Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

man in allen Bereichen, in denen es nach wie vor Hindernisse für den freien Kapital- verkehr gibt, kontinuierlich weiterarbeitet. Es bleibt noch viel zu tun, und jetzt sollte dabei mehr Ehrgeiz gezeigt werden.“ Womöglich erklärt das den großen Umfang des aktuellen Aktionsplans mit 16 Unterpunkten. Er baut auf den Empfehlun- gen des High Level Forums auf, zu dem 28 hochrangige Führungskräfte aus der Indus- trie, Sachverständige, Verbrauchervertreter und Wissenschaftler im Sommer zusam- menkamen. Mit diesem Plan will man nun an die Ziele des Aktionsplans von 2015 und dem seither Erreichten anknüpfen. Consolidated Tape Die relevantesten Punkte für institutionel- le Investoren dürften die Einrichtung eines EU-weiten zentralen EU-Börsenpreisservice (Consolidated Tape) sowie die Einführung einer digitalen Plattform für Unternehmens- daten (European Single Access Point, ESAP) sein. Mit deren Hilfe sollen Investo- ren einen nahtlosen Zugang zu Finanz- und Nachhaltigkeitsinformationen erhalten, was auch angesichts der Veröffentlichungs- pflichten zu Nachhaltigkeitsrisiken, die sich aus der EU-Taxonomie ergeben, wichtig ist (siehe Artikel zur EU-Taxonomie in diesem Heft) . Vorbild für den EU-Börsenpreisservice ist das „Consolidated Tape“ in den USA. Von einem solchen Echtzeitservice erhofft man sich mehr Markttransparenz und dadurch eine fairere Preisbildung an den Märkten. Mit dem, was die europäischen Finanz- marktrichtlinie MiFID II in dieser Hinsicht gebracht hat, ist die Europäische Wertpa- pier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA nicht zufrieden. „Die ESMA-Überprüfung ergab, dass die MiFID II ihr Ziel, die Kos- ten für Marktdaten, die von Handelsplätzen und genehmigten Veröffentlichungsverein- barungen (APAs) erhoben werden, zu sen- ken, bislang nicht erreicht hat“, schreibt die Behörde in einer Mitteilung. Da bislang kein europäisches Consolidated Tape zu- standegekommen ist, empfiehlt die ESMA die Einrichtung eines EU-weiten konsoli- dierten Börsenpreisservice mit Echtzeitkurs- daten für Aktien. European Single Access Point Ein weiterer wichtiger Punkt des Aktions- plans ist die Schaffung einer EU-weiten Plattform für finanzielle Informationen (European Single Access Point, ESAP). Auf der einen Seite sollen Investoren dadurch Zugang zu Unternehmensinformationen er- halten, auf der anderen Seite will man auf diese Weise kleinen und mittleren Unter- nehmen (KMU) den Zugang zu Kapital erleichtern, was ja ebenfalls ein Ziel der Kapitalmarktunion ist. Der einfache und kostengünstige Zugang zu gut strukturierten, zuverlässigen Daten – unter anderem auch zu ESG-Daten – ist in Zeiten der Digitalisierung sowohl für Inves- toren als auch für Asset Manager essenziell. Das zeigt aktuell auch der Umstand, dass über die Preisanstiege der Ratingagenturen heftig gerungen wird, von deren Daten man Daten sind der neue Rohstoff des digitalen Zeitalters. Der schnelle Zugang zu einheitlichen Aktienkurs- und Unternehmensdaten in Europa ist für Investoren essenziell. Dies ist daher ein wichtiges Element des Aktionsplans. N o. 4/2020 | www.institutional-money.com 267 S T E U E R & R E C H T | KAP I TA LMARK TUN I ON

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