Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

Küssner: Die Entscheidung, künftig auch Unternehmensanleihen von Frankfurt aus zu managen, war sozusagen der nächste logische Schritt aufgrund der guten Er- fahrungen, die wir mit dem dezentralen Management von Multi-Asset gemacht haben. Mit Patrick Vogel als Head of Credit Europe, der gern nach Deutschland zurück- gekehrt ist, hatten wir auch dafür die opti- male Besetzung in den eigenen Reihen. Zu seinem Team gehört im Übrigen auch Saida Eggerstedt, die bereits im August 2019 als Head of Sustainable Credit von der Deka zu Schroders hier in Frankfurt gestoßen ist und den Schroder ISF Sustainable Euro Credit managt. Hat dabei auch die nach wie vor nicht gelöste Brexit-Frage eine Rolle gespielt? Küssner: Das sicher nicht. Denn die Pläne, unser Portfoliomanagement auf dem Kon- tinent auszubauen, bestanden schon vor der Entscheidung der Briten, sich von der EU zu lösen. Wir agieren als eigenständiger Asset Manager von Luxemburg aus und verfügen über entsprechende Auslagerungs- verträge sowohl mit unserem Stammsitz in London als auch mit unseren Niederlassun- gen in New York und Tokio. Ihre Londoner Führungsebene scheint Ihnen durchaus gewisse Freiräume zu eröff- nen. Auf der anderen Seite wird es doch sicher auch regelmäßige Kontrollen und die Berichterstattung an die Zentrale geben. Küssner: Auch hier spielt ein dezentraler Ansatz, der im Grunde seit jeher die Kultur unseres Hauses geprägt hat, eine wichtige Rolle. Es gibt natürlich gewisse Leitlinien, die für das Unternehmen insgesamt gelten. Und es gibt auch regelmäßige Gespräche und Berichte in Bezug auf das geplante Absatzbudget der einzelnen Niederlassun- gen. Was uns allerdings auch hier unter- scheidet, das ist eine Art Bottom-up-Ansatz. Was muss man sich darunter vorstellen? Küssner: Es gibt keine irgendwie gearteten Absatzvorgaben aus London. Wir hier in Frankfurt kalkulieren, welche Volumina wir in welchen Assetklassen glauben absetzen zu können. Dazu gehört auch eine durchaus konservative Herangehensweise. Anders als in vielen anderen Gesellschaften wäre es bei uns nicht vorstellbar, dass unsere Zentrale nach einem Geschäftsjahr, in dem vielleicht zwei Milliarden Euro an Mittelzuflüssen eingeworben wurden, kurzerhand ein Volu- men von drei Milliarden Euro für das Fol- gejahr vorgibt. Ihr Unternehmen führt regelmäßig Studien zum Verhalten und zu den Erwartungen von Anlegern durch. Setzen Sie solche Studien auch in der Beratung ein? Böhles: Die entsprechenden Studien sind sicher eine gute Groborientierung in Bezug auf die Entwicklung des Marktes insgesamt und das Verhalten oder, besser gesagt, die Reaktion von institutionellen Investoren Strategischer Macher Achim Küssner trat im Juni 2007 als Geschäfts- führer in die Dienste von Schroders Investment Management. Inzwischen ist er nicht nur für das Deutschland-Geschäft der Briten verantwortlich, er lenkt auch die Geschicke des Asset Managers in Österreich, Zentral- und Osteuropa sowie in den Mittelmeerländern. Begonnen hat er seine Karriere in der Investmentindustrie 1994 bei der damaligen Fondsgesellschaft Flemings, für die er vier Jahre lang die Vertriebsbetreuung übernommen hat. Danach hat er acht Jahre als Deutschland-Geschäftsführer für Merrill Lynch gearbeitet. Vor seiner Zeit bei Schroders war er Länderchef von BlackRock. Küssner hat Öko- nomie an der Wirtschaftsuniversität Wien und an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg studiert. » Unternehmensanleihen von Frankfurt aus zu managen war der nächste logische Schritt. « Achim Küssner, Schroders N o. 4/2020 | www.institutional-money.com 53 T H E O R I E & P R A X I S | ACH IM KÜS SNE R + CAR LOS BÖHL E S | S CHRODE R S FOTO : © CHR I S TOP H HEMME R I CH

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