Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

rem unsere Unabhängigkeit, auf die wir auch in Zukunft sehr großen Wert legen. Wie meinen Sie das? Küssner: Die Tatsache, dass wir weder einer Bank noch einer Versicherung oder einem größeren Vertriebsnetzwerk angehören, war ein nicht zu unterschätzendes Kriterium für unser Wachstum in den vergangenen Jah- ren. Wir konnten nicht erwarten, dass eine Muttergesellschaft uns sozusagen laufend neue Mittel hereinspülen würde. Wir muss- ten unsere Kunden eigenständig gewinnen, um uns die heute verwalteten Assets wirk- lich zu erarbeiten. Das schafft man nur, indem man versucht, möglichst immer einen Schritt voraus zu sein und dauerhaft gute Leistungen an den Tag zu legen. Carlos Böhles: Zudem dürfen wir meiner Ansicht nach schon behaupten, dass wir es nicht ohne Grund geschafft haben, heute mit einem insgesamt verwalteten Vermögen von rund 24 Milliarden Euro in Deutsch- land und 1,4 Milliarden Euro in Österreich zu den ausländischen Asset Managern mit den höchsten Beständen in beiden Ländern zu gehören. Es gibt aus meiner Sicht zwei Aspekte, die dabei entscheidend waren. Zum einen schaffen wir es nicht von unge- fähr schon seit Jahren regelmäßig in die letzte Runde von Ausschreibungen – vor al- lem wenn es um Anlagen in den Emerging Markets geht, und zwar sowohl bei globa- len Emerging Markets als auch bei Anlagen speziell in Asien. Wir haben schon immer einen sehr starken Fokus auf die asiatische Region gerichtet, nicht zuletzt durch einen eigenen Investment Hub, den wir seit Jahr- zehnten in Hongkong unterhalten. Und es ist sicher nicht vermessen zu behaupten, dass wir zu den Marktführern gehören, wenn es um Unternehmensanleihen geht. All das zahlt sich heute aus. Und der zweite Aspekt? Böhles: Wir sind hierzulande mit einem relativ kleinen, aber äußerst stabilen Team aktiv. Das ist durchaus ein eigener Wert, den unsere Kunden besonders zu schätzen wissen, weil sie zum Teil seit 13 Jahren denselben Ansprechpartner haben. Denn es ist nun einmal nicht so, dass die Wertschöp- fungskette mit der Performance beginnt oder aufhört. Das Gesamtpaket einer pro- fessionellen Betreuung muss stimmen. Als ein in Deutschland und Österreich aktiver ausländischer Asset Manager müssen wir jeden Tag den Spagat schaffen, zwischen dem Potenzial einer global agierenden Organisation, die weltweit über 700 Mil- liarden US-Dollar managt, und den spezi- fischen und jeweils national bedingten Bedürfnissen und Erwartungen unserer Kunden in Deutschland und Österreich zu vermitteln. Ich sehe unsere Rolle daher als die eines Diplomaten, der in der Lage ist, die Möglichkeiten eines enorm großen und globalen Investmentuniversums auf die subjektiven Belange eines professionellen Investors herunterzubrechen. Womit sind Sie zufrieden, und an welchen Stellen ist es nicht so gut gelaufen? Böhles: Wir haben in den Jahren nach der Finanzkrise von 2008 einige markante Wel- lenbewegungen erlebt, auf denen Investoren sozusagen vorangetragen wurden. Ich be- zeichne das gern als Diversifikationswellen, in deren Verlauf sich Anleger auf die Suche nach neuen, aber möglichst robusten Ren- ditequellen gemacht haben. Um ihren Ver- pflichtungen nachkommen zu können, brau- chen institutionelle Investoren nun einmal eine auskömmliche Rendite ihrer Kapital- » Wir sind hierzulande mit einem relativ kleinen, aber äußerst stabilen Team aktiv. « Carlos Böhles, Schroders 48 N o. 4/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | ACH IM KÜS SNE R + CAR LOS BÖHL E S | S CHRODE R S FOTO : © CHR I S TOP H HEMME R I CH

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