Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

der Austausch über Themen nicht nur, aber insbesondere im Bereich der Finanzindus- trie und über den Tellerrand der eigenen Profession und der täglichen Arbeit hinaus, das ist mir wichtig!“ Er betont auch den al- truistischen Ansatz des Vereins, das allge- meine Wissen über Themen der Finanzin- dustrie zu verbessern und damit einen Bei- trag für die Allgemeinheit zu leisten. Es sei befruchtend, sich nicht nur im eigenen Be- reich zu bewegen. „Ich höre gern hin, wenn darüber gesprochen wird, wie es andere machen“, so Korfmacher. Zum WPV Zurück zu seinem Schiff WPV: Es bilan- ziert nach HGB. Mittlerweile hat das Anla- geportfolio ein Volumen von rund vier Mil- liarden Euro (Buchwerte). „Aufgrund des ständigen Zuflusses neuer Mittel und ver- gleichsweise noch geringer Rentenauszah- lungen wird das Anlageportfolio in den nächsten 15 Jahren trotz des geringen Zins- niveaus weiter bis auf gut acht Milliarden Euro ansteigen“, weiß Korfmacher. Um Liquidität muss er sich keine Sorgen machen, denn das WPV hat eine geregelte Pflichtmitgliedschaft und keine Stornorisi- ken wie etwa Lebensversicherer. „In den nächsten 15 Jahren brauchen wir weder die angelegten Gelder noch die Erträge daraus, um unsere Verpflichtungen zu erfüllen.“ Letztlich müsse die Asset Allocation so ge- staltet sein, dass sie auch in einer schwieri- gen Phase durchgehalten werden kann. „Wenn man die erforderliche Risikotragfä- higkeit nicht hätte, müsste man Sicherungs- maßnahmen implementieren, aber die kos- ten bekanntlich Geld“, sagt er und weiter: „Ich bin aufgrund der Erfahrungen mit mehreren Jahrhundertkrisen innerhalb mei- ner Berufszeit inzwischen demütig genug zu sagen, dass man nicht den richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkt finden wird“, gibt Korfmacher zu. „Daher sind für mich das Wichtigste bei der Kapitalanlage die strate- gische Allokation und die Diversifikation.“ Er ist froh, dass die aufsichtsrechtlichen Regelungen – die Aufsicht liegt beim Minis- terium der Finanzen des Landes NRW – die Möglichkeit eröffnen, die Kapitalanlage an die Herausforderungen anzupassen. „Die nach den Anlagevorschriften vorgesehenen Quotenbegrenzungen stellen für uns derzeit noch kein Problem dar, müssen aber per- spektivisch bereits heute bei Entscheidun- gen mit Wirkung in die Zukunft beachtet werden.“ Problematischer sei die Notwen- digkeit, bei steigenden Anlagequoten in Risikoaktiva, Immobilien und alter- nativen Anlagen durch Reserven auf Passiv- und Aktivseite stets ein ausreichendes Risikobudget vorzu- halten. Portfolio Die Quote für Staatsanleihen und Pfand- briefe (Fixed Income) liegt nur noch bei 22 Prozent, und die Quote alternativer An- lagen, insbesondere Immobilien, Private Equity, Infrastruktur und Private Debt, be- trägt mittlerweile knapp 50 Prozent. „Die Frage, ob und in welchem Umfang das Portfolio eines berufsständischen Versor- gungswerks, das auf absehbare Zeit keine Liquiditätsanforderungen hat, Anlagen im klassischen Fixed Income braucht, ist sehr spannend und nicht einfach zu beantwor- ten“, meint Korfmacher. Viele Lebensversi- cherungen hätten aufgrund regulatorischer Rahmenbedingungen noch Quoten in Fixed Income von über 70 Prozent. „Wir werden unsere Quote in Fixed Income eher weiter reduzieren. Der Kauf von Staatsanleihen und deutschen Pfandbriefen ist bei einem Negativzins bis in lange Laufzeitenbereiche hinein nicht sinnvoll.“ Anders könnte man dies nur dann sehen, wenn man von noch negativeren Zinsen in der Zukunft ausgeht und die Papiere unter Tradinggesichtspunk- ten kauft. „Wir sind aber keine Trader, zu- dem rechne ich persönlich zwar mit einer längerfristigen Phase sehr niedriger Zinsen, nicht aber mit einem noch niedrigeren Zins » Das Wichtigste bei der Kapital- anlage sind für mich die strategische Allokation und die Diversifikation. « Dr. Wilhelm Korfmacher, Versorgungswerk der Wirtschaftsprüfer und der vereidigten Buchprüfer im Lande NRW 238 N o. 4/2020 | www.institutional-money.com P O R T R Ä T | DR . WI LHE LM KOR FMACHE R | WPV FOTO : © TAT I ANA KURDA

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