Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

über eine lange Zeitdauer.“ Mit dem ver- bleibenden Bestand konzentriert er sich auf deutsche Adressen. „Bei Fixed Income neh- men wir keine Risiken auf der Bonitäts-, sondern eher auf der Strukturierungsseite.“ Zusätzlich ist das WPV mit rund zehn Prozent des Portfolios im Credit-Bereich engagiert: Emerging Market Debt, Cor- porate Bonds und High Yields. „Hier setzen wir auf die Expertise externer Manager.“ Die Aktienquote des WPV von rund 14 Prozent bezeichnet Korf- macher als im Vergleich zu anderen Ver- sorgungswerken „eher niedrig“, ausge- glichen wird dies durch eine steigende Quote an Private-Equity-Investments. Langfristig ist er von Alternatives und Immobilieninvestments überzeugt. „Bei Immobilien liegen wir mit 27 Prozent bereits über der 25-Prozent-Quote, die die Anlageverordnung eigentlich nur zulässt. Wir nutzen hier einen Teil der fünfprozentigen Öffnungsklausel“, er- klärt Korfmacher. Er verweist darauf, dass bei den Quoten noch Spielraum besteht, weil in NRW zusätzlich zu die- ser Öffnungsklausel eine erweiterte Öffnungsklausel von noch einmal fünf Prozent gilt. „Die Quote kann man in Anspruch nehmen, wenn man erhöhte Anforderungen, insbesondere im Risiko- management und in der Eigenkapitalausstat- tung, erfüllt.“ Mit den Immobilien-Engagements hat das WPV in der Zeit seit externer Messung der Wertentwicklung 2014 einen Return on Investment von rund 8,5 Prozent jährlich er- wirtschaftet. „Ich gehe allerdings davon aus, dass die Wertentwicklung auch in diesem Bereich in den nächsten Jahren deutlich niedriger sein wird. Die Coronakrise wird bei Büro- und Gewerbeimmobilien Ein- schläge hinterlassen, Wohnimmobilien hin- gegen bleiben eher stabil“, meint er. Ihn freut, dass das Land NRW plant, eine eigene Quote für Infrastrukturinvestments ohne Anrechnung auf die Risikokapitalquo- te einzuführen. „Dies wird die Risikokapi- talquote, die auch beim WPV weitge- hend ausgelastet ist, deutlich entspan- nen“, meint Korfmacher. Rechnungszins 3,35 Prozent In diesem Setting empfindet er die Regulierung für das WPV als nicht über- mäßig einschränkend. „Das Problem ist der Rechnungszins.“ Das WPV hat den bei Gründung eingeführten Rechnungs- zins von vier Prozent zunächst für zehn Jahre und inzwischen auf Dauer sukzes- sive abgesenkt. „Jetzt sind wir bei einem Rechnungszins von 3,35 Prozent und werden diesen – dies ist jedenfalls die derzeitige Entscheidungslage – nach und nach im Rahmen der zur Verfügung ste- henden Mittel unter Verzicht auf Anpas- sungen von Anwartschaften und Renten abhängig von der Kapitalmarktentwick- lung weiter absenken. Die derzeitige Pla- nung geht dahin, den Rechnungszins wie bisher jährlich um 0,05 Prozent zu redu- zieren. Das führt zu einer Erhöhung der Deckungsrückstellung, kostet also jedes » Bei Fixed Income nehmen wir keine Risiken auf der Bonitäts-, sondern eher auf der Strukturierungsseite. « Dr. Wilhelm Korfmacher, Versorgungswerk der Wirtschafts- prüfer und der vereidigten Buchprüfer im Lande NRW Dr. Hans Wilhelm Korfmacher Dr. Hans Wilhelm Korfmacher studierte Rechtswissenschaften und Betriebswirtschaftslehre in Bielefeld. Nach der Promotion und seiner Assistentenzeit an einem wirtschaftsrechtlichen Lehrstuhl arbeitete er zunächst als Referent in der Wirtschaftsprüferkammer, die seinerzeit ihren Sitz in Düsseldorf hatte. Ab 1993 baute er das Versorgungswerk der Wirtschaftsprüfer und der vereidigten Buchprüfer im Lande Nordrhein-Westfalen (WPV) auf, wo er zunächst Alleingeschäftsführer war und seit Oktober 2019 Vorsitzender der Geschäftsführung ist. Daneben ist er selbst- ständiger Rechtsanwalt und seit 2006 ehrenamtlicher Vorstands- vorsitzender des Frankfurter Club of Finance e. V. 240 N o. 4/2020 | www.institutional-money.com P O R T R Ä T | DR . WI LHE LM KOR FMACHE R | WPV FOTO : © TAT I ANA KURDA , P R I VAT

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