Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

US-amerikanischen Aktienmärkten flüchte- ten Investoren in Qualität, sichtbar an den starken Zuflüssen in Government- und Treasury-Geldmarktfonds. Allein im März flossen ihnen 620 Milliarden US-Dollar zu, was einem Anstieg von 32 Prozent ent- spricht. Investoren in den USA reagierten also ähnlich wie die europäischen. Bei den etwas riskanteren Prime-Geldmarktfonds flossen im März 83 Milliarden US-Dollar ab, ein Rückgang um 16 Prozent, so S&P. Nachfrage steigt Während in den USA Geldmarktfonds traditionell sowohl von institutionellen als auch von privaten Invest- oren stark genutzt werden, ist ihr Einsatz in Europa noch nicht so lange üblich. „Seit 15 Jahren haben sich Geldmarktfonds in Deutschland nach und nach etabliert, wobei die Finanz- markt- und die Coronakrise die Entwick- lung beschleunigt haben“, beobachtet Sven Lorenz, Head of Money Market bei Amun- di Deutschland. Er sagt auch, welche Inves- torengruppen Geldmarktfonds hierzulande nutzen: „Im institutionellen Bereich sind es Versicherungen und Pensionseinrichtungen, aber auch Unternehmen, die Geldmarkt- fonds für ihr Treasury nutzen. Die Nach- frage von Unternehmen nimmt zu, denn in diesen unsicheren Zeiten wird Liquidität verstärkt zurückgelegt.“ Selektionskriterien Interessant ist, nach welchen Kriterien Investoren Geldmarktprodukte auswählen. „Ein zentraler Aspekt ist ein hohes Fonds- volumen, denn es ermöglicht eine breite Diversifikation sowohl nach Assets als auch nach Anlegern“, sagt Lorenz. Dies kann Milz bestätigen: „Das liegt an den relativ hohen Beträgen, die Investoren speziell in Geldmarktfonds handeln. Sie möchten nicht gern mehr als zehn Prozent eines Fonds halten. Wenn sie größere Beträge in Cash- Fonds halten wollen – beispielsweise kurz vor einem Unternehmenskauf – streuen sie lieber über mehrere Geldmarktfonds.“ Auch in anderer Hinsicht sehen Investo- ren Unterschiede zwischen den Geldmarkt- fonds. „In operativer Hinsicht sind die pro- blemlose Anbindung des Fonds an das Treasury-System, die Lieferung aller Daten und Reports durch den Asset Manager sowie kurzfristige Handelbarkeit – idealer- weise mit taggleicher Valuta – von Bedeu- tung“, weiß Lorenz, worauf Investoren ach- ten. Ähnlich wie Fidelity ermöglicht auch Amundi für seine Geldmarktfonds einen taggleichen Handel (t+0), während für Wertpapierfonds t+1 oder t+2 üblich sind. Darüber hinaus spielen noch weitere Kriterien eine Rolle: „Weil unsere Kunden das so gewünscht haben, haben wir für Geldmarktfonds extra späte Cut-off-Zeiten eingerichtet. Außerdem bieten wir die Ab- wicklung der Trades über unseren Transfer Agent J.P. Morgan an“, so Milz. „Das ist wichtig für institutionelle Investoren, denn sie möchten einen möglichst geringen ope- rationellen Aufwand. Bei Geldmarktfonds muss alles sehr schnell und quasi auf Knopfdruck gehen. Das ist nicht vergleich- bar mit der Fondsauswahl im Bond-Be- reich.“ Außerdem baut Fidelity International seine Geldmarktfondspalette in Europa aus: „Wir werden wahrscheinlich nächstes Jahr unsere Geldmarktfonds-Palette erweitern, um auch Kunden mit extrem konservativen Liquiditätsansprüchen bedienen zu kön- nen“, verrät Milz. ANKE DEMBOWSKI » Die problemlose Anbindung des Fonds an das Treasury-System und die kurzfristige Han- delbarkeit sind bei Geldmarktfonds wichtig. « Sven Lorenz, Head of Money Market bei Amundi Deutschland Vier Arten von Geldmarktfonds Nach der Money Market Fund Regulation (MMFR) von 2017 unterscheidet man vier Arten von Geldmarktfonds. Zu normalen Zeiten ist der Fondstyp LVNAV in Europa am stärksten verbreitet. Im März jedoch 2020 flüchteten Investoren in die noch sichereren Public-Debt-Constant-Asset-Value-Fonds. *Weighted Average Maturity (WAM) beziehungsweise die gewichtete durchschnittliche Restlaufzeit misst die Anzahl an verbleibenden Tagen bezüglich der Laufzeit einer Anleihe. Die gewichtete durchschnittliche Restlaufzeit repräsentiert den marktgewichteten Durchschnitt an Restlaufzeit der einzelnen Portfoliobestände. | **Weighted Average Life (WAL) beziehungsweise die gewichtete durchschnittliche Laufzeit ist eine Kennzahl für die Sensibilität in Bezug auf das Liquiditäts- und/oder Kreditrisiko. Die gewichtete durchschnittliche Laufzeit berücksichtigt sämtliche Kaufoptionen, die vom Emittenten ausgeübt wurden, sowie zulässige laufzeitverkürzende Instrumente wie die sofortige Fälligkeit von Krediten. Quelle: Fidelity International, ESMA Public Debt Constant Asset Value (CNAV) Low Volatility Net Asset Value (LVNAV) Short Term Variable Net Asset Value (VNAV) Standard Variable Net Asset Value (VNAV) Fondstyp Short Term MMF Short Term MMF Short Term MMF Standard MMF Investiert in … („eligible investments“) Mind. 99,5 % in Public-Debt- Papiere, Reverse Repos, besichert mit Staatspapieren, Cash MMI, Einlagen, ABCP, Verbriefungen, Reverse Repos, Derivate, Anteile anderer MMF MMI, Einlagen, ABCP, Verbriefungen, Reverse Repos, Derivate, Anteile anderer MMF MMI, Einlagen, ABCP, Verbriefungen, Reverse Repos, Derivate, Anteile anderer MMF WAM*/WAL** 60 Tage / 120 Tage 60 Tage / 120 Tage 60 Tage / 120 Tage 180 Tage / 365 Tage Maximale Fälligkeit 397 Tage 397 Tage 397 Tage 2 Jahre Tägliche Liquidität 10 % 10 % 7,50 % 7,50 % Wöchentliche Liquidität 30 % 30 % 15 % 15 % NAV-Typ Konstanter NAV Variabler NAV Variabler NAV Variabler NAV 254 N o. 4/2020 | www.institutional-money.com S T E U E R & R E C H T | GE LDMARK T FONDS R EGUL I E RUNG FOTO : © AMUND I DEU T SCH L AND

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