Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

Jahr fast einen dreistelligen Millionenbe- trag“, erklärt Korfmacher. Die 3,35 Prozent muss das WPV allerdings nicht auf das gesamte Kapital erwirtschaften. „In unse- rem System sind die Rücklagen nicht zins- fordernd. Auf die Buchwerte des gesamten Kapitals gerechnet, müssen wir nur rund 2,9 Prozent erzielen, aber auch das ist in einem Jahr wie 2020 nicht trivial.“ Im Jahr 2020 werde man zwar den erforderlichen Netto- zins ausweisen, „aber die nächsten Jahre werden sicher schwieriger als die vorange- gangenen“, wird er nachdenklich. Zeitgemäße Struktur Während der Anfänge der Corona- krise hätten die liquiden Assetklassen zunächst verloren, hätten sich sodann aber weitgehend wieder erholt. Die illiquiden Assetklassen seien hingegen Nachläufer. „Niemand kann vorhersa- gen, wie es mit der Pandemie weiter- geht. Vorstellbar ist, dass wir zunächst einige dürre Jahre sehen. In dieser Zeit muss man von den Reserven leben, die man in den guten Jahren zuvor aufgebaut hat“, meint er nüchtern. Es ist ihm ein Anliegen, über eine spezielle Anlageform zu sprechen: die Studierendenfinanzierung. Er hat eh- renamtlich an der Konzeption dieser Studierendenfinanzierung, die von der Brain Capital GmbH administriert wird, teilgenommen und ist dort im Beirat tätig. Das Modell geht dahin, Studie- renden die Studiengebühren an privaten Hochschulen vorzufinanzieren; im Berufs- leben müssen die Teilnehmer bei diesem Finanzierungsmodell sodann über einen be- stimmten Zeitraum einen Prozentsatz ihres Gehalts zurückzahlen. „Ich bin der Mei- nung, dass junge Menschen unabhängig vom Geldbeutel ihrer Eltern die gleichen Chancen haben sollten, sich auch eine pri- vate Hochschule mit einer speziellen Aus- bildung aussuchen zu können. Also keine Gleichmacherei im Ergebnis, aber eine An- näherung der Startchancen“, so Korfmacher, „und ein mit anderen Anlageklassen un- korreliertes, unter Rendite-Risiko-Gesichts- punkten attraktives Investment für einen institutionellen Investor ist es außerdem!“ Wenn er etwas für richtig ansieht, dann macht er es, ohne zu schauen, was die an- deren tun. Daher hat er früh angefangen, den Assets des WPV eine moderne Struktur zu geben. „2002 haben wir bereits eine Master-KVG und einen Global Custodian mandatiert.“ Jetzt liegen die liquiden Assets in einem Masterfonds bei der BayernInvest KVG und die alternativen Investments in zwei SCS-Strukturen in Luxemburg, ähn- lich deutschen Kommanditgesellschaf- ten. In einer SCS sind Immobilien und in der anderen alternative Anlagen ge- bündelt. „Als Global Custodian haben wir 2002 BNP Paribas Securities Ser- vices mandatiert. Für BNP waren wir damals der erste institutionelle Kunde in Deutschland“, so Korfmacher. Die Entscheidungen über Kauf und Verkauf der Anlagen werden von der Master-KVG beziehungsweise dem AIFM in Luxemburg und gegebenen- falls von diesen angebundenen exter- nen Managern getroffen. „Wir wirken aber beratend und empfehlend über einen Anlageausschuss bei der Aus- wahl externer Vertragspartner und von Investments mit“, so Korfmacher. Er bleibt eng dran und behält als Kapitän den Überblick über die Gesamtanla- gen. ANKE DEMBOWSKI Asset Allocation Der aktuelle Zielkorridor des WPV Die Fixed-Income-Quote liegt nur noch bei 22 Prozent und die Quote der alternativen Anlagen, insbesondere Immobilien, bei knapp 50 Prozent. *Corporates, Emerging Markets Debt, High Yield | **Zinsträger-Direktbestand inklusive Grundschulden Quelle: WPV |Stand: 31. Oktober 2020 Immobilien 26,6 % Fixed Income** 21,7 % Alternative Investments 20,62 % Aktien inkl. Wandelanleihen 13,7 % Credit* 9,43 % Geldmarkt 7,95 % » Der Vorstand bestimmt die Geschäftspolitik und legt insoweit die strategi- sche Allokation und die Risikoneigung der Vermögensanlage über ein Risikobudget fest. « Dr. Wilhelm Korfmacher, Versorgungswerk der Wirtschafts- prüfer und der vereidigten Buchprüfer im Lande NRW 242 N o. 4/2020 | www.institutional-money.com P O R T R Ä T | DR . WI LHE LM KOR FMACHE R | WPV FOTO : © TAT I ANA KURDA

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