Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

Covid-19-Stress: Deutsche Konzerne versus Mittelstand Die aktuelle Deep-Data-Analyse von Quantic zeigt, wer besonders unter Lockdown-Folgen leidet. U m den Effekt eines aktuellen Covid- 19-Stress-Szenarios auf die deutsche Wirtschaft zu studieren, haben die Experten von Quantic Asset Solutions auf- grund der neuesten Anfang November eintreffenden Daten mithilfe von Big-Data- Auswertungen untersucht, wie sich einzelne Segmente der deutschen Wirtschaft in fol- gendem Hauptszenario schlagen werden: Unterstellt wird ein BIP-Rückgang von 5,4 Prozent für 2020 sowie ein BIP-Wachstum von 4,7 Prozent 2021 und von 2,7 Prozent 2022. Weitere Makrofaktoren wurden ent- sprechend diesem Szenario angepasst. Betrachtet man die Börsenkursentwicklung, hat man den Eindruck, als sei die Corona- krise an den Firmen in den Topindizes in Deutschland – mit wenigen Ausnahmen wie etwa der Lufthansa – fast spurlos vor- übergegangen, denn die Kurse sind nahe ihrer alten Hochs. Doch wie geht es der Ebene darunter, dem viel gepriesenen Mittelstand, dem wahren Wirtschaftsmotor Deutschlands, also jenem Segment, das zumeist nicht börsennotiert ist? War man im Einsammeln von Staatshilfen genauso erfolgreich wie die Topunternehmen mit ihren politischen Kontakten? Kann man dort genauso schnell wieder aufholen, oder machen sich hier die Einschläge doch stärker bemerkbar? Eine Analyse „Wall Street versus Main Street“ also für deutsche Verhältnisse adaptiert, soll hier Einblicke in den Istzustand und die Aus- sichten der Firmen in den beiden Folge- jahren liefern. „Um nun zu untersuchen, ob und wie sich Großfirmen vom Mittel- stand anhand dieses Szenarios unterschei- den, hat Quantic 67 Firmen aus DAX und MDAX sowie weitere 11.675 deutsche Firmen als Vertreter des Mittelstands aus- gewählt und für diese insgesamt 11.742 Firmen mittels CDX, der Quantic Credit- Dynamix-Engine, das jeweilige Bilanz- und GuV-Bild jeder dieser 11.742 Firmen für die Jahre 2019 bis 2022 berechnet und dann über die jeweiligen Firmen aggre- giert“, erläutert Walter Mussil. Die Ergeb- nisse der ausgewählten Größen „Vorsteuer- gewinn“ und „Ausfallwahrscheinlichkeit“ zeigen interessante Zusammenhänge auf. Volatiler Mittelstand Der aggregierte Vorsteuergewinn (siehe gleichlautende Doppelgrafik, linker Teil) zeigt den erwarteten Rückgang 2020 so- wie die Erholung 2021 und 2022. Aller- dings fallen bei den 76 DAX- und MDAX- Unternehmen sowohl der Rückgang als auch die Erholung schwächer aus als bei den Mittelständlern, was der rechte Teil der Doppelgrafik illustriert. Während der Vorsteuergewinn für die DAX- und MDAX-Unternehmen von 2019 auf 2020 um 17 Prozent schrumpft, ist bei den Mittelständlern eine Schrumpfung von 29 Prozent zu erkennen. Walter Mussil dazu: „Dies ist sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass DAX- und MDAX- Unternehmen stärkere Marktmacht in der Preissetzung haben und Kosten flexibler abwälzen können.“ Die Mittelständler ho- len dann mit 41 respektive 23 Prozent Wachstum 2021 beziehungsweise 2022 allerdings stärker auf als DAX- und MDAX- Firmen, deren Vorsteuergewinn mit 13 Prozent 2021 und acht Prozent 2022 be- scheidener wächst. „,Wall Street‘ ist in der Krise also weni- ger empfindlich als ,Main Street‘, aller- dings zeigt ,Main Street‘ ein höheres künf- tiges Potenzial, denn 2022 übertrifft ,Main Street‘ ihren 2019er-Wert des Vorsteuerge- winns deutlich, ,Wall Street‘ dagegen nur leicht“, analysiert Mussil. Ausfallwahrscheinlichkeiten Betrachtet man die Ausfallwahrschein- lichkeit als Maß für die Bonität, so zeigt sich folgendes Bild, wie im linken Teil der Doppelgrafik „Mittlere Ausfallwahrschein- lichkeit: Entwicklung und Wachstum“ dar- gestellt. Wer vermutet, dass die großen Tanker hier das bessere Ende für sich ha- ben, liegt absolut richtig, wie die Auswer- tungen von Quantic Financial Solutions er- geben. Mussil dazu: „Erwartungsgemäß ist das Bonitätsniveau der DAX- und MDAX- Firmen wesentlich besser, was sich in zirka Aggregierter Vorsteuergewinn Absolute Entwicklung des aggregierten Vorsteuergewinns … … und Wachstum desselben (rechts) Die höhere Ergebnisvolatilität des Mittelstands gegenüber DAX- und MDAX-Titeln wird in der linken Grafik offensichtlich und besonders auch in der rechten, wo die Scharte 2020 eindrucksvoll in den beiden Folgejahren ausgewetzt werden sollte. Quelle: Quantic Financial Solutions 0 50 100 150 200 250 2022 2021 2020 2019 DAX & MDAX Mittelstand Mio. Euro -30 % -20 % -10 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 2022 2021 2020 DAX & MDAX Mittelstand 208 N o. 4/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | COV I D - IMPAC T- ANA LY S E

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