Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

Lediglich zwei Fünftel der In- vestoren gaben an, Faktoran- sätze für Zinsanlagen tatsächlich zu nutzen, 35 Prozent ziehen dies aktiv in Betracht, 25 Pro- zent haben noch keine entspre- chenden Pläne. Befragt, warum sie nicht nur bei Aktien, sondern auch bei Renten auf faktorbasiertes In- vestieren setzen, nannten In- vestoren erwartungsgemäß als Begründung „Risikoprämien“. Knapp dahinter kommt als Ar- gument die „Marktstruktur“. Da- runter ist zu verstehen, dass Cre- dit-Märkte aufgrund von Liqui- ditätsungleichgewichten oder von regulatorischen Auflagen zumindest temporär nicht immer perfekt funktionieren und genau das Alpha-Chancen bietet. „In- vestoren sehen eindeutige Chan- cen aufgrund der Marktregeln oder -beschränkungen im Anlei- henbereich“, erklärt Elsässer. Er ergänzt: „Bestimmte Anleger- typen haben zu einigen Markt- bereichen wie Hochzinsanleihen keinen Zugang. Das führt zu einer Segmentierung des Mark- tes und eröffnet interessante Anlagemöglichkeiten.“ Das könnte erklären, warum Investoren im Segment „High Yield Corporates“ auf das Einsammeln von Faktorprämien setzen. Dabei gibt es unter anderem regionale Unterschiede, wie die Grafik „Factor Investing bei Anleihen“ veranschaulicht. Mit der Frage nach den „Herausforderungen bei der Implementierung einer Factor- Investing-Strategie bei Renten“ eruierte Invesco jene Hürden, die Rentenanleger zu meistern haben. Investoren monieren beispielsweise die mangelnde Sekundärmarktliquidität bezie- hungsweise die unzureichende Kursfeststellung bei vielen An- leihen, was Probleme bei der Preismodellierung bereitet. Aber auch die fehlende Ver- fügbarkeit von Produkten wur- de genannt, insbesondere von EMEA-Investoren. Beim letztgenannten Kritikpunkt gab es übrigens im Vergleich zur Vorjahresstudie eindeutig Fortschritte: Während in der 2019er-Studie mehr als 80 Prozent aller Investoren ein mangelndes Produktangebot beklagten, sind es in der 2020er-Auflage nur mehr knapp die Hälfte der Investoren. Offenbar haben die Fondsgesellschaften auf die Investorennachfrage mit der Auflage entsprechender Produktlösungen im Renten- bereich reagiert. Investoren können Faktor- prämien bei Aktien und Ren- ten über vielerlei Instrumente einsammeln: etwa über aktiv gemanagte Fonds, Direktin- vestments oder Swaps mit In- vestmentbanken. Seit einigen Jahren geht dies ebenso mit Faktor-ETFs, die sich laut Umfrage wachsender Beliebt- heit erfreuen. So nutzen nun- mehr 60 Prozent aller insti- tutionellen Faktorinvestoren börsengehandelte Indexfonds zum Abschöpfen von Faktor- prämien. ZumVergleich: 2019 waren es erst 53 Prozent. Factor Investing bei Anleihen Rentensegmente, in die Faktoranleger allokieren. Auf die Frage „Auf welche Fixed-Income-Assetklassen setzen Sie in Ihrem Anleihenportfolio beim Factor Investing?“ zeigte sich, dass einerseits nordamerikanische Investoren in fast allen Rentensegmenten auf Factor Investing setzen. EMEA-Anleger schwören vor allem bei Corporate Credit auf das Einsammeln von Faktorprämien. Bei Emerging Market Debt ist Factor Investing am wenigsten verbreitet. Mehrfachnennungen möglich. Quelle: Invesco Global Factor Investing Study 2020 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Schwellenländeranleihen Hochzinsanleihen IG-Unternehmensanleihen Staatsanleihen APAC EMEA Nordamerika Segmente, in die Faktor- Anleger investiert sind Profianleger sind vom faktorbasierten Investieren überzeugt und wenden diesen ursprünglich für Aktien entwickelten Ansatz vermehrt bei Renten-Investments an. Aber auch eine Kombination mit ESG gewinnt an Stellenwert. N o. 1/2021 | www.institutional-money.com 121 T H E O R I E & P R A X I S | FAK TOR S TUD I E

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