Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

ken für den Ausbau des G5-Netzwerks oder für große Projekte wie eine neue Autobahn? Wenn die Regierungen wollen, dass Versi- cherer in Infrastruktur investieren, muss man Lösungen finden, wie man die Risiken reduzieren und in einer bestimmten Band- breite halten kann. Das lässt sich beispiels- weise über öffentliche Garantievereinbarun- gen lösen. Halten Sie den ICS oder Solvency II für den besseren Standard? Skjødt: Es wird schwierig, den ICS so zu gestalten, dass er besser als Solvency II ist, denn er hat noch nicht die Reife. Solvency II wurde bereits in allen EU Ländern einge- führt und ist ein gutes Solvenzsystem, das schon weit entwickelt ist. Viele andere Re- gionen verfolgen ebenfalls die Grundprin- zipien von Solvency II, nur noch nicht die USA. Aber es gibt auch Herausforderungen bei Solvency II, daher gibt es jetzt gerade eine Überarbeitung. Der ICS kann dort ein wichtiges Signal sein, wo es ansonsten kein risikosensitives System gibt. Muss dann beispielsweise die Allianz beide Standards einhalten? Skjødt: Es würde keinen Sinn machen, wenn die Allianz oder die anderen Global Player sowohl Solvency II als auch den ICS einhal- ten müssten. Wichtig ist, dass sie einen Stan- dard einhalten, der allgemein anerkannt ist. Was wird aus den britischen Versicherern, wenn Großbritannien die EU verlässt? Skjødt: Wenn für sie dann keine ähnlichen Standards wie unter Solvency II gelten, wird es für britische Versicherer schwierig werden, ihre Produkte in der EU zu ver- treiben. Ich denke, der britische Regulator wird etwas Äquivalentes wie Solvency II bevorzugen. Und was ist mit den USA? Skjødt: Ja, die sind tatsächlich der Elefant im Raum! Es ist allgemein bekannt, dass die US-Versicherungsunternehmen einem völlig anderen Regime unterliegen, das weniger risikosensitiv ist. Man hat einen Kompro- miss gefunden, um die USA überhaupt mit im Boot zu halten: Sie dürfen nun ein Modell entwickeln, in dem alle Unter- nehmen einer Gruppe miteinander aggre- giert werden. Die Zahlen gelten dann auf Gruppenebene. Aber die US-Unternehmen befürchten, dass die Zahlen gegen sie ver- wendet werden, obwohl der ICS nun ent- wickelt wird. Das ist alles eine hochpoliti- sche Angelegenheit! Wie international ist denn der Versiche- rungsmarkt überhaupt? Skjødt: Eigentlich ist das Versicherungs- geschäft ein lokales Business. Wenn ein Versicherer in einem anderen Markt als dem Heimatmarkt Geschäft schreiben will, kauft er dort gern ein Versicherungsunternehmen auf, tritt also mit den anderen Marktteil- nehmern zu gleichen Bedingungen in den Wettbewerb. Versicherungsprodukte sind schließlich nicht wie Autos oder Kleidung, wo man auf den ersten Blick die Qualitäts- unterschiede erkennt. Da brauchen Sie schon eine lokale Präsenz, alles andere kann problematisch werden! Wir hatten hier bei- spielsweise Probleme auf dem dänischen Markt: Einige ausländische Anbieter haben billige Versicherungsprodukte auf den däni- schen Markt gebracht, die sich am Ende als Skandalprodukte entpuppten. Die dänischen Kunden wurden schließlich aus dem däni- schen Garantiefonds entschädigt, obwohl die ausländischen Versicherer dort nie etwas eingezahlt hatten. Aber der Garantiefonds musste zahlen, um nicht das Vertrauen der Bevölkerung in die Versicherungen generell zu gefährden. Anders ist das im Rückversicherungsge- schäft, das ist wirklich global. Wir danken für das Gespräch. ANKE DEMBOWSKI » Auch eine Null-Prozent-Garantie hat einen großen Nutzen für die Versicherungsnehmer, aber das muss man kommunizieren. « Peter Skjødt, unabhängiger Berater für Versicherungen, bis vor Kurzem Direktor bei der Geneva Association 250 N o. 4/2020 | www.institutional-money.com S T E U E R & R E C H T | P E T E R S K JØDT FOTO : © M I CHA E L MANS F E L D T

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