Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

chen würde, sondern umgekehrt: damit sich die Versicherungsgesellschaften im Wett- bewerb nicht mit zu hohen Garantiever- sprechen überbieten und desaströs hohe Versprechen abgeben. Viele bieten schon weniger Einige Versicherer sind den dringen- den Apellen bereits gefolgt und bieten im Neugeschäft einen niedrigeren Ga- rantiezins als den Höchstrechnungszins, aber der BaFin sind es noch zu wenige. „In ihrer aktuellen Prognoserechnung hat die BaFin (…) festgestellt, dass noch mehr als ein Viertel aller Lebens- versicherer, deren Neugeschäft lang lau- fende Sparprodukte umfasst, die Leis- tungen mit einem durchschnittlichen Garan- tiezins in Höhe des Höchstrechnungszinses berechnet. Ein weiteres Viertel liegt nur unwesentlich darunter“, schreibt die BaFin in ihrem Journal. Bei Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung (EbAV) stel- le sich die Situation ähnlich dar. Eine we- sentliche Zahl regulierter Pensionskassen verwende im Neugeschäft sogar noch einen Garantiezins über dem Höchstrechnungs- zins. Die Aufsichtsbehörde ist besorgt: „Die BaFin kann derzeit (…) nicht davon aus- gehen, dass sich alle Anbieter der Probleme bewusst sind, die ihre Zinsversprechen mit sich bringen können“, so das BaFin Journal. Dort sagt die BaFin auch, welche Personen- gruppen Einfluss nehmen sollten: „Beson- ders wichtige Rollen mit entsprechenden Einflussmöglichkeiten auf die Geschäfts- leitung füllen in diesem Zusammenhang Mitarbeiter in der versicherungsmathemati- schen Funktion und der verantwortliche Aktuar aus.“ Die Allianz hat reagiert und verspricht ab 2021 bei ihren Neuverträgen in der Lebens- versicherung nicht mehr den vollen Erhalt der Beiträge, also 100 Prozent, sondern wahlweise 90, 80 oder 60 Prozent der ein- gezahlten Prämien. Welchem Garantiezins dies jeweils entspricht, war von der Allianz nicht zu erfahren. Paradoxerweise ermögli- chen die niedrigeren Garantien mit hoher Wahrscheinlichkeit ein besseres Ergebnis für die Kunden, da sie der Allianz mehr Freiräume in der Kapitalanlage lassen. „Mit angepassten Garantien und flexiblerer Kapi- talanlage verbessern sich die Chancen für langfristig attraktive Renditen in Zeiten von Null- und Negativzins“, schreibt die Allianz in einer Presseinformation. ANKE DEMBOWSIK » Wir appellieren an die Versicherer, die Garantiehöhe sehr genau abzuwägen. « Felix Hufeld, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Seit Juli 2000 wird er immer niedriger … So hat sich der Höchstrechnungszins seit 1982 entwickelt. Die nächste Absenkung wird bereits diskutiert. Bei 4,0 Prozent lag der Höchstrechnungszins vom Juli 1994 bis Juni 2000. Dieser Satz war das Maximum (übrigens seit 1903, so lange liegen der DAV Daten zum Höchstrechnungs- zins vor). Aber gerade zur Tarifgeneration mit 4,0 Prozent wurden sehr viele Lebensversicherungsverträge abgeschlossen. Dieser hohe Vertragsbestand lastet schwer auf der Verpflichtungsseite der Lebensversicherungsunternehmen. Quelle: Assekurata 2015 2020 2010 2005 2000 1995 1990 1985 1982 2,28 % 13,50 % 20,48 % 12,33 % 14,05 % 15,50 % 8,85 % 5,00 % 3,33 % 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % 40 % 45 % 50 % 55 % 60 % 0 % 0,5 % 1,0 % 1,5 % 2,0 % 2,5 % 3,0 % 3,5 % 4,0 % Rechnungszinsgenerationen (linke Skala) Rechnungszins Anteil an Branchen-Deckungsrückstellung Anteil an Branchen-Deckungsrückstellung (rechte Skala) ← ZZR-Generationen → Referenzzins 272 N o. 4/2020 | www.institutional-money.com S T E U E R & R E C H T | HÖCHS T R E CHNUNGS Z I NS DE R L EBENS VE R S I CHE RUNGEN FOTO : © SCHA FGANS DGP H B A F I N

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