Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

leuchten wir ständig das Universum der 500 größten börsennotierten US-Unternehmen, um daraus auf der Grundlage ihrer histo- rischen Kurs-Gewinn-Verhältnisse ein Ran- king von den billigsten bis hin zu den teuersten zu erstellen. Ganz oben auf dieser Liste landen also Unternehmen, deren Gewinne sich auf einem extrem niedrigen Niveau befinden, verglichen mit dem, was diese aufgrund ihrer Historie eigentlich ver- dienen sollten. Damit fängt aber die eigent- liche Analysearbeit erst an … … die dann wie konkret aussieht? Richard Pzena: Auf einen kurzen Nenner ge- bracht versuchen wir mit unserem 25-köp- figen Investmentteam aus Branchenanalys- ten die Frage zu beantworten, ob ein Unter- nehmen mit seinem Geschäftsmodell in der Lage sein wird, eine sinnvolle und funktio- nierende Antwort auf die aktuellen Bedürf- nisse und Probleme zu geben, mit denen die Gesellschaft – in welcher Form und an wel- cher Stelle auch immer – aktuell konfron- tiert ist, und ob diese Antwort dauerhaft oder nur vorübergehend sein wird. Und wir versuchen natürlich zu ergründen, ob und in welcher Höhe das Unternehmen damit am Ende Geld verdienen wird. Denn nur dann ist es natürlich überhaupt erst vernünftig zu erwarten, dass die Erträge dieses Unter- nehmens wieder ihr früheres Niveau errei- chen können. Wir versuchen darüber hinaus zu verstehen, welche Pläne das Manage- ment verfolgt, um seine aktuellen Probleme zu lösen, und ob diese Pläne erfolgverspre- chend sind oder ob irgendetwas diesen Plan behindern oder gar scheitern lassen könnte. Das hört sich aber nach einem sehr subjek- tiven Beurteilungsprozess an? Richard Pzena: Das mag durchaus sein, aber wer wollte denn behaupten, es gäbe einen wirklich objektiven Prozess, die Zukunft eines Unternehmens zu prognostizieren? Auch wenn wir sehr viel Zeit und Mühe in unseren Analyseprozess investieren, sind wir uns dessen bewusst, dass wir das Ergeb- nis dieser Arbeit nie im Voraus kennen wer- den. Das macht unseren Job am Ende nun einmal aus. Unser eigentliches Ziel ist es, ein Portfolio aus 30 bis 50 Aktien von Unternehmen zusammenzustellen, bei denen das Aufwärtspotenzial wesentlich größer ist als die Abwärtsseite. Und diese Aktien werden wir dann so lang halten, bis das Management seine aktuellen Probleme behoben hat. Es sei denn, wir kommen in der Zwischenzeit zu dem Schluss, dass wir uns geirrt haben; dann gilt es natürlich, sich früh genug von dem jeweiligen Wert zu trennen. » Hinter unserem Prozess steckt kein komplexes oder sophistiziertes Modell, es ist kein Hexenwerk. « Richard Pzena, Pzena Investment Management Value-Enthusiast Richard Pzena hat die nach ihm benannte Gesellschaft Pzena Investment Management bereits 1995 gegründet. Das Unterneh- mern, das seit 2007 an der New York Stock Exchange notiert ist, verwaltet heute über 33 Milliarden US-Dollar in einer Rei- he von Investmentfonds für amerikanische und australische Kunden, bedient über entsprechende UCITS-Va- rianten aber auch Investoren in Europa. Richard Pzena ist der Architekt der hauseigenen Anla- gestrategie und hat das firmen- eigene Screening-Modell konzi- piert und entwickelt. Die Basis bildet dabei ein klassischer Va- lue-Investment-Ansatz, mit dem sowohl in großkapitalisierte Unternehmen investiert wird als auch in Mid- und Small-Cap-Strategien. Vor der Gründung von Pzena Investment Ma- nagement war Pzena Direktor für US-Aktienan- lagen und Chief Research Officer bei der ehemali- gen US-Bank Sanford C. Bernstein. Er kam zu- nächst als Analyst für die Ölindustrie zu Bern- stein und wurde für drei Jahre in Fol- ge in das Research-Team des In- stitutional Investor All-America berufen. Vor seiner Zeit bei Bernstein hat Pzena für den früheren Ölkonzern Amoco Corporation gearbeitet. Sein Ökonomiestudium hat er an der Wharton School in Pennsylvania absolviert. N o. 4/2020 | www.institutional-money.com 61 T H E O R I E & P R A X I S : R I CHARD PZ ENA | PZ ENA I NVE S TMENT MANAGEMENT FOTO : © GA RY S P ECTOR

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