Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

darauf. Sie bieten auch einen guten Über- blick über bestimmte Tendenzen oder Trends innerhalb des Segments der institu- tionellen Geldanlage. Direkt zum Einsatz in der Beratung unserer Kunden im institu- tionellen Sektor kommen solche Studien jedoch nicht. Denn im Prinzip hat in diesem professionellen Bereich der Kapitalanlage jeder Marktteilnehmer sein eigenes, gewis- sermaßen idiosynkratisches Problem. Meine Beratungsgespräche führe ich im direkten Kontakt mit einem Kunden, um seine spe- zifischen Bedürfnisse etwa als Versicherer oder als Altersversorger anzusprechen und über seine strategische Asset Allocation zu diskutieren. Küssner: Wobei man schon sagen muss, dass manche Kernaussage unserer institutionel- len Studie interessante Einblicke eröffnet. Dazu gehört aus meiner Sicht etwa die Erkenntnis, dass ein relativ hoher Anteil der Großinvestoren ihre Anlagen im Bereich der angesprochenen Private Assets erhöhen will. Solche Trendmeldungen helfen uns natürlich in Bezug auf die Weiterentwick- lung von Produkten beziehungsweise in Form einer Bestätigung unserer Unterneh- mensstrategie – in dem Fall bei Assetklas- sen wie Private Debt oder Private Equity, zwei Bereiche, in denen wir uns gerade in der jüngeren Zeit unter anderem durch Akquisitionen erfolgreich verstärkt haben. Das betrifft im Übrigen auch das immer stärker in den Vordergrund rückende Thema nachhaltige Investments. Sind Sie denn vorbereitet auf eine mit Sicherheit steigende Nachfrage nach ESG- Anlagemöglichkeiten? Küssner: Wir hätten sicher einiges falsch ge- macht, wenn wir darauf nicht vorbereitet wären. Wir haben bereits vor rund zwei Jahren begonnen, das Thema Nachhaltigkeit sowohl in unsere Produktentwicklung als auch in die Vorbereitung unserer Marketing- aktivitäten aufzunehmen. Dieses Thema läuft schon seit Langem unter Priorität eins. Und es gibt eine ganz klare Aussage unse- res CEO Peter Harrison, wonach unsere Assets am 31. Dezember dieses Jahres zu 100 Prozent ESG-konform sein werden. Daran arbeiten wir mit Hochdruck, und uns fehlt nicht mehr viel zur Umsetzung. Fürchten Sie dabei nicht die Konkurrenz von immer stärker aufkommenden Nach- haltigkeits-ETFs mit geringeren Kosten? Küssner: Wir bieten zwar selbst keine ETFs an, unsere Lösungsangebote im institutio- nellen Geschäft ergänzen wir aber durchaus mit passiven Produkten an Stellen, wo wir das als opportun erachten. In Bezug auf das ESG-Thema kann ich mir allerdings nicht vorstellen, dass sich eine entsprechend ambitionierte ESG-Strategie mit einem pas- siv gemanagten Instrument sinnvoll umset- zen ließe. Wird damit ESG zu so etwas wie einem Rettungsanker für aktive Manager? Küssner: Der Begriff Rettungsanker scheint mir dann doch etwas übertrieben. Denn auch das aktive Management hat sich ange- sichts der zunehmenden Konkurrenz durch ETFs weiterentwickelt. Die Zeit der soge- nannten Indexschmuser ist aus meiner Sicht jedenfalls vorbei. Für unser Haus kann ich sagen, dass wir auch künftig ein nachprüf- bar aktiver Manager bleiben werden. Einen ETF oder einen passiven Indexfonds wird Schroders jedenfalls auch in Zukunft nicht anbieten. Wir danken für das Gespräch. HANS HEUSER » Oft spielt das richtige Timing eine nicht zu unterschätzende Rolle. « Carlos Böhles, Schroders 54 N o. 4/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | ACH IM KÜS SNE R + CAR LOS BÖHL E S | S CHRODE R S FOTO : © CHR I S TOP H HEMME R I CH

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