Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

noch nicht unseren Standards entsprochen hat. Wir haben zwar versucht, das Unter- nehmen von unserer Ansicht nach notwen- digen Änderungen der Transaktion zu über- zeugen. Als unsere Argumente nicht akzep- tiert wurden, haben wir uns am Ende von dem Investment zurückgezogen. Gibt es denn ein irgendwie geartetes quan- titatives Maß an ESG-Punkten, die erreicht sein müssen, oder eine Art Triggerpunkt, an dem sich entscheidet, ob es zu einem Invest- ment kommt oder eben nicht? Anja Nieberding: Ein quantitativer Schwellen- wert bei den ESG-Punkten für ein bestimm- tes Investment ist mir nicht bewusst. Für uns ist entscheidend, wie das Geschäfts- modell eines Unternehmens insgesamt aus- gestattet ist, aber auch, ob ein Unternehmen sich nachprüfbar in eine bestimmte positive Richtung weiterentwickelt. Eine erkennbare ESG-Dynamik ist entscheidend. Daher sind wir nicht auf Unternehmen beschränkt, die bestimmte Quoten oder Skalen erfüllen. Aber wir wollen den Fortschritt erkennen, mit dem sich ein Unternehmen in einem nachhaltigen Sinn weiterentwickelt. Das gilt übrigens nicht nur für den Sektor der Green Bonds, sondern auch für das Segment von Private-Debt-Investments. Bleiben wir beim Thema Private Debt. Das ist ein Feld, in dem Sie offenbar noch eini- ges vorhaben. Anja Nieberding: Einerseits ist Private Debt natürlich auch zu so etwas wie einem Mode- thema in der Branche geworden. Aber mei- nes Erachtens völlig zu Recht, weil sich da- mit gerade für institutionelle Investoren durchaus attraktive Renditemöglichkeiten eröffnen. Aus der Perspektive eines Asset Managers ist das Thema darüber hinaus deshalb interessant, weil es sehr hohe Ein- trittsbarrieren gibt. Man sollte nicht verges- sen, dass wir über einen Sektor sprechen, der bisher in erster Linie von Banken be- dient worden ist, die entsprechende Kredite zur Finanzierung bestimmter Aktivitäten an Unternehmen vergeben haben. Nur haben sich die Banken zunehmend aus diesem Bereich zurückgezogen, in erster Linie auf- grund von gestiegenen Eigenkapitalanforde- rungen, mit denen sie konfrontiert sind. In diesem Sektor tummeln sich natürlich inzwischen immer mehr Anbieter, auch sehr große Investmenthäuser. Was qualifiziert gerade Ihr Unternehmen für Private Debt? Anja Nieberding: Wir bewegen uns nicht erst seit Kurzem in diesem Bereich, der bei uns Alternative Credit heißt. Im Gegenteil, wir verwalten seit fast 30 Jahren entsprechende Strategien für unsere institutionellen Kun- den und managen insgesamt gut 45 Mil- liarden Euro an Kapitalanlagen im Private- Debt-Sektor. Und wir haben auf der Invest- mentseite ein entsprechend großes Spezia- listenteam aufgebaut, das aus 34 Experten für solche Transaktionen besteht. Wenn wir zusätzlich noch das Middle- und Backoffice hinzurechnen, dann beschäftigen sich ins- gesamt 55 meiner Kollegen in unserer Zen- trale in Den Haag ausschließlich mit dem Thema Private Debt. Gibt es denn bestimmte Ausprägungen von Private-Debt-Anlagen, auf die sich Ihr Haus spezialisiert hat? Anja Nieberding: Das bedeutendste Segment, das wir in diesem Bereich betreuen, sind mit einem Volumen von insgesamt über 35 Milliarden Euro die sogenannten Dutch Residential Mortgages, im Grunde eine in den Niederlanden spezielle Form einer durch Hypotheken besicherten Immobi- lienfinanzierung. Wir haben diesen Bereich erst vor Kurzem durch zwei neu aufgelegte Publikumsfonds auch einer breiteren Anle- gerschaft zugänglich gemacht. Wir hatten bereits vor gut einem Jahr die Mehrheit an Venn Hypotheken, einer etablierten nieder- » Wir bewegen uns nicht erst seit Kurzem im Bereich Private Debt, der bei uns Alternative Credit heißt. « Anja Nieberding, NN Investment Partners 72 N o. 4/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S : AN J A N I EBE RD I NG | NN I NVE S TMENT PAR TNE R S FOTO : © CHR I S TOP H HEMME R I CH

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