Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

anlagen. Und als im Gefolge der Finanzkri- se die Renditen traditioneller Staatsanleihen immer stärker gesunken sind und immer weniger an laufenden Erträgen übrig blieb, reagierten Anleger darauf, indem sie sich zunehmend wegbewegt haben von her- kömmlichen Anleihen in Richtung von Un- ternehmensanleihen, die nun einmal je nach Unternehmen und Branche eine mehr oder weniger deutlich höhere Verzinsung bieten. Davon haben nicht zuletzt auch wir als einer der führenden Anbieter speziell von europäischen Kreditportfolios profitiert. Als der Zinsrückgang sich weiter fortsetzte, wurde die Suche nach einem höheren Ertrag auf High Yield Bonds und Anleihen aus Schwellenländern erweitert. Und seit eini- gen Jahren erleben wir gerade die aus meiner Sicht wahrscheinlich letzte dieser Diversifikationswellen. Die den Investor wohin führt? Böhles: In Richtung von sogenannten Private Assets. Das sind vor allem Private-Debt- Anlagen, im Prinzip die nichtbörsennotierte Bereitstellung von Fremdkapital in Form von Darlehen an Unternehmen, aber auch zur Finanzierung von Infrastrukturprojek- ten, Immobilien oder Handelsaktivitäten. Wir haben darüber hinaus durchaus profi- tiert von einer ebenfalls steigenden Nachfra- ge nach Private Equity, gewissermaßen das Pendant auf der Eigenkapitalseite der nicht öffentlich gehandelten privaten Märkte. Aber Hand aufs Herz: Es wird doch Ge- schäftsfelder geben, mit denen Sie nicht zufrieden sein können?? Böhles: Das trifft natürlich auch auf unser Unternehmen zu. Dabei spielt oft das rich- tige Timing eine nicht zu unterschätzende Rolle. Anders gesagt: Manchmal laufen Dinge optimal, manchmal läuft es gegen einen. Und in einigen Situationen wird man sogar regelrecht zum Opfer seines eigenen Erfolgs. In unserem Fall trifft das zum Bei- spiel auf den Bereich der Unternehmens- anleihen zu. Wir waren vergleichsweise früh mit einem entsprechenden Angebot am Markt, als die beschriebene Diversifkations- welle weg von Staatsanleihen, hin zu höher rentierlichen Credit Investments einsetzte. Entsprechend haben wir im Vertrieb und der Beratung unserer Kunden regelrecht auf die Tube gedrückt, was zu rasant steigenden Assets in diesen Strategien geführt hat. Was Sie als Leiter des institutionellen Ge- schäfts doch sicher gefreut hat? Böhles: Natürlich! Nur hat man uns nach relativ kurzer Zeit signalisiert, es müsse bei diesen hervorragend laufenden Strategien zu einem Soft Closing kommen, weil die Kapazitätsgrenze schon sehr viel früher als erwartet erreicht war. Wir mussten zeitweise hohe dreistellige Millionenbeträge, die zum Investment anstanden, ablehnen, weil sie in Bezug auf ein sinnvoll zu managendes Fondsvolumen einfach nicht unterzubringen waren. Ich will gar nicht sagen, dass das ein Nachteil eines aktiven Managers ist, aber wir stoßen mit unseren aktiv gemanagten Strategien hin und wieder an Grenzen. Küssner: Wobei ich einflechten möchte, dass das aus der Perspektive unserer Kunden natürlich zu deren Vorteil gereicht. Denn es gehört zum Charakter und zur Kultur eines konservativen Hauses wie Schroders und ist bewusster Bestandteil unseres Risikoma- nagements. Deshalb kontrollieren wir bei » Bei Schroders wird es eine Megafusion mit einem bedeutenden Mitbewerber auch künftig nicht geben. « Achim Küssner, Schroders 50 N o. 4/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | ACH IM KÜS SNE R + CAR LOS BÖHL E S | S CHRODE R S FOTO : © CHR I S TOP H HEMME R I CH

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