneinander umgesetzt haben, jedoch vor Herausforde- rungen zu stellen scheint“, sagt Elsässer. „Das gilt umso mehr, da viele Faktorprodukte keine ESG-Kriterien berücksichtigen und die meisten ESG-Produkte keine Faktorstrategien sind. Da- her brauchen wir einen besseren Wissenstransfer zur optimalen Eignung von Faktorstrategien für die ESG-Integration. Faktorstra- tegien können bei der reibungs- losen Umsetzung von ESG-Kon- zepten helfen und dadurch sogar das Risiko-Ertrags-Profil eines Portfolios verbessern.“ ANTON ALTENDORFER » ESG- und Faktoransätze werden zunehmend miteinander verknüpft. « Georg Elsässer, Senior Portfolio Manager Quantitative Strategies bei Invesco Gründe für eine ETF-Verwendung Faktorinvestoren haben verschiedene Motive, auf ETFs zu setzen. Abhängig davon, wie Investoren eine Faktorstrategie implementieren (aktiv bezie- hungsweise maßgeschneidert oder passiv), gibt es unterschiedlich starke Motive für den Erwerb von Faktor-ETFs. Aktive Investoren (rote Balken, Mehrfachnennungen möglich) schätzen bei Faktor-ETFs die hohe Liquidität (75 %) vor Kosten (52 %). Passive Inves- toren (orangefarbene Balken) eine „einfache Anwendung“ (80 %) und Kosten (70 %). Aber auch andere Argumente wie Transparenz oder Liquidität wurden oft genannt. Quelle: Invesco Global Factor Investing Study 2020 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % Ein-Produkt-Zugang zu einem/multiplen Faktoren Mandat-Restriktionen Taktische Faktor- Gewichtung Liquidität Transparenz Kosten Einfache Anwendung Aktive Investoren Passive Investoren Gründe für den Einsatz von Faktor-ETFs 122 N o. 1/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | FAK TOR S TUD I E

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