Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

ertrag. Ruenzi, Ungeheuer und Wei- gert hingegen konzentrieren sich auf Phasen von Marktstress, und wenn man sich auf Extremereignis- se in Form von Liquidität und Ren- diten fokussiert, sind lineare Korre- lationen nicht ausreichend, um die vergrößerte Abhängigkeit in den Enden der Verteilung zu messen. Somit kann das liquiditätsadjustierte CAPM-Modell nicht zur Messung des EDL-Risikos einer Aktie heran- gezogen werden, vielmehr könnte es falsche Spezifikationen beinhal- ten, wenn Investoren speziell an gleichzeitig stattfindenden extremen Liquiditäts- und Renditeereignissen interessiert sind, wie die Arbeit des Autorentrios unterstellt. Daher fol- gen sie der Arbeit von Chabi-Yo, Ruenzi und Weigert von 2018 und Weigert von 2016, um das extreme Downside-Risiko mit der Maßzahl der Tail-Abhängigkeit zu messen und auf die Liquidität anzuwenden. Drei verschiedene EDL-Risiken Diese Studie untersucht konkret, ob Investoren eine Prämie für das Halten von Aktien mit hohem Ex- treme-Downside-Liquidity-(EDL)- Risiko erhalten. Untersuchungsge- genstand sind Aktien mit Clustering (a) im linken Tail (Verteilungsende) der bivariaten Verteilung der Ak- tienliquidität und der Marktliquidi- tät (EDL-Risiko 1) (b) im linken Tail der bivariaten Ver- teilung der Aktienrendite und der Marktliquidität (EDL-Risiko 2) und (c) im linken Tail der bivariaten Ver- teilung von Aktienliquidität und Marktrendite (EDL-Risiko 3). Die Autoren erfassen somit drei verschie- dene EDL-Risiken mithilfe von Extrem- werttheorie und Copulas und berechnen die- se drei Risiken mit der Maßzahl der Tail- Abhängigkeit. Konkret bedeutet das, dass diese Messgrößen die Wahrscheinlichkeit widerspiegeln, dass eine Ausprägung einer Zufallsvariablen (zum Beispiel der indivi- duellen Aktienliquidität) sich außen im lin- ken Ast ihrer Verteilung unter der Bedin- gung befindet, dass sich auch die Ausprä- gung einer anderen Zufallsvariablen (etwa der Marktliquidität) links außen in ihrer Verteilung befindet. Die Arbeitshypothese des Trios lautet: Aktien mit hohem EDL- Risiko sind unattraktiv für crashaverse Investoren, diese fordern eine Prämie für das Halten von derartigen Aktien. Was das EDL-Risiko 1 – also jenes von Titeln im Aktiencluster des linken Vertei- lungsendes der bivariaten Verteilung der Aktienliquidität und der Marktliquidität – anbelangt, argumentieren die Autoren, dass sich Investoren wahrscheinlich weniger da- rum kümmern, wie sich die Liquidität einer bestimmten Aktie mit der Liquidität anderer Aktien mitbewegt, wenn es an den Märkten relativ ruhig zugeht und es keinen unmit- telbaren Handelsbedarf gibt. Jedoch sind Aktien, die plötzlich sehr illiquide in einer Marktkrise, etwa während der Liquiditäts- krise im September 2008, werden, unattrak- tiv, während umgekehrt Aktien, die relativ liquide in Zeiten von Marktstress bleiben, für attraktive Vermögensgegenstände gehal- ten werden. Dies ist besonders für institu- tionelle Investoren relevant, die unter Um- ständen zu Fire Sales greifen müssen Lohnt es sich, Aktien mit höheren Rendite- und Liquiditätsrisiken systematisch zu bevorzugen? Die Wissenschaft sagt tendeziell ja, auch eine aktuelle Arbeit kommt neuerlich zu diesem Ergebnis. N o. 4/2020 | www.institutional-money.com 85 T H E O R I E & P R A X I S : R I S I KOPRÄMI EN

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