Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

von mehr als fünf Millionen Euro auf- weisen, aus 13 Industrien und mit drei Szenarien analysiert und zu aussage- kräftigen Gesamtaussagen verdichtet. Die Szenarien sind natürlich von den weiteren Schritten der jeweiligen Re- gierungen abhängig und können durch entsprechende Maßnahmen abge- schwächt oder auch verstärkt werden. Jedenfalls haben diese Entscheidungen einen signifikanten Einfluss auf die Entwicklung ganzer Branchen und werden den Zeitraum der wirtschaft- lichen Erholungen entweder verkürzen oder verlängern. Drei Szenarien Neben dem Basisszenario – das ist jenes, mit dem man für den Zeitraum von 2020 bis 2022 hätte rechnen kön- nen, wenn es zu keiner Corona-Pande- mie gekommen wäre und das von einem schwachen, stetigen Wirtschafts- wachstum ausgeht – sind es drei ver- schiedene Szenarien, die anhand der Bilanzdaten analysiert werden. Szenario 1 geht von einer V-förmi- gen Erholung aus, wo nach dem schar- fen Rückschlag 2020 ein ähnlich star- ker Rebound 2021 einsetzt und 2022 das Vorkrisenniveau in der wirtschaft- lichen Entwicklung erreicht wird. Szenario 2 entspricht einer U-förmi- gen Erholung: Nach einem noch schärferen Wirtschaftseinbruch 2020 als im V-Szenario, kommt die Schrumpfung der Wirtschaft erst 2021 zum Stehen und tritt dann in eine Erholungs- und Normalisie- rungsphase ein, die aber 2022 noch nicht mit dem Erreichen des Vorkrisenzustands einhergeht. Und dann ist da noch Szenario 3: Es entspricht eine L-Form und ist das ungünstigste der drei. Hier geht Quantic für 2020 von einem noch steileren Absturz aus, der erst 2021 zum Stillstand kommt. Darauf folgen Stagnation und schleppende Erho- lung, die auch 2022 noch weit vom Vorkri- senzustand in der Wirtschaftsentwicklung entfernt ist. Quantics „Covid Global Corporate Im- pact Simulation“ errechnet nun aus den ag- gregierten Deep-Data-Auswertungen mehr als 40 Positionen der Bilanz und Gewinn- und-Verlust-Rechnung und leitet daraus fünf Finanzkennzahlen (Quotienten) sowie eine Ausfallwahrscheinlichkeit (Probability of Default) jedes Unternehmens ab. Diese Informationen sind beispielsweise für Wirt- schaftsprüfer wertvoll, wenn es um die Be- wertung von Forderungen etwa in den Bankbüchern, Private-Debt-Fonds oder auch um Multiples von Beteiligungen in Private-Equity-Portfolios geht. Wertvolle Information Allein das erklärt schon das große Inter- esse der Top-Wirtschaftsprüfungskanzleien und macht die Kooperation mit einer der Top-4-Adressen verständlich. Die Vierfach- grafik „Deutsche Firmen versus BIP“ zeigt exemplarisch, wie sich entsprechend der verschiedenen Szenarien Bilanzsumme und Betriebsergebnis aller deutschen Firmen so- wie die Multiples der Ausfallwahrschein- lichkeit im Vergleich zum Vorkrisenniveau 2019 entwickeln werden. Im Vergleich dazu steht die Wachstumsrate des deutschen BIP, die in den Szenarien 1 und 2 (V und U) für 2022 ein Einschwenken auf den Wachs- tumspfad aus dem Basisszenario vorsieht, während in Szenario 3 (L) noch ein Gap zu den Vorkrisenzeiten erhalten bleibt. Auffäl- lig ist die höhere Streuung der Firmenaus- fallwahrscheinlichkeiten zwischen den ein- zelnen Szenarien, die nicht weiter verwun- derlich, für die Banken bei der Bildung von Rückstellungen aber essenziell ist. Bei den Betriebsgewinnen ist der Stand des Jahres 2019 nur im V-Szenario erreichbar. Die Simulation betreffend die Entwicklung der Bilanzsummen zeigt im Fall des Eintretens des V-Szenarios ein leichtes Übertreffen des Standes von 2019, und das U-Szenario kommt immerhin fast an das Basisszenario heran. Im L-Szenario bleibt noch einiges für 2023 und danach aufzuholen. Hier wirken sich die gestiegenen Konkurse – in Gestalt höherer Ausfallwahrscheinlichkeiten – noch länger bremsend aus. DR. KURT BECKER Die Spuren, die die Covid-19-Pandemie in den Unternehmensbilanzen hinterlassen wird, werden sich auch auf die Kapitalmarkt- entwicklung der vor uns liegenden Jahre auswirken. N o. 4/2020 | www.institutional-money.com 207 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | COV I D - IMPAC T- ANA LY S E

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