Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

1,5 Billionen Euro. Das sind die Kosten, die die deut- sche Bundesregierung für die Bewältigung der Coronakrise veranschlagt. In dieser Summe sind Kosten für das Gesundheitssystem so- wie die Beschaffung von medizinischem Material, die Stützungs- und Konjunktur- programme für die Wirtschaft, internatio- nale Hilfszahlungen, wegbrechende Einnah- men und höhere Ausgaben der Sozial- kassen sowie staatliche Garantien in Form von Bürgschaften, Schnellkredi- ten und der Beteiligung des Bundes am europäischen Wiederaufbauprogramm enthalten. In den USA hat wiederum Präsident Joe Biden ein zwei Billionen US-Dollar schweres nachhaltiges Kon- junkturpaket auf den Weg gebracht. Flankenschutz erhielt er bei der unvor- stellbaren Höhe der Summe von der zu dem Zeitpunkt designierten Finanzministerin und ehemaligen Fed-Chefin Janet Yellen mit ihrer Aufforderung: „Go big or go home.“ Wer soll das bezahlen? Zahlen wie die eben genannten rufen bei den meisten Menschen einen Strauß an Fol- gefragen hervor: Sind derartige Summen überhaupt zu bezahlen? Wenn ja, von wem? Und wann? Wie viele Generationen werden belastet, oder führt die derzeit beschleunigte Staatsverschuldung geradewegs in die Plei- te? Immerhin liegt die Schuldenquote in Deutschland bei vergleichsweise moderaten 67 Prozent des BIP. Wer sich noch an die Maastricht-Kriterien zur Aufnahme in die Eurozone erinnert, die eine maximale Quote von 60 Prozent vorsahen, wird sich fragen, Die gewaltige weltweite Neuverschuldung, die sich im Rahmen der Pandemiebekämpfung noch einmal deutlich beschleunigt hat, treibt manchen Beobachtern die Sorgenfalten auf die Stirn – zu Unrecht, wie zwei Starökonomen in einem neuen Harvard-Paper meinen. Welche Effekte die Zinsen beeinflussen Das Schaubild verdeutlicht, wie staatliche und privatwirtschaftliche Einflüsse den neutralen Zins beeinflusst haben. Gäbe es keinen staatlichen Auftrieb an der Zinsfront, so hätte die Privatwirtschaft den neutralen Zins im Beobachtungszeitraum um 700 Basispunkte gesenkt. Das ist relativ spektakulär und lässt laut Summers und Furman den Schluss zu, dass sich in den vergangenen Jahren eine Ökonomie mit völlig neuen Regeln entwickelt hat. Quelle: Studie Long-run –6 % –5 % –4 % –3 % –2 % –1 % 0 % 1 % 2 % 3 % 4 % 1981 1991 2001 2011 Interaktionseffekte staatlicher Maßnahmen Zinsen weltweit Zinsen Industrienationen Zinstrend Privatwirtschaft Budget Bevölkerungswachstum Länge Erwerbszeitraum Gesundheit (Senioren) Sozialversicherung Längerer Pensionszeitraum Ungleichheit Langfristige Wachstumserwartungen Staatsschulden » Go big or go home. « Janet Yellen, Finanzministerin der USA, ehemalige Präsidentin der US-Notenbank Federal Reserve, zu den Anforderungen an konjunkturelle Stimuli Die Gunst der Schulden 108 N o. 1/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | S TAGNAT I ON FOTO : © S HAWN T HEW | B L LOMB E RG, L A S S EDE S I GNEN | S TOCK . ADOB E . COM

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