Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

Erst im August hatte die ESMA neue Leitlinien zu ihren Stress- testszenarien für Geldmarktfonds veröffentlicht. Sie enthielten eine Modifikation zu den Risikopara- metern, „um eine Änderung der Risikoparameter aufzunehmen, damit wir den jüngsten Marktent- wicklungen im Zusammenhang mit der Covid-19-Krise besser Rechnung tragen“, lautet die ESMA-Erklärung. Aktives Investorenverhalten Die engmaschige Regulierung der Geldmarktfonds hat nicht zuletzt dazu beigetragen, das Ver- trauen der Investoren in dieses Instrument zu stärken. Entspre- chend nutzen die Investoren diese kurzfristig ausgerichteten Fonds, wie die EFAMA-Statistiken zei- gen (siehe Chart „Zu- und Ab- flüsse der Geldmarktfonds“) . Demnach verzeichneten europäi- sche Geldmarktfonds zur Covid- 19-Krise und in den Monaten da- nach die heftigsten Ab- und Zu- flüsse aller Fondskategorien. Im März 2020 zogen Investoren 45 Milliarden Euro aus Geldmarkt- fonds ab, was laut EFAMA der höchste monatliche Abfluss war, der in dieser Kate- gorie jemals verzeichnet wurde. Von April bis Juli brachten Investoren dann Monat für Monat wieder zwischen 32 und 59 Milliar- den zurück; im August flossen erneut 12 Milliarden Euro ab. Diese starken Bewe- gungen zeigen, dass Geldmarktfonds von Investoren als effiziente Cash-Management- Instrumente angesehen und entsprechend genutzt werden. Umschichtungen im Segment Auch innerhalb des Segments wurde hef- tig umgeschichtet. „Wir konnten beobach- ten, dass Investoren im März zum Höhe- punkt der Coronakrise von den Corporate- related Geldmarktfonds in die Treasury- related Geldmarktfonds umgeschichtet ha- ben“, erklärt Annika Milz, Head of Institu- tional Asset Management Deutschland bei Fidelity International. In Krisenzeiten setzen Investoren also selbst innerhalb der Katego- rie Geldmarktfonds noch auf die Gold-pla- ted-Variante. „Gleich im April, als sich die Situation wieder entspannte, kehrten die Investoren in die LVNAV-Fonds zurück“, berichtet Milz. Offenbar lohnt sich das Umschichten, „denn jedes minimale Mehr an Risiko bietet hier einen Mehrertrag, auch wenn er nur ge- ring sein mag“, weiß Milz und ergänzt: „Das Verhalten der Investoren zeigt, dass sie volles Vertrauen in die Fungibilität des Instruments Geldmarktfonds haben und auf dieser Klaviatur spielen, sprich, die nach ih- rem Risiko-Ertrags-Profil unterschiedlich abgestuften Produkte bewusst einsetzen.“ US-Geldmarktfonds-Engpässe Jenseits des Atlantiks waren ebenfalls ak- tive Umschichtungen zu beobachten, wobei dort einige Geldmarktfonds aufgrund der extremen Bewegungen durch Zu- und Ab- flüsse in Liquiditätsschwierigkeiten gerie- ten. Einige von ihnen sahen sich gezwun- gen, externe Tools zu nutzen. Sie nahmen beispielsweise die im März 2020 eigens eingerichtete „Money Market Mutual Fund Liquidity Facility (MMLF)“ der Federal Reserve in Anspruch, mit der sich Geld- marktfonds Liquidität besorgen können. Darüber hinaus schlossen einige amerikani- sche Government-Geldmarktfonds als Vor- sichtsmaßnahme ihre Türen für neue Inves- toren, nachdem die Fed im März zwei Zins- anpassungen vorgenommen hatte. Zweck der Schließungsmaßnahmen war, die Per- formance für die bestehenden Anleger zu halten und zu vermeiden, in negativ ver- zinste Staatspapiere investieren zu müssen, schreibt S&P Global Ratings in einem Report vom 30. April 2020 (U.S. ‚AAAm‘ Fund Risk Metrics). „Im ersten Quartal 2020, als sich die Covid-19-Pandemie in den USA ausbreite- te, konnten wir außergewöhnliche Aktivitä- ten innerhalb des Geldmarktsektors feststel- len“, schreibt S&P Global Ratings in seiner Publikation. Nach Ausverkäufen an den „Geldmarktfonds sind sehr effiziente Cash-Management-Tools, insbesondere für Unternehmen mit großen Barguthaben, die weg von herkömmlichen Bankeinlagen diversifizieren wollen“, schreibt der europäische Fondsverband EFAMA. N o. 4/2020 | www.institutional-money.com 253 S T E U E R & R E C H T | GE LDMARK T FONDS R EGUL I E RUNG

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