Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

Ein Rätsel der besonderen Art Am sentix Fonds Aktien Deutschland manifestiert sich ein gar nicht so seltenes Problem. M anfred Hübner, Geschäftsführer und Chefstratege der sentix Asset Management GmbH, gilt als einer der profiliertesten Experten auf dem Ge- biet der Sentimentanalyse und für Beha- vioral Finance in Deutschland. Mit dem sentix Global Investor Survey hat er das führende Sentimentbarometer in Europa entwickelt. Bei sentix leitet Hübner das Research und bringt als Chefstratege seine mehr als 30-jährige Kapitalmarkterfah- rung ein. Herr Hübner, wie erklären Sie sich, dass das Fondsvolumen des als ETF-Plus-Produkt sehr gut perfor- menden sentix Fonds Aktien Deutschland nicht Fahrt aufnimmt, sondern – im Gegenteil – volumen- mäßig seit der Coronakrise zur Schwäche neigt? Was schließen Sie aus den Rückmeldungen aus dem Vertrieb? Manfred Hübner: Das Volumen ist im März dieses Jahres stark geschrumpft, da ein Kerninvestor im Corona-Crash einen Stopp ziehen musste. Dieser Verkauf war schmerzlich, hatte aber nichts mit dem Fonds selbst zu tun, sondern letztlich mit der Risikotragfähigkeit des Kunden. Sol- che Rückschläge sind nicht einfach zu ver- dauen und führen oftmals zu weiteren pro- zyklischen Verkäufen anderer Anteilseig- ner, die ihre Quote konstant halten möch- ten. Trotz dieser Widrigkeiten ist es uns ge- lungen, die Outperformance des Fonds zu steigern. Wir haben es zudem mit einem klassischen Henne-Ei-Problem zu tun. Un- sere Vertriebsaktivitäten sind auf institutio- nelle Adressen gerichtet, um die Fondsgrö- ße zu steigern. Leider haben wir keine Bank, die uns den Fonds „seedet“. Man muss wissen: Viele Anleger wollen deut- lich über eine Million Euro auf einmal investieren können, was aufgrund von quo- talen Erwerbsgrenzen derzeit einem Invest- ment im Wege steht. Sie sind nicht die einzige Investmentbou- tique, die Schwierigkeiten beim Absatz ihrer Produkte hat, selbst wenn deren Pro- dukte „Top of the Crop“ sind. Haben Sie schon über die Einschaltung eines Third Party Marketers nachgedacht? Wo sehen Sie hier die größten Herausforderungen? Hübner: Wir haben uns durchaus schon mit dem einen oder anderen Anbieter gespro- chen. Unser Ansatz ist jedoch sehr fokus- siert und erfordert eine intensive Einarbei- tung und ein gewisses Verständnis der Materie. Zudem haben die meisten Ver- markter eine Vielzahl an Konzepten im Angebot. Wir wünschen uns jedoch einen kontinuierlichen Vertriebsfokus für unsere Produkte und kein „Cherry Picking“ auf Basis von kürzerfristigen Wertentwick- lungsergebnissen. Wir beobachten den Markt aber in jedem Fall weiter auf- merksam. Glauben Sie, dass ein semipassives Pro- dukt wie das Ihre, wo ein Index auf aktives Management trifft, deswegen nicht gekauft wird, da es sich nicht gut einordnen lässt, etwa wenn ein Institutioneller einen Core (=passiv) Satellite (=hoch aktiv) in sei- nem Portfolio abbildet? Hübner: Ein solches Feedback bekommen wir von Kundenseite so gut wie nie. Ne- ben der guten Performance gefällt den Kunden die Einfachheit der Fondskon- struktion. Die fehlende Intraday-Handel- barkeit ist da ein Thema, bei dem unser Fonds nicht mit einem ETF vergleichbar ist. Bei einem Marktvolumen in DAX- ETFs von rund acht Milliarden Euro müsste es dennoch genügend Investoren geben, die nicht leichtfertig ein so attrak- tives Mehrertragspotenzial verschenken wollen, wie es unser Fonds bietet. Das Produkt lässt sich zudem äußerst einfach in bestehende Strukturen integrieren. Ra- tionale Investoren, die einen DAX-ETF im Bestand haben, müssten demnach sofort wechseln. Hinzu kommt, dass die semiaktive Komponente den Vorteil hat, dass das Produkt noch eine Rendite liefert, selbst wenn zwischenzeitlich das Markt- risiko abgesichert werden muss. Könnte die Kostenstruktur abschreckend auf institutionelle Investoren wirken? Ha- ben Sie hier schon Gegenentwürfe zur jet- zigen Regelung in der Schublade? Hübner: Das denken wir nicht. Wir haben das Produkt bewusst so konzipiert, dass die Kostenstruktur zwischen einem aktiven und einem passiven Produkt liegt. Der In- vestor erhält einen Fonds, der die Attribute des passiven ETFs hat und zusätzlich ein Plus an Rendite. Indexnähe und nachhalti- ge Outperformance sind kein Widerspruch. Klar ist aber auch, dass ein Investor ab ei- nem bestimmten Volumen entweder eine Rückvergütung oder eine eigene Tranche erhalten kann. Ebenso ist es möglich, die gleiche Strategie für einen Anleger in ei- nem Spezialfonds mit entsprechender frei- er Konditionsgestaltung abzubilden. Der Trend zu ESG ist unübersehbar. Ha- ben Sie schon darüber nachgedacht, even- tuell eine ESG-Variante Ihres Fonds auf- zulegen? ESG-Indizes und auch die dazu- gehörigen Derivate sind ja im Kommen … Hübner: Ja, das Thema haben wir auf dem Radar. Wir warten jedoch ab, welche ESG-Ausgestaltung sich bei den Indizes durchsetzt. Zudem ist für unseren Ansatz wichtig, dass es liquide Derivate gibt, die ESG-Indizes abbilden. » Wir haben das Produkt so konzipiert, dass dessen Kosten zwischen aktiven und passiven Produkten liegen. « Manfred Hübner, Geschäftsführer und Chefstratege der sentix Asset Management GmbH in Frankfurt 214 N o. 4/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | S ENT I X FONDS FOTO : © S ENT I X A S S E T MANAGEMENT

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