Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

leicht mit passiven Produkten wie etwa ETFs umsetzbar ist, scheinen semipassive Ansätze wie der von Faros vorgestellte Faktor-Timing-Ansatz, der aktives Timing mit passiven Anlagen kombiniert, ein Mo- dell mit Zukunft zu sein. Auf eine höhere Ebene ge- hoben könnte dies der Start- schuss für ein allgemeines Modell sein, das Überschuss- renditen bei fixierten Zielvolatilitäten gene- riert. Man darf jedenfalls gespannt sein, wie sich die Assets dieses Faktor-Timing-Ansat- zes in der nächsten Zeit entwickeln werden. Von so manchem anderen Multi-Faktor- Ansatz enttäuschte Großanleger sollten sich doch ohne Probleme finden lassen, haben doch viele Kon- zepte in der letzten Zeit nicht das gehalten, was sie ur- sprünglich versprochen hatten. Für jene institutionellen Anle- ger, die aus Diversifikations- gründen einen weiteren Multi- Faktor-Ansatz für ihr Portfolio suchen, bietet das beschriebe- ne Modell eine interessante Ergänzung. Wer sich bisher dem Thema noch nicht zugewendet hat, sollte nicht zögern, sich damit auseinan- derzusetzen. DR. KURT BECKER Prozent ist das Alpha auch bei drei Pro- zent per annum, die Information Ratio beträgt dann aber nur 0,75. Welche Restriktionen bei der Optimierung nach Markowitz gibt es? Long-only ist die einzige Restriktion – und das ganz bewusst. Je mehr Re- striktionen man implementiert, desto suboptimaler werden die Rechener- gebnisse. Schließlich geht es ja darum, Momentum arbeiten zu lassen. Wenn einzelne Faktoren herausfallen, kann in einem extremen Fall auch nur einer investiert sein. Auch wollten wir uns nicht dem Vorwurf aussetzen, durch zu viele Restriktionen das Ergebnis schönrechnen zu wollen. Sie verwenden MSCI-Faktor-ETFs. Nun gibt es immer wieder Einwände gegen einzelne Anbieter, dass ihre Be- rechnungsweise des Faktor-Exposures sowie Abgrenzung vielleicht nicht immer ganz sauber sind und es beispielsweise einen Overlap gibt. Beeinflusst diese Pro- blematik nicht die Ergebnisse? Unser Ansatz ist nicht von der Definition von Faktoren abhängig, sondern es han- delt sich um eine reine Markowitz-Opti- mierung aufgrund der Zeitreihen, die als einzigen Parameter den Ex-ante-Tracking- Error kennt. Warum verwenden Sie eine Look-Back- Periode von 91 Tagen, also drei Monaten? Das klassische Time-Series-Momentum hat sich bei drei Monaten als das stärkste erwiesen. Deshalb hat sich für uns der gleiche Horizont für unsere Look-Back- Periode beim Faktor-Timing angeboten. Welche Frequenz gibt es beim Rebalan- cing? Die Kosten für monatliches Rebalancing liegen bei zirka 60 Basispunkten im Jahr, bei wöchentlichem Rebalancing betragen sie schon 2,4 Prozent pro Jahr. Schon aus Kostengründen präferieren wir daher trotz eines etwas höheren Brutto-Alphas bei wöchentlichem Rebalancing die monat- liche Variante. Wie hoch ist der Portfolioumschlag? Annualisiert liegt er bei der Anwendung eines monatlichen Rebalancings zwischen 600 und 800 Prozent. Dazu muss man wissen, dass ein kompletter Turnover drei plus drei Basispunkte Kosten verursacht. In etwa 30 Basispunkte pro Jahr betragen die durchschnittlichen Kosten der Faktor- ETFs. Welche Arten von Anlagen laufen schon mit Echtgeld und seit wann? Derzeit gibt es zwei Segregated Accounts, der eine umfasst 40 Millionen Euro Ak- tien Welt und läuft ab Oktober 2019, der zweite sind 20 Millionen Euro in Aktien Europa. Das wird ab Juli 2020 umgesetzt. Bei dem Renten- oder Mixed-Allocati- on-Ansatz, bei dem der Faktor-Timing- Ansatz aufgrund des Momentums ebenso funktioniert, führen wir derzeit Kundengespräche. Was sind Ihre Überlegungen für die Zukunft? Eventuell könnte ESG als sechster Faktor eingeführt werden. Oder man wartet, bis es für die Faktor-ETFs auch jeweils eine ESG-Variante gibt. Damit wäre dann Nachhaltigkeit erfolgreich implementiert. Planen Sie, einen Fonds aufzulegen? In der Tat überlegen wir, einen Publikums- fonds zum Thema Faktor-Timing aufzu- setzen. Fürchten Sie nicht Nachahmer ihres Fak- tor-Timing-Ansatzes, wenn Sie das Paper veröffentlichen, indem die Modellspezifika niedergeschrieben sind? Als Consultant sehen wir uns zu beson- derer Transparenz verpflichtet. Zudem akzeptiert der institutionelle Kunde keine Blackbox-Lösungen. Über kurz oder lang kann man Wissen in der Finanzindustrie sowieso nicht geheim halten. Wir danken für das Gespräch. » Long-only ist die einzige Restriktion, die wir eingeführt haben. Und das ganz bewusst. « Dr. Marc Rohloff, Leiter der Geschäftsentwicklung, ALM Consultant & Quant Strategist bei Faros Consulting GmbH & Co. KG, Frankfurt am Main  » Mittels unseres Markowitz- Ansatzes erreichen wir eine deutlich höhere risikoadjustierte Rendite. « Uwe Rieken, Vorstand Faros Fiduciary Management AG, Frankfurt am Main 204 N o. 4/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | MULT I - FAK TOR

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