Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

sive Capital Analysis and Review, CCAR) und fünf von der EBA (European Banking Authority) und deren Vorgänger durchge- führt worden. Die Grafik „Zwölf Stresstests auf der Zeitachse“ zeigt für die USA und Europa die jeweilige Zeitspanne eines Tests, beginnend mit der ersten Mitteilung der Federal Reserve beziehungsweise der EBA und des CEBS (Committee of European Banking Supervisors) über die Durchfüh- rung eines Stresstests (Ankündi- gungstag). Dieser Zeitraum reicht immer bis zum ersten Handelstag nach Veröffentlichung der Stress- testergebnisse. Klares Bild Den Autoren gelingt es zu zei- gen, dass die Ergebnisse der Stress- tests neue Informationen für die Marktteilnehmer bereithalten, die das Aktienkapital und die CDS-Per- formance der Banken betreffen. So gibt es am Tag der Veröffentlichung des Stresstests positive abnormale Aktienrenditen von 50 Basispunk- ten und signifikant engere CDS- Spreads von minus 52 Basispunk- ten bei jenen Banken zu beobach- ten, die den Test bestehen. Die sta- tistische Signifikanz wird dabei im Ver- gleich zu einer abnormalen Rendite bezie- hungsweise einem abnormalen CDS-Spread von null getestet. Die korrespondierenden t- Werte wurden wegen serieller Korrelationen mithilfe der Newey-West-Methode ange- passt und liegen bei 4,57 respektive minus 2,8. Des Weiteren zeigt sich, dass die ge- fundenen Muster auch für die Teilstichpro- ben USA und Europa gelten. So machen die positiven abnormalen Renditen der US- Banken, die bestehen, 55 Basispunkte im Schnitt aus, bei den durchgekommenen europäischen Pendants sind es 46 Basis- punkte. Ein ähnliches Bild bieten die CDS- Spreads: Diese laufen um 41 beziehungs- weise 58 Basispunkte ein. Diese Muster sind auch stabil, wenn man die kumulierten abnormalen Renditen betrachtet. Diese um- fassen drei Tage und reichen vom Tag vor bis zum Tag nach dem Ereignis. Im umge- kehrten Fall der durchgefallenen Banken weisen die Bankaktien im Durchschnitt einen signifikanten negativen Ertrag von 174 Basispunkten und eine signifikante ab- normale Ausweitung der CDS-Spreads von 83 Basispunkten am Publikationstag auf, werden also vom Markt eindeutig abge- straft. Die korrespondierenden t-Werte lie- gen bei minus 1,88 beziehungsweise 1,78. All diese Ergebnisse sind in der Tabelle „Folgen der Veröffentlichung der Stresstest- resultate“ zusammengefasst. Diese Ergeb- nisse entsprechen der intuitiven Erwartung, dass Stresstests wichtige neue Informatio- nen an die Marktteilnehmer offenbaren. Analysiert man separat auf Basis der ein- zelnen Stresstests, werden die Ergebnisse der gesamten Stichproben bestätigt. So fällt die Antwort des Aktienmarktes auf bestan- dene Stresstests in zehn von zwölf Fällen positiv aus, wobei fünf davon zumindest mit einer Konfidenz von 90 Prozent verbun- den sind. Dabei ist die größte Auswirkung mit 163 Basispunkten beim US-Test 2015 zu sehen, in Europa ist es der EBA-Test von 2010, bei dem die positive abnormale Ren- dite 114 Basispunkte beträgt. Beide Ergeb- nisse weisen eine Irrtumswahrscheinlichkeit von weniger als einem Prozent auf. Bei durchgefallenen Instituten lassen sich – bis auf zwei – in allen Fällen negative Aktien- renditen und ausgeweitete CDS-Spreads finden. Sucht man nach den am stärksten negativen abnormalen Aktienrenditen und deutlichsten CDS-Spread-Ausweitungen, wird man bei US-Test 2016 respektive beim EBA-Stresstest 2014 fündig. Alles zusammen betrachtet, können die Autoren eine positive Performance als Stresstestergebnis beobachten: Im Durch- schnitt können getestete Banken eine signi- fikant positive abnormale Aktienrendite von 33 Basispunkten und signifikant abnormale CDS-Spreadeinengungen von 51 Basispunk- ten am Tag der Bekanntgabe der Stresstest- ergebnisse vorweisen. Dieses Resultat rührt daher, dass Daten von 392 Aktienkurs- und 277 CDS-Spread-Beobachtungen getesteter Banken in der Stichprobe zusammengeführt wurden. Von den 392 Aktienkursanalysen entfallen 361 auf Aktien von Banken, die bestanden haben, und 31 auf durchgefallene Banken. Von den 277 CDS-Spreads entfal- len 256 auf Banken, die den Test erfolgreich absolvierten, und 21 konnten nicht beste- hen. Angesichts der geringen Anzahl von Banken, die nicht bestanden haben, muss man sich aufgrund der kleinen Stichprobe vor einer Überinterpretation der Resultate hüten. Nichtsdestotrotz lässt sich doch sa- gen, dass im Mittel die positive Wirkung, die von einem bestandenen Stresstest aus- geht, höher ausfällt als die negative Wir- kung im gegenteiligen Fall. Weitere Erkenntnisse Was die Beurteilung der Effektivität von Stresstests als aufsichtsrechtliches Tool an- belangt, so lässt sich seitens der Autoren be- obachten, dass vergangene Veröffentlichun- gen von Stresstestergebnissen im Durch- schnitt darin erfolgreich waren, das Senti- ment der Investoren bezüglich Bankaktien und Kreditrisiko zu verbessern. Das Quar- tett hält sich zugute, als erstes Kapitalmarkt- forschungsteam die Auswirkungen von » Das Short Interest für wahrscheinlich durchfallende Banken steigt vor dem Resultat signifikant an. « Lukas Ahnert, Master in Banking and Finance (MBF), Universität St.Gallen, heute Analyst bei der DWS Group » Wir können abnormal positive Renditen und sinkende CDS-Spreads für Banken, die bestehen, belegen. « Dr. Pascal Vogt, Partner & Director bei Boston Consulting Group (BCG), Köln FOTO : © UN I V E R S I T Ä T S T. GA L L EN, P R I VAT 78 N o. 4/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | BANK EN

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