Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

E gal ob es sich um das Goldene Zeitalter des Perikles in der Antike, das der Karolinger im Mittelalter oder das des Barock in der Neuzeit handelt – eines haben all die- se Epochen gemein: Sie gingen irgendwann einmal zu Ende. Dieses Schicksal scheint nun – auf einer zugegebenermaßen profane- ren Ebene – auch dem „Goldenen Zeitalter der Profitabilität“ zu drohen, wie aus der Studie „Peak Profits“ der internatio- nalen Unternehmensberatung Bain & Company und des Marktforschungs- instituts Oxford Economics hervorgeht. Demnach sind die Zeiten, in denen die Gewinne wie in den vergangenen drei Jahrzehnten mit jährlich sieben Prozent fast doppelt so stark gewachsen wie das Bruttoinlandsprodukt (siehe Grafik „Eine Goldene Ära. Aus der Vergan- genheit?“) , vorbei. Diese Einschätzung basiert auf Profitabilitätsanalysen von 13.000 börsennotierten Unternehmen aus 26 Ländern, in denen mit 72 Prozent der Großteil aller weltweiten Gewinne erwirtschaftet wird – unter ihnen auch die DACH-Region. Prä-Covid-Prozess Demnach haben sich in der in- dustrialisierten Welt bereits vor der Coronakrise sinkende Wachstums- raten angedeutet. Der Profitgipfel schien erreicht. Die globale Rezes- sion infolge der Pandemie könnte diesen Trend noch einmal verstär- ken. Etliche Unternehmen müssen derzeit massive Gewinneinbrüche oder sogar Verluste verkraften. Und das könnte länger so bleiben. „Selbst wenn sich die Weltwirtschaft schnell wieder erholen sollte, der Druck auf die Unternehmensgewinne ändert sich nicht“, erklärt Bain-Deutschlandchef Walter Sinn. „Die Historie zeigt, dass schleichende Langfristtrends in Krisen in- nerhalb kürzester Zeit durchschlagende Wir- kung haben und sich entsprechende Ent- wicklungen in dieser Zeit beschleunigen können.“ Für die rückläufige Gewinnentwicklung sind laut Studie zwei Faktoren ausschlag- gebend. Erstens gibt es schon seit einigen Jahren eine Gegenbewegung zur Globalisie- rung. Angesichts zunehmender Handelskon- flikte organisieren Unternehmen ihre Liefer- ketten neu und setzen nicht mehr nur auf die weltweit günstigsten Zulieferer. Dass mehr lokal beziehungsweise regional produ- ziert wird, drückt auf die Margen. Mögliche Profiteure Zweitens verändert der demografische Wandel die Arbeitsmärkte. Nach dem Über- angebot von Arbeitskräften zu Zeiten der Babyboomer mangelt es zunehmend an Fachkräften. „Daran wird auch der Corona- Schock nur bedingt etwas ändern. Da künf- Profite, die schneller wachsen als die Gesamtwirtschaft – egal ob man eine solche Entwicklung als Übertreibung oder als Goldenes Zeitalter wahrnimmt, laut einer Untersuchung der Thinktanks Bain & Company und Oxford Economics könnte sie gerade zu Ende gehen. Eine goldene Ära. Aus der Vergangenheit? Drei Jahrzehnte, in denen die Unternehmensgewinne schneller wuchsen als die Volkswirtschaft Besonders stark fiel die relative Diskrepanz zwischen Unternehmensgewinnen und BIP-Wachstum in Asien aus. Verschiedene Faktoren sprechen dafür, dass die Zeit dieses Ungleichgewichts zu Ende geht. Quelle: Studie 0 % 2 % 4 % 6 % 8 % 10 % Andere (entwickelt) Asien (entwickelt) Europa (entwickelt) USA Entwickelte Volkswirtschaften Nominelles BIP-Wachstum Netto-Gewinnwachstum BIP-Wachstum vs. Netto-Gewinnwachstum (1990–2018) » Da in vielen Branchen qualifiziertes Personal fehlt, werden die Einkommen steigen – zulasten der Gewinne. « Andrew Schwedel, Leiter Macro Trends Group Bain & Company Das Ende einer Goldenen Ära 102 N o. 1/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | PROF I TAB I L I T Ä T FOTO : © B A I N AND COMPANY, MA RCO DE S SCOU L EUR S | S TOCK . ADOB E . COM

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