Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

D as in München ansässige ifo Institut wurde im Jahr 1949 als Informations- und For- schungsstelle für Wirtschafts- beobachtung mit Mitteln des bayerischen Innenministeriums gegründet. Weitreichen- de Bekanntheit bekam das Institut durch die monatliche Veröffentlichung des ifo- Geschäftsklimaindex, der bereits seit 1972 publiziert wird. Der Index basiert auf dem ifo-Konjunkturtest, einer monatlichen Be- fragung deutscher Unternehmen zu ihrer aktuellen wirtschaftlichen Lage und deren jüngster Entwicklung sowie deren Ausblick auf die kommenden Monate. Geleitet wird das ifo Institut von Clemens Fuest, der 2016 in die Fußstapfen seines Vorgängers Hans- Werner Sinn trat. Der 1968 in Münster geborene Fuest gilt als Vertreter einer sogenannten ordolibera- len Position, ein Konzept für eine markt- wirtschaftliche Wirtschaftsordnung, in der ein Staat den Ordnungsrahmen setzen soll, um ökonomischen Wettbewerb und die Freiheit der Bürger auf dem Markt zu ge- währleisten. Seine über die Wissenschaft hinausreichende Bekanntheit verdankt Fuest aber nicht nur seiner Rolle als Präsident des ifo Instituts. Er ist darüber hinaus gern gesehener Interviewpartner in den ver- schiedensten Medien. Im FAZ-Ökonomen- ranking belegt er Platz zwei, nur wenige Punkte hinter Ernst Fehr von der Universität Zürich. Im Zusammenhang mit der Covid- 19-Pandemie hat Fuest angeregt, die vorge- zogene steuerliche Verrechnung prognosti- zierter Verluste stärker als Rettungsinstru- ment für Unternehmen zu nutzen – ein Vor- schlag, der bereits im Zweiten Corona- Steuerhilfegesetz Ende Juni berücksichtigt wurde. Im Juli dieses Jahres erschien Fuests jüngstes populärwissenschaftliches Werk mit dem Titel „Wie wir unsere Wirtschaft retten: Der Weg aus der Corona-Krise“. Im Interview haben wir mit ihm unter anderem über seine Befürchtung gesprochen, wonach die Coronakrise die Finanzkrise von 2008 in den Schatten stellen könnte. Ifo-Präsident Clemens Fuest glaubt, dass es angesichts gestiegener Staatsschulden weniger um deren Abbau geht, das Verhältnis aus Schulden und Wirtschaftsleistung müsse stabilisiert werden. Er erklärt zudem, was er mit einer Rückkehr der Gespenster der Eurokrise meint. » WIR MÜSSEN CO 2 EI Prof. Clemens Fuest : „Während der Krise brauchen wir massive staatliche Eingriffe in die Wirtschaft. Anders ist die Konjunktur nicht zu stabilisieren. Für problematisch halte ich andere Eingriffe, die schon vor der Krise um sich griffen und die sich verstärken.“ 36 N o. 4/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | C L EMENS FUE S T | I FO I NS T I TUT FOTO : © CHR I S TOP H HEMME R I CH

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