Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

unseren Luxemburger SICAVs auf täglicher Basis die Liquiditätssituation unserer einzel- nen Produkte, um frühzeitig auch Warnun- gen auszusprechen oder notfalls einen Fonds für neue Mittelzuflüsse zu schließen – zum Schutz unserer Anleger. Es ist ein eherner Grundsatz unseres Hauses, einen Fonds auf keinen Fall so groß werden zu lassen, dass dadurch bestehende Anleger geschädigt werden könnten, weil das Ma- nagement über keine ausreichende Liquidi- tät verfügt, um Positionen ohne große Ver- luste liquidieren zu können. Das schätzen sowohl unsere Kunden wie auch unsere Vertriebspartner. Böhles: Aus vertrieblicher Sicht ist es natür- lich dennoch am Ende frustrierend, wenn man den Motor gerade auf Touren gebracht hat, um dann bereits nach 30 Prozent der möglichen Leistung schon wieder abbrem- sen zu müssen. Ein anderes Beispiel für eine eher enttäuschende Erkenntnis betrifft das Thema Nachhaltigkeit. Inwiefern? Böhles: Unser Haus hat das Thema ESG schon sehr früh aufgegriffen – zu einer Zeit, als noch nicht nahezu jeder Marktteilneh- mer behauptet hat, er habe entsprechende Kriterien schon längst in seine Investment- prozesse integriert. Damals hieß das Thema allerdings noch nicht ESG, sondern Risiko- management. Als eines der größten aktien- orientierten Häuser haben wir stets eine möglichst tief reichende Analyse der Unter- nehmen betrieben, in die wir investiert ha- ben, lange bevor der Aspekt Nachhaltigkeit durch das Pariser Klimaabkommen auf der Tagesordnung jedes Asset Managers er- schienen ist. Nur wollte damals in Deutsch- land kaum ein Investor etwas davon wissen. Als sich die ESG-Horde dann einmal in Bewegung gesetzt hatte, mussten wir zu unserem Leidwesen erkennen, dass wir nicht mehr besonders oder anders waren. Mit der Entscheidung, ein eigenes Portfolio- management in Frankfurt aufzubauen, sind Sie unter den ausländischen Anbietern aber eher noch die Ausnahme. Küssner: Das war eine durchaus bewusste Entscheidung. Deshalb haben wir bereits im August 2018 die dafür notwendige Lizenz bei der CSSF beantragt und die Zustim- mung der BaFin erhalten. Im Grunde folgen wir damit einem Grundsatz, den wir unse- ren Anlegern seit jeher ans Herz legen: Diversifikation. Wir wollten neue, frische Ideen in unser Portfoliomanagement holen, eine neue Herangehensweise entwickeln. Deshalb war es nur folgerichtig, mit einem Bereich wie Multi-Asset zu beginnen. Wir hatten das Glück, mit Ingmar Przewlocka den aus meiner Sicht optimalen Leiter für dieses Investmentfeld bereits in unseren Reihen zu haben. Bei Multi-Asset wird es aber nicht bleiben, wie im September bekannt wurde. » Damals hieß das Thema noch nicht ESG, sondern Risiko- management. « Carlos Böhles, Schroders Ausgewiesener Kapitalmarktexperte Carlos Böhles gilt als erfahrener Kapitalmarkt- experte: Vor seinem Antritt bei Schroders Investment Management war er sieben Jahre für die Frankfurter Niederlassung von Merrill Lynch International Bank Limited im Rang eines Director of European Equity für deren europäische Aktienanlagen verantwortlich und hat in dieser Zeit institutionelle Aktienfonds- manager in der Portfolioverwaltung beraten. Vor seiner Tätigkeit bei Merrill Lynch hat Böhles drei Jahre lang als Analyst für Lehman Brothers in Frankfurt und London gearbeitet. Er verfügt über einen Abschluss „Master of Science“ von der London School of Economics and Political Science (LSE) sowie den „Master of Arts“ von der Ruprecht- Karls-Universität in Heidelberg. 52 N o. 4/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | ACH IM KÜS SNE R + CAR LOS BÖHL E S | S CHRODE R S FOTO : © CHR I S TOP H HEMME R I CH

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