Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

Z iemlich genau fünf Jahre nach Vorstellung des ersten EU-Ak- tionsplans zur Stärkung der Kapitalmarktunion im Jahr 2015 veröffentlichte die EU-Kommission nun am 24. September ihren zweiten Ak- tionsplan. Er enthält nicht weniger als 16 Punkte (siehe Kasten). Mit der Umsetzung des Plans soll zwar bereits ab Anfang 2021 begonnen werden, insgesamt handelt es sich bei der Kapitalmarktunion jedoch um ein zäh vorankommendes Megaprojekt. Marktfinanzierung Mit der Kapitalmarktunion sollen bekanntlich der freie Kapitalverkehr innerhalb der EU vertieft und Hemmnisse für Unternehmen – insbeson- dere für KMU – beim Zu- gang zu Kapital beseitigt werden. Diese Zielsetzung gewinnt insbesondere zu Zei- ten der coronabedingten wirt- schaftlichen Krise an Aktuali- tät, weil gerade jetzt die Ver- sorgung der Unternehmen mit Finanzmitteln eine wich- tige Voraussetzung für deren Existenzsicherung und an- schließende wirtschaftliche Erholung darstellt. Auch soll die Kapitalmarktunion helfen, die erforder- lichen Mittel für den europäischen „Grünen Deal“ bereitzustellen, und die Digitalisie- rung soll sie ebenfalls voranbringen. Auch für die Seite der Investoren und As- set Manager ist eine möglichst reibungslos funktionierende Kapitalmarktunion wichtig, etwa weil der Anteil an Darlehen und struk- turierten Produkten in den Portfolios der Institutionellen steigt. Ein grenzüberschrei- tender Zugang zu Darlehen sowie einheitli- che Standards bei den Strukturierungen wären hier hilfreich. So erklärt Jörg Asmus- sen, Hauptgeschäftsführer des deutschen Versicherungsverbands GDV, gegenüber Institutional Money: „Der Aktionsplan ist ein wichtiger Impuls für die Vollendung des europäischen Binnenmarktes. Die Vorschlä- ge der EU-Kommission erleichtern institu- tionellen Anlegern wie Versicherern grenz- überschreitende Investitionen und erschlie- ßen kleinen und mittleren Unternehmen neue Finanzierungsquellen. Die Umsetzung des Aktionsplans wird die europäische Wirt- schaft langfristig digitaler und nachhaltiger machen, kurzfristig erleichtert sie die Erho- lung nach der Covid-19-Krise.“ Ähnlich positiv äußert sich auch BVI- Hauptgeschäftsführer Thomas Richter auf der Jahrespressekonferenz des BVI am 10. Februar: „Wir unterstützen die Kapital- marktunion, denn es ist die Aufgabe von Asset Managern, Angebot und Nachfrage von Kapital grenzüberschreitend zusam- menzubringen.“ Er bemängelt aber, dass die EU selbst seit Jahren den Erfolg der Initia- tive verhindere, vor allem durch falsch ver- standenen Verbraucherschutz. Als Beispiele führt er den europäischen Infrastrukturfonds ELTIF und das paneuropäische Pensions- produkt PEPP an, wo man nicht richtig vom Fleck käme. Komplexes Unterfangen Dass die Entwicklungen nur zäh voran- schreiten, wird offenbar auch seitens der EU-Behörden wahrgenommen. So rief die Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in ihrer Rede zur Eröffnung der Ple- nartagung des Europäischen Parlaments am 24. September auf: „Vollenden wir endlich die Kapitalmarktunion!“ Die Kommission ist bemüht. „Wenngleich die EU wesentli- che Fortschritte erzielt hat, ist die Schaffung und Vertiefung der Kapitalmarktunion ein komplexes Unterfangen, das sich nicht durch eine einzelne Maßnahme verwirklichen lässt“, fährt von der Leyen in ihrer Rede fort, „Fortschritte sind nur möglich, wenn Der europäische Kapitalmarkt soll zusammenwachsen. Dazu hat die EU-Kommission nun einen zweiten Aktionsplan zur Stärkung der Kapitalmarktunion zusammengestellt. Gleich bei mehreren Themen geht es um eine Verbesserung der Datenlage. » Die Vorschläge der EU-Kommission erleich- tern institutionellen Anlegern wie Versicherern grenzüberschreitende Investitionen. « Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des deutschen Versicherungsverbands GDV Projekt Markttransparenz » Wir unterstützen die Kapitalmarktunion, denn sie bringt Angebot und Nachfrage von Kapital grenzüberschreitend zusammen. « Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des deutschen Fondsverbands BVI FOTO : © A X E L GAUB E , DOM I N I K BU T ZMANN, GORODENKOF F | S TOCK . ADOB E . COM 266 N o. 4/2020 | www.institutional-money.com S T E U E R & R E C H T | KAP I TA LMARK TUN I ON

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